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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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länger. Aber in Wahrheit wissen wir ziemlich
wenig, oder?«
    »Wir wissen,
dass Kleopatra Domitius in ihre Dienste genommen hat. Was wir jetzt
herausfinden müssen, ist, wie er aus ihrem Haus zu den
Ställen des Archelaus gelangt ist und warum.« Ich
ließ meinen Blick über die Straße zur Schenke
schweifen, in der die Boten verkehrten. Das Gemälde auf der
einen Seite der Tür stellte Mercurius dar, was keine
Überraschung war. Auf der anderen Seite prangte das Bild eines
Gladiators. Aus Gründen, die ich nie verstanden habe, sind
diese glücklosen Männer zu einem beliebten
Glücksbringersymbol geworden, und man sieht an allen
möglichen Stellen Gemälde von ihnen, üblicherweise
an Eingängen. »Hermes, ich möchte, dass du heute
Nachmittag noch einmal hierherkommst, wenn die Schenke voll ist.
Drück dich eine Weile da herum und sieh zu, ob du etwas
über unseren Freund Domitius in Erfahrung bringen
kannst.«
    Er strahlte.
»Gerne.«
    »Aber du musst
nüchtern bleiben.«
    »Wie soll ich
nüchtern bleiben, wenn ich nicht jegliche Glaubwürdigkeit
verlieren will?«
    »Du findest
schon einen Weg. Du bist schließlich ein helles
Köpfchen. Das ist ja einer der Gründe, warum ich dich in
die Freiheit entlassen habe.«
    »Du hast es
nicht aus Zuneigung getan? Oder weil ich jahrelang hart für
dich gearbeitet und dir treue Dienste geleistet habe? Oder weil ich
dir so oft das Leben gerettet habe oder wegen der furchtbaren
Gefahren, die wir gemeinsam durchgestanden haben?«
    »Nein.«
    »Hätte ich
mir auch nicht vorstellen können. Und was
nun?«
    Inzwischen waren wir
um eine Ecke gebogen und hatten das Forum betreten. Wegen Caesars
Bauprojekten war es dort noch lauter und chaotischer als sonst.
Schwer mit Marmor beladene Wagen rumpelten über das Pflaster.
Andere waren mit Holz, Ziegeln oder jenem pulverförmigen
Zement beladen, aus dem, gemischt mit Kies und Wasser, Roms
einzigartig hässlicher, blassrosafarbener Beton hergestellt
wurde. Die Leute standen sich gegenseitig im Weg, und am Fuß
der Monumente lungerten lauthals krakeelende Großmäuler
herum. Unbeaufsichtigte Kinder, die nichts Gutes im Schilde
führten, flitzten zwischen den Beinen der Erwachsenen
hindurch. Bauern führten mit Obst und Gemüse beladene
Esel zu den Gemüsemärkten jenseits des Forums, fliegende
Händler boten ihre Ware feil, lustvoll die Gesetze
missachtend, die derlei Aktivitäten auf dem Forum verboten.
Marktschreier waren, mit der gleichen Inbrunst jegliche Gesetze
missachtend, voll in ihrem Element, Wahrsager hatten ihre
Stände entlang der Portiken aufgebaut und köderten die
Ängstlichen mit Glücksprophezeiungen und dem Versprechen,
für das Wohlwollen der Götter zu sorgen.
    Es war ein vertrauter,
beruhigender Anblick, ein Anblick, wie ich ihn während der
meisten Tage meines Lebens genossen hatte. Wenn die Hitze und die
Gerüche des Sommers die herrschende Atmosphäre belastet
hätten, wäre es vielleicht nicht so erfreulich gewesen,
aber so, wie es war, war es das Forum, wie ich es liebte. Doch
irgendwo da draußen, vielleicht sogar auf dem Forum selbst,
aber mit Sicherheit innerhalb der Stadt oder ihrer
Außenbezirke, lief ein Mörder frei herum, verborgen wie
ein unter der Wasseroberfläche unsichtbarer Hai.
    »Was
nun?«, wiederholte ich Hermes' Worte. Über dem Dach des
Saturn-Tempels sah ich die über ihm thronende Fassade des
Archivs, dessen sich über drei Stockwerke erstreckende
Bögen von meinem Blickwinkel aus den Tempel der Juno Moneta
und den Tempel des Jupiter Optimus Maximus zu tragen schienen, die
alles wohlwollend überblickten. Hoch über den
Tempeldächern kreiste ein Adlerpaar. Zweifelsohne würden
viele Müßiggänger aus dem Flug dieser Vögel
ein Omen herauslesen, obwohl ständig Adler über das
Capitol flogen. »Ja, was nun?«
    Ich hatte gerade eine
kleine Ansammlung von Männern erspäht, die unter der
Caesar-Statue beieinanderstanden, und erkannte einige von ihnen als
die Volkstribunen des damaligen Jahres. Sie diskutierten lauthals
miteinander und zogen eine kleine Menschenmenge an. Diese
Männer waren in jenem Jahr verständlicherweise
verärgert. Ausgestattet mit der Befugnis, Gesetze in die
plebejische Volksversammlung einzubringen und Senatsbeschlüsse
mit einem Veto zu belegen, war ihr Amt eines der mächtigsten
überhaupt, nicht jedoch in einem Jahr mit einem Diktator an
der Macht. Wenn sie jetzt ein Gesetz einbringen wollten, hatten sie
keine Aussicht, es durchzubringen, es sei denn, es wurde

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