Die Feinde des Imperators
Caesar das Amt
beibehalten. Jedes Jahr war er selbst einer der Konsuln,
während ein von ihm ausgewählter Politiker als sein
Kollege fungierte. In jenem Jahr war Marcus Aemilius Lepidus sein
Mitkonsul. Es gab viel Gerede über die Frage, wer als
Suffektkonsul Caesars Platz einnehmen würde, wenn er nach
Syrien aufbrach.
Wenn der Klatsch, der
mir zugetragen worden war, zutreffend war, hatte Caesar offenbar
Publius Cornelius Dolabella auserwählt, und diesem
Gerücht zufolge (das natürlich nicht für bare
Münze zu nehmen war) war Antonius darüber zutiefst
erzürnt. Ich erinnerte mich schwach an den Mann. Er war im
Jahr zuvor Volkstribun gewesen und hatte ein Gesetz vorgeschlagen,
dem zufolge alle Schulden gestrichen werden und Mieten gesenkt
werden sollten, Maßnahmen, die sich auf Seiten des gemeinen
Volks stets garantierter Beliebtheit erfreuten. Seine
Vorschläge waren selbstverständlich nie umgesetzt worden,
aber er hatte auf diese Weise große Popularität
erlangt.
Es war durchaus
möglich, dass es, was die Beweggründe für seinen
Gesetzesvorschlag anging, nicht an Eigeninteresse gemangelt hatte.
Dolabella war ein bekannter Geldverschwender, sodass es sich bei
einem Großteil der erlassenen Schulden um seine eigenen
Schulden gehandelt hätte. Caesar hatte ihn, wie jede Menge
anderer derartiger Gauner, unter seine Fittiche genommen und die
schlimmsten seiner Schulden beglichen. Inzwischen stand er fest im
Lager der Caesar-Anhänger. Auf die gleiche Weise hatte Caesar
sich auch die Unterstützung Curios gesichert, und dieser
war ein
weiterer Caesars Interessen dienender Volkstribun
geworden.
Ich konnte nicht
erkennen, dass der Wahl des Suffektkonsuls irgendeine Bedeutung
zukam. Die wirkliche Macht lag in den Händen des Praefectus
urbi, der Antonius war, und zweifellos würde Caesar Dolabella
eine ausführliche Liste hinterlassen, auf der bis ins Kleinste
geregelt war, welche Maßnahmen er von dem zweiten Konsul
erwartete, sowie eine sehr lange Liste all der Dinge, die zu tun er
ihm verbot. Antonius würde seine eigene Liste bekommen, die er
ignorieren würde, doch das würde Dolabella niemals
wagen.
Ich überquerte
das breite Pflaster und überholte ein paar Ochsen, die eine
Wagenladung Marmor zu der neuen Basilika zogen. Vor dem riesigen
Gebäude hatte sich eine gewaltige Menschenmenge versammelt;
die meisten waren Ausländer. Einige von ihnen waren wahrhaft
exotische Gestalten, und ich wusste, dass es sich bei ihnen nicht
um die üblichen Reisenden handelte, die gekommen waren, um die
Sehenswürdigkeiten der berühmten Stadt zu besichtigen.
Die wachhabenden Liktoren drängten sie immer wieder
zurück, wenn sie zu nahe kamen. Ich ging zu einem der Fasces
tragenden Männer, die ich kannte.
»Hallo,
Otacilius. Ich bin gekommen, um dem Diktator einen Besuch
abzustatten. Ich entnehme eurer Anwesenheit, dass er hier ist,
richtig?«
»Gewiss,
Senator. Dein Name steht auf der Liste der
Zugangsberechtigten.« Er trat zur Seite und ließ mich
durch.
Vermutlich sollte ich
mich zutiefst geschmeichelt fühlen, dass mein Name auf dieser
Liste stand. Vielleicht hätte ich mit stolzgeschwellter Brust
herumlaufen sollen. Viele andere Senatoren hätten sich mit
Sicherheit gebrüstet, derartig auserwählt worden zu sein,
doch mir kam in jenem Moment nur in den Sinn, dass es eine Zeit
gegeben hatte, in der jeder Bürger eine Basilika hatte
aufsuchen können, wann immer er Lust darauf verspürt
hatte, auch wenn diese noch im Bau gewesen war.
Ich fand Caesar im
Inneren der Basilika. Kleopatra war bei ihm, was mich nicht
überraschte, nachdem ich die draußen herumlungernde
Meute Exoten gesehen hatte. Caesar saß, was für ihn
völlig untypisch war, und sah ziemlich abgespannt
aus.
»Nun, Decius
Caecilius«, begrüßte er mich, als er mich
erblickte, »ich hoffe, du bringst mir gute Neuigkeiten. Ich
könnte welche gebrauchen.«
In diesem Moment
begannen sich einige Dinge in meinem Kopf zusammenzufügen. Sie
ergaben noch kein komplettes Bild, aber es war, als ob einer noch
unvollständigen Mauer ein paar Ziegelsteine hinzugefügt
worden wären. Ich muss ziemlich belämmert ausgesehen
haben, denn Kleopatra fragte: »Nun? Kannst du nicht
sprechen?«
Caesar hob die Hand.
»Geduld. Die Götter sprechen zu ihm. Das kommt
gelegentlich vor. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn so
sehe.«
»Caius
Julius«, brachte ich langsam heraus, »ich glaube, dass
ich dir in, sagen wir, zwei Tagen die Lösung liefern kann, wer
die
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