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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Männer, die unglaublich teure und befähigte
Architekten nach Rom geholt hatten und dann nie irgendetwas gebaut
hatten. Viele besaßen Sklaven, die über beeindruckende
Fähigkeiten verfügten, machten jedoch nie irgendwelchen
Gebrauch von ihnen. Zu zeigen, dass sie es sich leisten konnten,
derart ihr Geld zu vergeuden, war ihre Art, ihren Reichtum und ihre
Bedeutung zu demonstrieren. Eine Schar Philosophen in seiner
Nähe weilen zu lassen, die nichts Wichtiges zu tun hatten, war
vermutlich genau diese Art Torheit, nahm ich an.
    »Also gut, du
-« In diesem Moment wurden wir von einem schrillen Schrei
unterbrochen, der irgendwo am südlichen Zipfel der Insel
ertönte. Kurz darauf kam der Hohepriester
herbeigerannt.
    »Senator! Es hat
einen weiteren Mord gegeben! So kann es nicht
weitergehen!«
    Ich erhob mich.
»Tja, die Ruhe deines Heiligtums ist in letzter Zeit ein
bisschen durcheinandergewirbelt worden, nicht wahr? Wer ist diesmal
das Opfer? Oder nein, sag es nicht. Gehen wir einfach hin und sehen
es uns selber an. Ich mag Überraschungen.«
    Auf der Insel gibt es
etliche kleine Terrassen wie diejenige, auf der Sosigenes und ich
die Aussicht genossen hatten, bevor wir so rüde unterbrochen
worden waren. Auf einer dieser Terrassen, unweit der Brücke
und direkt unter der der Stadt zugewandten Seite des Tempels,
fanden wir die neue Leiche, die diesmal offenbar noch frisch und,
anders als beim letzten Mal, auch nicht geziemend zugedeckt war.
Die meisten Anwesenden, die auf die Leiche hinabstarrten, waren
Astronomen. Der Araber war da, außerdem Gupta, der Inder,
diesmal ohne Turban und mit langem wallendem Haar, sowie eine
stattliche Anzahl Griechen.
    »Wo ist
Polasser?«, fragte ich, um mir die Frage im nächsten
Moment selbst zu beantworten: »Oh, das ist der, der da am
Boden liegt, hab ich recht?« Und es war in der Tat der
vorgetäuschte Babylonier, der da friedlich lag, wenn auch
aufgrund seines gebrochenen Genicks in einer etwas grotesken Pose.
»Wie schade!«
    »Du klingst
betrübt, Senator«, stellte der Hohepriester
fest.
    »Das
schließt ihn als Verdächtigen aus, den Mord an Demades
begangen zu haben, und er war immerhin mein Hauptverdächtiger.
Na ja, ich hätte gleich wissen sollen, dass die Lösung dieses
Falls sich alles andere als einfach gestalten würde. Wer hat
ihn gefunden?«
    »Mein Gemach
befindet sich gleich da vorne«, sagte Gupta und zeigte auf
eine etwa zwölf Schritte entfernte, im Sockel des Tempels
befindliche Reihe von Türen. Er brabbelte nervös, sein
Griechisch war beinahe wirr. »Ich habe meditiert, wie ich es
zu dieser Stunde immer zu tun pflege. Auf einmal hörte ich
einen erstickten Schrei, der sich irgendwie unnatürlich
anhörte, also habe ich mir einen Umhang übergeworfen, um
nachzusehen, was los ist.« Merkwürdigerweise wurde er
rot. »Ich fürchte, ich bin nicht angemessen
gekleidet.« Er holte ein langes gelbes Tuch unter seinem
Umhang hervor und wickelte es sich mit erstaunlicher Schnelligkeit
und großem Geschick um den Kopf, bis sein langes Haar
komplett darunter verschwunden war.
    »Den
Männern, die Guptas Sekte angehören, ist es verboten,
sich das Haar zu schneiden«, erklärte Sosigenes.
»Zum Meditieren legen sie ihren Turban, ihren Umhang und ihre
Sandalen ab und sind nur mit einem weißen baumwollenen
Lendenschutz bekleidet. Sie halten es für unschicklich, sich
mit unbedecktem Haar in der Öffentlichkeit zu
zeigen.«
    »Ich kenne
durchaus noch seltsamere Gebräuche. Wie sind alle so schnell
hierhergekommen?«
    »Die meisten von
uns, verehrter Herr«, sagte der Araber, »haben ihre
Unterkünfte ganz in der Nähe. Aber Polasser hat vorhin
einen Bediensteten geschickt, der uns mit der Nachricht
hierherbestellt hat, dass er wichtige Neuigkeiten habe, die uns
alle beträfen. Einige von uns waren bereits auf dem Weg »Tja, diese
Neuigkeiten wird er nun wohl nicht mehr übermitteln. Wo ist
dieser Bedienstete?« Sie blickten sich um, dann sahen sie
einander an. Es folgte allgemeines Achselzucken. »Hat jemand
von euch diesen Bediensteten vorher schon mal gesehen?«
Erneutes Achselzucken.
    »Warum wurde ich
nicht dazubestellt?«, wollte Sosigenes wissen.
    »Vielleicht
wollte er schlecht über dich reden«, mutmaßte ich.
»Ich möchte, dass dieser Bedienstete gesucht
wird.« Ich wandte mich dem Priester zu. »Könntest
du dich darum kümmern? Lass dir von diesen Herren eine
Beschreibung geben, aber lass vorsichtshalber sämtliche auf
der Insel befindlichen Männer

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