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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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In
Wahrheit trank ich alles. Und tue es immer noch, was Wein angeht.
Das Mädchen kehrte mit einer großen Schale
großzügig gesalzener, knusprig gerösteter
Nüsse und Trockenerbsen zurück.
    »Ich kenne dich
natürlich, Senator Metellus«, sagte Cinna mit leicht
verzerrter Stimme, woran seine geschwollenen Nasendurchgänge
schuld waren. Seine Nase, die in ihrem Ursprungszustand
zweifelsohne recht hübsch anzusehen war, nahm rasch die Form
und Farbe einer reifen Pflaume an. »Ich weiß, dass du
mit Caesars Nichte verheiratet und mit ihm befreundet bist, seit
ihr beide kleine Jungen wart.«
    Ich nahm einen
kräftigen Schluck und überlegte, wie ich darauf reagieren
sollte. Es war deutlich übertrieben, uns als Freunde aus
Kindheitstagen zu bezeichnen. Bis ich in den Zwanzigern war, hatte
ich Caesar kaum gekannt. Er war etwa zehn Jahre älter als ich.
Seitdem hatten wir allerdings häufig eng zusammengearbeitet.
Für einen erst kürzlich auf den Plan getretenen Mann wie
diesen obskuren Cinna mochte es durchaus so aussehen, als ob Caesar
und ich alte Kumpane
wären.         
    »Caesar traut
keinem anderen Mann so, wie er meinem Patron vertraut«,
erklärte Hermes mit schmieriger Offenheit. Er hatte sich
bereits entschieden, wie man Cinna am besten zu begegnen hatte, und ich
hielt es für das Beste, das Spiel mitzuspielen.
    »Das ist gut zu
wissen«, sagte er. »Caesar hat eine Menge
Speichellecker auf seiner Seite, aber nur ein paar wenige wirkliche
Anhänger.« 
    »Ach, deshalb
hattest du keine Einwände gegen die Krone auf der
Statue«, stellte ich fest.
    Er kicherte.
»Ich habe sie ihr aufgesetzt.«
    Das war interessant.
»Und du hättest nichts dagegen, wenn eine echte Krone
den Kopf unseres Diktators zieren würde?«
    »Warum sollte
ich? Die Republik der alten Tage ist tot, das sieht doch jeder.
Seit Marius hatten wir einen starken Mann nach dem anderen, der
diktatorische Macht an sich gerissen hat, ob er den Titel nun
tatsächlich getragen hat oder nicht. Wenn niemand an der Macht
ist, kämpft der Rest darum, die Macht zu bekommen. Es ist ein
heilloses Chaos, und es ist idiotisch und destruktiv. Caesar ist
der erste Mann mit wirklichem Talent und der Begabung, mit eiserner
Hand zu regieren und unbedeutendere Männer kraft seiner
Autorität kleinzuhalten. Warum sollte man ihm dazu nicht auch
noch den Thron und die Krone gewähren? In der Vergangenheit
wurden wir schon einmal von Königen regiert, und es waren gute
Könige. Erst als wir Etrusker als Könige hatten, haben
wir die Monarchie abgelehnt.«
    »Die Leute
empfinden tiefes Unbehagen gegen eine uneingeschränkte
Ein-Mann-Herrschaft, erst recht, wenn sie auch noch vererbt werden
kann.« Ich kaute ein paar Nüsse.
    »Aber das ist
verrückt«, sagte er. »Die Republik funktionierte
einigermaßen gut, als Rom ein kleiner Stadtstaat war wie
Dutzende andere in Italia. Damals reichte eine Gruppe reicher
Bauern aus, um die Stadt zu regieren, als sämtliche Hilfskräfte
dieser Bauern noch höchstens einen Tagesmarsch von der Stadt
entfernt lebten. Aber jetzt herrscht Rom über ein
weltumspannendes Imperium, und unsere Provinzen sind so weit
entfernt, dass ein Mann, der entsandt wird, eine Provinz zu
verwalten, so lange dorthin reisen muss, dass er sich bei seiner
Ankunft im Grunde gleich wieder auf den Rückweg machen muss,
um zu den Wahlen rechtzeitig wieder in Rom zu sein. Das ist doch
verrückt!«
    »Wohl
wahr«, sagte Hermes und nickte. »Er sollte über
sämtliche Insignien eines Königs verfügen, damit er
auf gleicher Augenhöhe mit ausländischen Königen
verhandeln kann.«
    »Genau«,
pflichtete Cinna ihm bei und lächelte verschmitzt.
»Eigentlich sollte es ja geheim bleiben, aber bald wird es
sowieso die ganze Stadt wissen. Ich habe die Gesetzesvorlage
bereits juristisch vorbereitet und warte nur noch darauf, dass
Caesar mir ein Signal gibt, sie einzubringen
…«
    »Erzähl uns
mehr!«, forderte ich ihn auf. Er strahlte jene Zufriedenheit
aus, die nur ein Mann ausstrahlt, der ein Geheimnis bewahrt. Ich
genehmigte mir einen Schluck Wein und warf mir eine Handvoll
Knabbereien in den Mund.
    »Was ich euch
jetzt erzähle, ist nur für eure Ohren bestimmt, in
Ordnung?« Wir nickten wie zwei Idioten mit weit aufgerissenen
Augen. »Gut. Also, diese Gesetzesvorlage, die ich vor die
plebejische Versammlung bringen werde, berechtigt Caesar, jede Frau
zu heiraten, die er will, und zwar so viele Frauen, wie er will,
und zudem gleichzeitig, nicht

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