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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Informationen über das Treiben
der Angehörigen der oberen Klasse, und je höher sie
gestellt waren, umso mehr wusste er. Ich war auf der Suche nach
Sallustius Crispus.
    Wie erwartet war er da
und vergnügte sich im Heißbad. Ich zog mich aus und
gesellte mich zu ihm, während Hermes sich direkt ins
Frigidarium begab, um sich dort ins Kaltwasserbecken zu
stürzen, eine viel Selbstdisziplin erfordernde Prozedur, der ich noch
nie etwas hatte abgewinnen können, die überliefertem
Gladiatorenwissen zufolge jedoch maßgeblich zu einer guten
Spannkraft der Muskeln beitrug.
    »Decius
Caecilius!«, begrüßte Sallustius mich mit einem
breiten, zweideutigen Lächeln. Er hatte die Gabe, einen immer
so anzusehen, als ob er sämtliche verborgenen Geheimnisse von
einem kennen würde. Von meinen kannte er mit Sicherheit
einige. Einige Jahre zuvor hatten der Censor Appius Claudius und
sein Kollege ihn im Rahmen ihrer allgemeinen Säuberungsaktion
wegen moralischen Fehlverhaltens aus dem Senat ausgeschlossen. Ihm
war eine atemberaubende Liste von Verstößen zur Last
gelegt worden, und er hatte darauf beharrt, höchstens die
Hälfte davon tatsächlich begangen zu haben. Er erschlich
sich das Wohlwollen Caesars und wurde sehr bald wieder in den Senat
aufgenommen.         
    »Guten Tag,
Sallustius«, erwiderte ich den Gruß und gesellte mich
zu ihm ins Wasser.
    »Untersuchst du
nicht den Tod dieses Griechen?«, fragte er. Natürlich
wusste er bereits davon.
    »Neben all den
anderen Verpflichtungen, die mein dicht gedrängter Terminplan
enthält. Apropos Verpflichtungen, was hat Caesar denn für
dich vorgesehen?«
    »Ich werde als
Statthalter nach Afrika gehen«, erwiderte er. »Das
trifft sich bestens, denn Catilina war dort ebenfalls Statthalter,
und somit werde ich die Möglichkeit haben, Leute zu befragen,
die ihn kannten.« Er hielt sich für einen Historiker und
arbeitete seit Jahren an seiner Geschichte der Catilinarischen
Verschwörung. Die Vorstellung, dass Sallustius eine Provinz
verwalten sollte, war haarsträubend, aber er würde
wahrscheinlich auch nicht schlimmer sein als Catilina.
    »Meine
Glückwünsche. Ich bin sicher, dass du deine Provinz
sowohl interessant als auch lukrativ finden
wirst.«
    »Das hoffe ich.
Du suchst eigentlich nie meine Gesellschaft, wenn du nicht auf der
Suche nach Informationen bist, Decius.«
    »Was für
ein Zufall. Das Gleiche ist mir auch an dir
aufgefallen.«
    Er grinste erneut.
»Wollen wir ein Tauschgeschäft machen?«
    »Erst mal sehen,
ob du irgendetwas zum Austauschen hast.« Ich erzählte
ihm fast alles, was ich bereits wusste. Es hatte wenig Sinn,
irgendwelche Informationen vor Sallustius zurückzuhalten. Die
Tatsache, dass ich ihn fragte, würde sein Interesse wecken,
und in Windeseile würde er sowieso alles herausgefunden haben.
Ich erwähnte sogar den Dummkopf, der versucht hatte, Polasser
vor Gericht zu bringen. Er lehnte sich zurück an die Kante des
großen Wasserbeckens und starrte an die Decke. Um uns herum
entspannten sich andere Männer - viele von ihnen waren
Senatoren, die übrigen wohlhabende Equites - oder planschten
im Wasser herum und tratschten, machten Geschäfte oder trafen
politische Vereinbarungen. Sie schenkten uns keine
Beachtung.
    »Möglicherweise habe
ich etwas für dich«, sagte er schließlich.
»Wenn du meine Informationen als nützlich erachtest,
würde ich sehr gerne mehr über Caesars Wirken am Anfang
des Gallischen Krieges erfahren, also aus der Zeit, als du sein
Sekretär warst.«
    »In Wahrheit war
ich Befehlshaber einer Reitereinheit«, informierte ich ihn.
»Im Praetorium habe ich nur gearbeitet, als ich wegen
Befehlsverweigerung bestraft wurde und Caesar mich davor bewahren
wollte, von seinen anderen Offizieren getötet zu
werden.«
    »Nichtsdestotrotz hast du
ihn während eines der bedeutendsten Abschnitte seines Lebens
aus einer Nähe erlebt, der sich nur wenige rühmen
können, und du hast seine Gedanken niedergeschrieben. Du bist
das, was ich eine wertvolle Quelle nenne.«
    »Planst du ein
neues Buch?«
    »Ich habe meine
Studie über den Jugurthinischen Krieg beendet, und mein Werk
über Catilina ist auch beinahe fertig. Welches
großartigere Thema könnte ich für mein
nächstes Buch finden als das Leben des bedeutendsten Mannes
Roms?«
    »Bedeutender
noch als Scipio oder Horatius oder der erste Brutus?«, fragte
ich.
    »Ich meinte den
bedeutendsten Mann unserer Zeit, aber ich halte es für
möglich, dass er bedeutender sein wird

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