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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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hoffen.«
    Ich schickte Hermes
weg, damit er in der Schenke der Boten seinem Schnüffelauftrag
nachgehen konnte; dass er nüchtern zurückkehren
würde, wagte ich kaum zu hoffen. Für eine Weile saß
ich nur da und beobachtete den Fluss. Es war ein vertrauter,
beruhigender Anblick, genau wie zuvor der Anblick des Forums.
Bürger überquerten die belebten Brücken oder lehnten
an den Balustraden und starrten, genau wie ich, grübelnd ins
Wasser. Enten watschelten umher, während Männer mit
Stöcken und Leinen nach ihrem Mittagessen angelten.
Ernsthafter ihrem Geschäft nachgehende Fischer waren mit ihren
Booten und Netzen draußen, und Schuten durchpflügten das
Wasser. Vergnügungsboote segelten umher, und ihre
Steuermänner achteten sorgfältig darauf, sich
stromaufwärts von den Abwasserkanalaustritten zu
halten.
    Während ich auf
den Fluss blickte, dachte ich über Ägypten nach. Das Land
am Nil, Kleopatras Königreich, war unglaublich reich, doch die
Ptolemäer, die mazedonischen Usurpatoren des alten Landes,
waren oft mittellos. Das lag zum Teil an ihrem eigenen Versagen,
aber auch daran, dass Ägyptens unermesslicher Reichtum, das
Resultat seines ungemein fruchtbaren Bodens, in die Säckel
seiner Priester und Tempel floss. Selbst die bedeutendsten
Pharaonen und deren mazedonische Nachfolger waren nicht imstande
gewesen, sich dem Würgegriff der Priesterschaften der
zahlreichen, mit Tierhäuptern versehenen Götter zu
entziehen, die in diesem abergläubischen, umnachteten Land
verehrt wurden. Ich war immer dankbar gewesen, dass Römer sich
niemals der Herrschaft von Priestern unterwerfen
würden.
    In Wahrheit herrschte
Kleopatra, letzter Abkömmling dieses degenerierten
Geschlechts, nur über Alexandria und einen Großteil des
Nildeltas. Doch allein dies machte sie bereits reicher als alle
anderen Monarchen, außer vielleicht einen
Großkönig von Persien, aber sie wäre noch zehnmal
reicher gewesen, wenn sie auch über die Produkte des
Hinterlandes hätte verfügen können.
    Strebte Caesar
wirklich danach, der erste römische Pharao zu werden? Falls
ja, würden ihm all diese Reichtümer zur Verfügung
stehen, denn anders als jeder Ägypter oder Grieche würde
er nicht zögern, jene Priester zur Kasse zu bitten. Wir
Römer respektieren die Götter anderer Völker, doch
das hat uns nie davon abgehalten, deren Tempel zu plündern,
selbst jene Tempel, die den Göttern geweiht, waren, die wir am
meisten verehren. Sulla und Pompeius hatten in ganz Griechenland
und im gesamten Osten Tempel geplündert und als Entschuldigung
vorgebracht, dass sie sich ja nur des Reichtums
aufständischer, Widerstand leistender Städte
bemächtigt und sich nicht bei den Göttern selbst bedient
hätten. Sie hatten die Darstellungen und Insignien der
Götter zurückgelassen, sonst jedoch alles von Wert
mitgenommen. So viel Respekt brachte den lächerlichen
Gottheiten Ägyptens kein Römer
entgegen.       
    Wie viel Ehrgeiz
konnte ein Mann haben? Alexander zu übertreffen, was seine
eroberten Gebiete anging, und im Hinblick auf das Ansehen und die
Verehrung, die ihm entgegengebracht wurden, sogar Romulus zu
überbieten - das war wohl ehrgeizig genug. Romulus war
vergöttert worden. Wollte Caesar so hoch hinaus? Hatte er die
Absicht, sich mit den unsterblichen Göttern auf eine Stufe zu
stellen? Der Gedanke ließ mich erschaudern. Die Griechen
nennen so etwas Hybris, und deren Folgen sind bekanntermaßen
furchtbar, nicht nur für den Selbstherrlichen selbst, sondern
für die gesamte Gemeinschaft. Aus diesem Grund hat ein
triumphierender Feldherr einen Sklaven hinter sich im Wagen stehen,
der ihm gelegentlich zuflüstert: »Vergiss nicht, dass du
sterblich bist.« Ich bin nicht abergläubisch, aber man
kann die Götter auch zu sehr herausfordern.
    Vom Fluss ging ich
zurück zum Forum. Da ich keine Spuren mehr hatte, denen ich
nachgehen konnte, war es ein Platz so gut wie jeder andere. Die
Intensität, mit der überall auf dem Forum politischer
Klatsch ausgetauscht wurde, war trotz der erdrückenden
Gegenwart eines Diktators kein bisschen weniger lebhaft als sonst.
Es gab jede Menge niedere Ämter, die nach wie vor
begehrenswert schienen, da sie zu unbedeutend waren, als dass ihnen
ein Mann wie Caesar irgendwelche Beachtung schenkte. Außerdem
gab es auch noch andere Ämter, die aus
Prestigegründen erstrebenswert waren.
    Eines dieser
Ämter war das des Konsuls. Obwohl die Diktatur die
konsularischen Vollmachten usurpierte, hatte

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