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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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als alle von dir
Genannten zusammen. Wer sonst hat so viel
vollbracht?«
    »Es gibt viele,
denen missfällt, was er vollbracht hat«, erwiderte
ich.
    »Und wenn schon.
Die Missgunst unbedeutenderer Männer fällt nicht ins
Gewicht. Erinnern wir uns an diejenigen, die Alexander oder Philipp
schlecht gesinnt waren? Oder an die Feinde des Perikles ? Nur wenn
Gleiche miteinander streiten, wie Achilles mit Agamemnon, nehmen
wir davon Notiz. Ansonsten ist nur Größe wert,
festgehalten zu werden.«
    »Vermutlich hast
du recht. Du bist schließlich der Historiker. Also gut. Wenn
du mir irgendwie behilflich sein kannst, werde ich dir alles
erzählen, wofür Caesar mich nicht wird umbringen
lassen.«
    »Was könnte
ich mehr verlangen als das? Also schön. Wer, glaubst du, sind
Roms glühendste Anhänger des Kults der
Astrologie?«
    Ich dachte eine Weile
darüber nach. »Ich kenne nur wenige Männer, die diesem Kult
irgendeine Bedeutung beimessen. Die meisten von denen, die ich
kenne, die dem Kult der Astrologie frönen, sind Frauen aus den
höheren Kreisen.«
    »Genau. Die
Frauen von Senatoren und bedeutenden Equites langweilen sich fast
ausnahmslos zu Tode und sind gewohnheitsmäßig von den
meisten Männern vorbehaltenen Unterhaltungen wie
Gladiatorenkämpfen und Politik ausgeschlossen. Also
bekämpfen sie ihre Langeweile, indem sie sich
ausländischen Marotten hingeben. Wenn diese auch noch
Religiöses und Mystisches beinhalten, umso besser. Die
großen Mysterienkulte wie der von Delphi oder die Eleusien
erfordern Reisen ins Ausland, aber es gibt auch hier in Rom
ausreichend Praktizierende aller möglichen Kulte, um diese
Frauen zu unterhalten. Vor allem die Astrologie war in den
vergangenen Jahren schwer in Mode.«
    »War Polasser
aus Kish oder irgendein anderer von Caesars speziellen Gästen
einer dieser Kultpraktizierenden, die von diesen Frauen
umschwärmt wurden?«
    »Lehnen wir uns
zurück, und betrachten wir das Ganze aus einer gewissen
Distanz. Zu den Einzelheiten kommen wir
später.«
    Ich holte tief Luft
und machte es mir im Wasser bequem. Sallustius hatte die
Angewohnheit, sehr weitschweifige Vorträge zu halten, doch
normalerweise kam er irgendwann auf den Punkt, und spätestens
dann wurde einem bewusst, dass nichts von dem, was er bis dahin
gesagt hatte, nicht zur Sache gehörig gewesen war. Er konnte
einem als Mensch ziemlich auf die Nerven gehen, aber er
verfügte über einen messerscharfen Verstand und ein
kunstvolles Geschick, Informationen aufzubereiten.
    »Diese modische
Begeisterung für Astrologie erfreut sich ln Rom schon seit
einiger Zeit allgemeiner Beliebtheit. Es gab jede Menge Astrologen, die die
gelangweilten Frauen um sich geschart haben. Aber damit diese
Frauen sich vereinen, um das Ganze wie eine Art Kult zu betreiben,
bedarf es einer wirklich hochgeborenen Frau, die Mitglied ihres
Zirkels und mit der Materie bestens vertraut ist.«
    Ich ging die Liste der
in Frage kommenden Frauen im Geiste durch, doch mir fiel keine ein.
Sallustius beobachtete mich mit einem vielsagenden Grinsen, und auf
einmal wurde mir klar, dass ich auf dem Holzweg war, wenn ich nur
römische Frauen in Betracht zog.
»Kleopatra?«
    Er zog die Augenbrauen
hoch. »Du bist schnell, das muss ich dir lassen. Ja, trotz
ihrer Vorbehalte, weil sie Ausländerin ist, und trotz der
Missbilligung ihrer verführerischen Schliche sind die
römischen Frauen von der Königin Ägyptens
fasziniert. Das gemeine Gesindel glaubt, dass sie eine
gebürtige Ägypterin ist, aber in Wahrheit ist sie
natürlich Griechin, und Griechinnen von edler Herkunft sind
respektabel.«
    »Genau genommen
ist sie Mazedonierin, aber das ist ja fast das Gleiche. Das war mir
noch gar nicht in den Sinn gekommen. Dafür, dass sie eine so
intelligente und gebildete Frau ist, hat es ihr jede nur denkbare
Form von Mystizismus ziemlich angetan. Ich habe diesen Tempel in
Ägypten besichtigt, in dem der Tierkreis in die Decke
eingearbeitet ist. Die Astrologie hat schon vor Jahrhunderten den
Weg von Babylonien nach Ägypten gefunden.«
    »Jedenfalls
veranstalten Kleopatra und ihre römischen Freundinnen seit
etlichen Monaten astrologische Zusammenkünfte in Kleopatras
Haus auf dem Janiculum. Ihre Astrologen stehen stets bereit, um den
Damen nebulöse Auskünfte und Ratschläge im Hinblick
auf ihr Liebesleben, die Karrieren ihrer Männer und die
Zukunft ihrer Kinder zu erteilen.«
    »Und
gehören einige dieser Astrologen auch zu der Truppe, die auf der
Tiberinsel den neuen

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