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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zuerst von
Caesar vorgeschlagen. Zudem war ihr Vetorecht ausgesetzt.
Eigentlich saßen sie nur ihre Zeit ab.
    »Sieht so aus,
als braute sich da etwas Spaßiges zusammen«, sagte ich.
»Lass uns mal einen Blick darauf werfen.« Also bahnten
wir uns einen Weg in die Richtung der streitlustigen Gesetzgeber.
Ihre Köpfe liefen zusehends rot an, und einer von ihnen, ein
adlernasiges Individuum, das mir vage bekannt vorkam, wedelte mit
einem vergoldeten Objekt, das aus dünnem Metall zu bestehen
schien. Ich drängte mich zu ihnen vor, als hätte ich dort
irgendetwas zu
suchen. »Was geht hier vor, meine Herren?«, fragte ich
jovial.
    Der Adlernasige
starrte mich einen Augenblick finster an. »Ach, du bist es.
Du bist doch nur einer von Caesars Speichelleckern. Halt dich da
raus.«
    Ich ließ meine
rechte Hand in eine Falte meiner Tunika gleiten und schob den
bronzebesetzten Caestus über meine Knöchel, nur für
den Fall. »Kein Grund, mich zu beschimpfen, Flavus!«
Ich hatte ihn schließlich als Caius Caesetius Flavus erkannt,
ein eindeutig im Lager der Caesar-Gegner angesiedelter Tribun, was
wiederum bedeutete, dass er ein Mann war, der über einige
Verbündete verfügte. Einer dieser Verbündeten, ein
Tribun namens Marullus, ergriff jetzt das Wort.
    »Du hättest
mit dem Rest deiner Familie das Zeitliche segnen sollen, Metellus.
Sie waren bessere Männer.«
    Ich beschloss, dass
sein Nasenrücken ein schönes Ziel abgeben würde: ein
Schlag, eine halbe Wende und ein weiterer auf Flavus' Kiefer. Ich
war mir sicher, dass ich sie beide gleichzeitig aufs Pflaster
würde schicken können, doch in dem Augenblick spielte
Hermes den Friedensstifter.
    »Mit was
für einem Ding wedelst du da eigentlich herum?«, fragte
er.
    Flavus hielt den
Gegenstand hoch. »Irgendjemand hat Caesars Statue gestern
Nacht eine Krone aufgesetzt!«
    »Na und?«,
entgegnete ich. »Der Senat hat Caesar das Recht zugestanden,
seine Statuen mit der Corona civica und der Corona obsidionalis zu
schmücken.« Ich deutete mit der Hand rund um das Forum,
auf dem sich an herausragenden Standorten eine ganze Kompanie von
Caesar-Statuen angesammelt hatte. Er übertrieb es in jenen
Tagen wirklich.
    »Dies ist keine
Ehrenkrone«, zischte Marullus. »Es ist ein Diadem, eine
Königskrone!«
    »Leg sie
zurück!«, brüllte ein anderer Tribun, den ich nicht
kannte. Seitdem sie ihr Vetorecht eingebüßt hatten,
ließen sie sich im Senat kaum noch blicken.
    »Halt die
Klappe, Cinna!«, schrie Flavus zurück. Cinna ging auf
ihn los, und am Fuß der Statue brach eine Schlägerei
aus, an der sich auch etliche Zuschauer beteiligten. Hermes und ich
hielten uns raus. Irgendwann flog ein ramponiertes goldenes Objekt
aus dem Gemenge der kämpfenden Männer, und Hermes fing es
geschickt auf. Ich untersuchte es und stellte fest, dass es aus
vergoldetem Pergament hergestellt war, nicht aus Metall.
    Schließlich
wurden die Streithähne voneinander getrennt. Flavus und
Marullus wurden zu ihren Häusern geführt; sie sahen
ziemlich mitgenommen aus. Cinna ließ sich auf der Treppe
nieder und wischte sich das Blut weg, das ihm in Strömen aus
der Nase lief. Ich reichte ihm ein Taschentuch, und er presste es
sich auf die Nase und legte eine Weile den Kopf zurück. Als
die Blutung zum Stillstand gekommen war, stand er auf.
    »Vielen Dank,
Senator Metellus.«
    »Gern geschehen.
Du bist nicht Cornelius Cinna, den kenne ich nämlich. Bist du
Cinna der Dichter?«
    »Helvius Cinna.
Und ja, ich bilde mir ein, recht passable Verse zu schreiben. Komm,
ich brauche etwas zu trinken. Ich lade dich auf einen Wein
ein.«
    »Wer eine
Einladung auf einen Wein ausschlägt, wird von Bacchus mit
einem Fluch belegt«, sagte ich. »Gehen
wir.«
    Wir gingen eine Gasse
entlang, die auf einen kleinen Platz mit einem Brunnen in der Mitte
führte. Vor der Schenke standen ein paar Tische unter einem
Laubendach, das im Sommer Schatten spendete. Die Sonne stand gerade
direkt über dem Dach, und die Gebäude, die den Platz
umgaben, sorgten dafür, dass es
ausreichend warm war, um im Freien essen und trinken zu
können.
    Er bestellte einen
Krug Wein und ein paar Kleinigkeiten zu essen, und wir füllten
unsere Becher, brachten dem Boden ein Trankopfer dar und tranken
auf die Gesundheit des jeweils anderen. Es war ein kräftiger
roter Landwein, eine willkommene Abwechslung zu den eher weichen
Sorten, die ich in letzter Zeit getrunken hatte. Ich redete mir
zumindest ein, dass es eine willkommene Abwechslung war.

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