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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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entscheiden, der das Glück auf seiner Seite hat.
Für die Soldaten galt fortwährendes Glück, wie
Caesar es aufzuweisen hatte, als ein sicheres Zeichen, dass die
Götter auf seiner Seite standen, und was konnte man schon mehr
verlangen?         
    Die Legionen, die seit
uralten Zeiten als Erste, Zweite, Dritte und Vierte durchnummeriert
waren, waren von den Konsuln persönlich befehligt worden, und
alle vier unterstanden nun dem Kommando Caesars als Diktator. Es
waren diese Legionen, die er jetzt zu voller Stärke aufbaute.
Die Zeiten, in denen man in der Gegend rund um Rom noch eine
große Armee ausheben konnte, waren längst vorbei,
deshalb durchkämmte Caesar ganz Italia und Gallia cisalpina
nach Rekruten und schickte sie in seine Ausbildungslager. Die
meisten befanden sich in Campania, da die Gegend dort zum einen
sehr fruchtbar und somit die Versorgung der Truppen
gewährleistet war und es dort zum anderen noch jede Menge
öffentliches Land gab, das noch nicht von unseren gierigen
Senatoren und Equites beansprucht wurde, obwohl sie hart an diesem
Problem arbeiteten. Gutes Land entzog sich nie lange dem begierigen
Zugriff der Aristokraten.
    Ich persönlich
war der Meinung, dass Caesar sich schließlich und endlich
eine zu große Aufgabe vorgenommen hatte. Gegen mutige, aber
schlecht organisierte Gallier zu kämpfen war eine Sache.
Parthien war etwas anderes. Parthien war ein riesiges, sich
ausbreitendes Reich und Erbe des Persischen Reiches der
Großkönige. Genau das machte, was Caesar anging,
natürlich den Reiz Parthiens aus. Nur Alexander hatte es
bisher geschafft, Persien zu erobern, und Caesar würde
zweifellos als der neue Alexander tituliert werden, wenn ihm das
Gleiche gelingen sollte.
    Bedauerlicherweise war
König Phraates nicht Dareios III. Dareios III. war ein im
Palast großgezogener Monarch gewesen, der seinen Harem auf
den Feldzug mitgenommen und beim ersten Rückschlag in einer
Schlacht die Flucht ergriffen hatte. Phraates hingegen war ein
unter harten Umständen lebender Soldatenkönig. Seine
Parther waren zähe, berittene Bogenschützen, die bis vor
kurzem in den östlichen Steppen gelebt hatten und in das Reich
eingedrungen waren und das müde, schlaff gewordene persische
Blut aufgefrischt hatten.
    Wir Römer hatten
uns immer in der offenen Feldschlacht ausgezeichnet, in der wir
engen Kontakt zu unserem Feind hatten und ihn in einem
Mann-gegen-Mann-Kampf bezwingen konnten. In dieser Art Schlacht ist
der römische Soldat mit seinem Pilum und seinem Kurzschwert
beinahe unbesiegbar. Auch was die Organisation der
Kriegsführung und die Taktik der Belagerung angeht, sind wir
hervorragend. Leider erweisen die Parther uns nicht den Gefallen,
nach unseren Regeln der Kriegsführung zu kämpfen. Sie
sind nomadenhafte Bogenschützen und halten den Kampf Mann
gegen Mann für würdelos. Bei Carrhae haben sie die
Legionen des Crassus auf ihren Pferden umkreist und einen Pfeilhagel nach dem
anderen auf sie niedergehen lassen. Die Römer haben sich unter
ihre Schilde geduckt und darauf gewartet, dass den Parthern die
Pfeile ausgingen. Das war bisher immer passiert, doch diesmal
nicht. Die Parther hatten mit Pfeilen beladene Kamele
herbeigeschafft, und der Beschuss hatte nie aufgehört. Die
römische Armee konnte weder kämpfen noch fliehen, und so
sind die Soldaten gestorben. Einer kleinen Truppe, die unter
Cassius' Befehl stand, gelang es, sich einen Weg freizukämpfen
und zu entkommen. Ein bejammernswerter Rest hat sich ergeben und
wurde versklavt.
    Wenn Caesar einen Plan
hatte, wie er diesen kleinen Vorteil der Parther zunichtemachen
wollte, erzählte er es weder mir noch sonst irgendjemandem. Er
schien davon auszugehen, dass sein legendäres Glück schon
jegliche Schwierigkeiten aus dem Weg räumen würde. Dies
war ein weiterer Grund, weshalb ich entschlossen war, ihm in kein
weiteres seiner militärischen Abenteuer zu folgen. Ich hatte
zu oft gewürfelt, um zu glauben, dass eine
Glücksträhne für immer währt. 
    An jenem Tag war er
auf dem Marsfeld und nahm eine Kohorte seiner neuen Truppen in
Augenschein, die am Abend zuvor von Capua herbeimarschiert waren.
Sie strahlten in ihrer neuen Ausrüstung, und ihre Schilde
glänzten von frischer Farbe. Irgendetwas an ihnen sah
merkwürdig aus, und ich brauchte einen Moment, bis mir bewusst
wurde, dass ihre Helme aus Eisen gefertigt waren anstatt aus der
üblicherweise verwendeten Bronze. Sie entstammten den
gallischen Waffenarsenalen, die Caesar

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