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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Kalender ausgearbeitet hat?«
    »Ah, da ist ja
mein Junge, Apollo, mit einer kleinen Erfrischung!« Sein
»Junge« Apollo war vielleicht der hässlichste alte
Mann in ganz Rom, ein lebenslanger Bediensteter der
Sallustius-Familie, der sich, überlieferten Gerüchten
zufolge, als Jugendlicher einmal einer unglaublichen Schönheit
erfreut hatte, woher er auch seinen Namen hatte. Was auch immer
seine Geschichte war, jedenfalls brachte er Wein, und zwar nicht in
einem Schlauch, sondern in einem riesigen Krug aus grünem
Glas, der ein Vermögen wert sein musste. Die Becher, die er
trug, waren aus hochwertig geschmiedetem Gold, und er schenkte uns
ein. Es war köstlicher Caecuber.
    »Eine Frage,
Sallustius: Wie kommt es, dass dir angesichts deiner Vorliebe
für die schönen Dinge des Lebens ausgerechnet dieser
hässliche Mann auf Schritt und Tritt
folgt?« 
    »Es gibt Dinge,
mein lieber Decius, die wichtiger sind als Schönheit. Zum
Beispiel Loyalität.«
    »Da hast du
absolut recht. Du wolltest mir gerade von diesen Astrologen
erzählen.«
    »Nein, ich
wollte dir gerade eine Frage stellen.«
    »Das hatte ich
befürchtet, aber um des guten Weines willen werde ich mich in
Geduld üben.«
    »Im Zentrum
eines jeden gesellschaftlichen Personenkreises gibt es einen
Anführer. Was glaubst du, welche römische Dame der
gehobenen Gesellschaft begeistert sich am meisten für die
Astrologie und hat als Erste das Eis gebrochen und ihre Freundinnen
trotz ihrer anfänglichen Vorbehalte gegenüber dieser
exotischen Königin zu Kleopatra
geführt?«
    »Du willst mir
nicht erzählen, dass es Calpurnia war, oder?«
    »Ich bin
Historiker, kein Märchenerzähler. Wer ist die zweitunwahrscheinlichste
Kandidatin?« Das genau war sie - seine nervtötende
sokratische Methode.
    Dann fiel es mir wie
Schuppen von den Augen. »Nicht Servilia!«
    »Doch, genau
die. Vor einigen Jahren, als sie versuchte, Caesars Zuneigung
zurückzugewinnen, hat sie jedes verrückte, irre,
betrügerische Kräuterweib, jeden Wahrsager und jeden
Mystiker in Rom konsultiert. Wie du sehr wohl weißt, wimmelt
es in Rom nur so von solchen Gestalten. Wenn ich dazu neigen
würde, Tratsch zu verbreiten«, er setzte den
unschuldigen Ausdruck eines Komikers auf, »könnte ich
dir erzählen, dass sie sich bei diesen Leuten diversen
Praktiken hingegeben hat, die sie äußerst strengen
Strafen aussetzen würden, wenn sie ans Licht
kämen.«
    Ich musterte den edlen
Goldbecher und stellte Mutmaßungen über die Herkunft von
Sallustius' Reichtum an, sagte aber nichts. Stattdessen fragte ich:
»Sie war also in der Lage, ihre nachvollziehbaren Vorbehalte
gegenüber jener jüngst auf den Plan getretenen Frau
zurückzustellen, um die stetig umherwandernde Zuneigung des
bedeutenden Mannes
zurückzugewinnen?«         
    »So könnte
es scheinen. Es könnte kühle Berechnung gewesen sein,
aber ich ziehe es vor, die Zurückstellung ihrer Vorbehalte
ihrer Großherzigkeit zuzuschreiben.«
    »Wer würde
das bezweifeln? Aber wie auch immer, ich muss dir gestehen, dass
ich bezweifle, dass Demades an diesen geselligen Erkundungen der
Pläne der Götter teilgenommen hat. Er gehörte
immerhin der antiastrologischen Partei an, wenn ich das so
bezeichnen darf. War vielleicht irgendjemand von der
proastrologischen Partei bei diesen Zusammenkünften zugegen?
Polasser zum Beispiel, oder der Araber oder der
Inder?«
    »Oh, da irrst du
dich. Demades war sehr wohl dabei, und zwar bei etlichen der
Zusammenkünfte. Was die anderen angeht, muss ich gestehen,
dass ich das nicht weiß.«
    »Aber was sollte
der Rationalist Demades auf derartigen mystischen Versammlungen zu
suchen gehabt haben, wo er doch ständig seine unerbittliche
Feindschaft gegenüber solchen Dingen bekundet
hat?«
    »Mein lieber
Freund Decius«, entgegnete Sallustius grinsend, »ich
kann dir nur die mir zur Verfügung stehenden Fakten
präsentieren. In dem Ganzen irgendeinen Sinn zu erkennen
obliegt deiner speziellen Kunst.«
    »Und genau
diesen Sinn werde ich zu gegebener Zeit auch erkennen«,
versicherte ich ihm und erhob mich aus dem Wasser, um zu
gehen.
    »Moment mal. Du
hattest einem Austausch an Informationen zugestimmt«,
protestierte er.
    »Ich hatte unter
der Bedingung zugestimmt, dass sich deine Informationen für
meine Ermittlungen als hilfreich erweisen. Dieser Beweis steht noch
aus. Sollte ich zu dem Schluss kommen, dass sie hilfreich waren,
sei versichert, dass ich dir für deine Fragen über
Caesars Wirken in Gallien

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