Die Feinde des Imperators
zur Verfügung
stehe.«
»Du bist ein
legalistischer Haarspalter, Decius«, sagte er.
»Das habe ich
geerbt«, informierte ich ihn. »Wir Metelli sind alle
gewiefte Anwälte.«
Draußen
stieß ich auf Hermes und berichtete ihm, was ich in Erfahrung
gebracht hatte. Ich war mir nicht sicher, wie viel Sallustius'
Informationen wert waren. Dass Servilia auf diesen Versammlungen
anwesend gewesen war, war wirklich eine schockierende
Überraschung, aber da Kleopatra unter den Personen war, die
ich zu befragen beabsichtigte, hätte ich es letztendlich
wahrscheinlich auch so herausgefunden. Schließlich waren die
Astronomen ihr ganz persönliches Geschenk an Caesar für
sein Kalenderprojekt. Unglücklicherweise befand sie sich
außerhalb Roms, und man wies eine Königin nicht an,
zurück in die Stadt zu kommen, um die Fragen eines einfachen
Senators zu beantworten. Und ich hatte auch nicht vor, von Caesar
zu verlangen, dass er sie zurückbeorderte.
»Und? Was machen
wir als Nächstes?«, fragte mich Hermes.
Ich dachte eine Weile
darüber nach. Dann fiel mir etwas ein. »Ach, weißt
du, ich habe doch zu Hause eine Quelle, die sehr nah an dem Ganzen
dran ist. Schließlich geht es bei dieser Geschichte um
bedeutende patrizische Damen. Ich denke, ich spaziere mal nach
Hause und rede mit Julia.«
»Aber dann wird
sie erfahren, dass du ohne sie bei Callista
warst.«
Ich seufzte.
»Sie wird es sowieso herausfinden. Wahrscheinlich weiß
sie es bereits.«
In der Tat
registrierte ich in dem Moment, in dem ich über die
Türschwelle unseres Hauses trat, dass Julia mir mit einer
gewissen Frostigkeit begegnete.
»Du warst bei
Callista«, stellte sie kühl fest. Sie tat gar nicht erst
so, als wüsste sie es nicht.
»Das stimmt, und
zwar auf Anweisung deines Onkels. Genau genommen bin ich ihm bei
ihr begegnet.«
Ausnahmsweise war
Julia einmal völlig baff. »Moment mal. Caesar hat dich
angewiesen, Callista zu besuchen?«
»So gut wie. Wen
Besseres könnte man wohl aufsuchen, wenn man etwas über
einen griechischen Philosophen wissen will?«
»Und Caesar hat
dich begleitet?«
»Genau genommen
war ich schon da, als er mit Servilia eintraf.«
»Mit
Servilia?« Sie legte sich eine Hand auf die Stirn und hob die
andere, um mir zu bedeuten zu schweigen. »Ich wusste doch,
dass du versuchst, mich zu verwirren. Jetzt setz dich und
erzähl mir einfach, was du im Schilde geführt hast.«
Genau das hatte ich
gehofft. Solange ich geordnet die Fakten darlegen konnte,
würde sie anerkennen müssen, dass ich mich
vernünftig und untadelig verhalten hatte. Das hoffte ich
zumindest. Und wie ich ebenfalls gehofft hatte, lenkte meine
Erwähnung von Servilia an Caesars Arm sie von allen
unbedeutenderen Dingen ab.
»Servilia! Das
klingt unheilvoll.«
»Warum
denn?«, fragte ich. »Für Calpurnia mag es eine
schlechte Nachricht sein, aber wann hat Caesar sich je um die
Gefühle seiner Frauen gekümmert? Abgesehen von Cornelia
natürlich. Für sie scheint er eine ganz spezielle
Zuneigung empfunden zu haben.«
»Es könnte
bedeuten, dass er vorhat, Brutus zu adoptieren und als seinen Erben
einzusetzen.«
Das war mir noch gar
nicht in den Sinn gekommen. »Na, dann muss er ihn aber bald
adoptieren, denke ich. Außer Caesarion hatte er nie einen
Sohn, der gelebt hat, und kein Römer wird jemals den Sohn
einer ägyptischen Königin als Caesars Erben
akzeptieren.«
»Mit Sicherheit
nicht. Caesarion ist zwar ein liebenswerter Junge, hat aber einen
leicht orientalischen Einschlag. Brutus ist zumindest ein
Patrizier. Natürlich gibt es auch noch Caius Octavius, Caesars
Großneffen. Er macht einen vielversprechenden Eindruck, ist
aber noch entsetzlich jung.«
»Ich denke, wir
machen um dieses Patriziertum viel zu viel Aufheben«,
erklärte ich.
»Das kannst du
als Plebejer gut sagen«, entgegnete sie.
»Wenigstens ist
deine Familie eine der ehrwürdigsten alten plebejischen
Familien. Ich vermute, jeder Zweite aus der Gefolgschaft meines
Onkels gibt sich der Hoffnung hin, sein adoptierter Erbe zu werden,
oder hofft dies für seinen Sohn.«
»Wie
Servilia«, sagte ich.
»Wie
Servilia.«
»Da wir gerade
von diesen bedeutenden römischen und ägyptischen Frauen
reden - lass mich dir erzählen, was ich von Sallustius
erfahren habe.« Und somit erstattete ich ihr Bericht.
»Du bist mit diesen Frauen der gehobenen Kreise Roms viel
vertrauter als ich. Hast du von alldem schon mal irgendetwas
gehört?«
Sie saß eine
Weile schweigend da und ordnete ihre
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