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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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und der Wissenschaft, von der er glaubte, dass sie
über derjenigen stand, die von den belanglosen Nichtigkeiten
der normalen Menschen beherrscht wurde. In Alexandria lebte er
inmitten einer Palastanlage und nahm überhaupt nicht zu
Kenntnis, als welch übler Ort die Welt sich erweisen
konnte. 
    »Nichts, was die
Angehörigen der höheren Kreise Roms betrifft, kann als
harmlos bezeichnet werden«, informierte ich ihn. »Und
für die Frauen gilt das erst recht. Dies ist ein Ort, an dem
im politischen Geschäft um höchste Einsätze gespielt
wird. Bei jeder Zusammenkunft bedeutender römischer Frauen
wirst du einige Damen antreffen, die, ohne mit der Wimper zu
zucken, einen Mord begehen würden, wenn sie sich davon
für das Fortkommen ihrer Männer oder Söhne
irgendwelche Vorteile versprechen.«
    »Aber was sollte
das mit uns zu tun haben?«
    »Wusstest du,
dass die Aedilen oder die Censoren regelmäßig
sämtliche Wahrsager aus Rom ausweisen?«
    »Nein, das war
mir nicht bekannt. Warum denn?«
    »Weil sie die
Politik hier in Rom beeinflussen können. Sie werden nicht nur
von gelangweilten Damen der höheren Kreise konsultiert. Die
einfachen Römer geben sich leidenschaftlich jeder Form von
Wahrsagerei hin. Sie sind für jeden Scharlatan eine leichte
Beute, und wenn irgendeiner dieser selbsternannten Hellseher einen
bestimmten Wahlausgang prophezeit oder den Todeszeitpunkt eines
bedeutenden Römers voraussagt, kann dies die öffentlichen
Angelegenheiten in unvorhersehbarer Weise
beeinträchtigen.«
    »Aber ihr habt
doch eure offiziellen Auguren und Haruspizes. Ihr verwendet doch
die Deutung der Omina für all eure offiziellen
Angelegenheiten.«
    »Genau. Unsere
Auguren sind Beamte. Aber sie und die Haruspizes sagen
ausdrücklich nicht die Zukunft voraus. Sie können einzig
und allein den Willen der Götter in dem Moment verkünden,
in dem sie die Omina deuten. Die Götter haben natürlich
die Freiheit, ihre Meinung jederzeit zu ändern. Das macht die
Deutung weiterer Omina erforderlich. So mögen wir das Ganze -
dass die übernatürlichen Dinge strikter offizieller
Kontrolle unterliegen. Hingegen mögen wir keine
unberechenbaren Faktoren wie Wahrsager, selbst wenn es sich um
gelehrte Sterngucker aus Alexandria handelt.«
    »Du willst mir
sagen, dass einige meiner Kollegen sich - wenn auch unwissentlich -
in das politische Intrigenspiel Roms haben verwickeln
lassen?«
    »Ich wusste
doch, dass ein Mann, der so scharfsinnig ist wie du, verstehen
würde, worauf ich hinauswill. Allerdings ist es mir immer noch
ein Rätsel, welche Rolle Demades bei alldem gespielt hat, da
er doch eigentlich ein Vertreter des Lagers der Rationalisten
war.«
    »Ich
wünschte, ich könnte dir helfen, aber mir ist es ein
ebensolches Rätsel wie dir. Polasser oder Gupta oder der
Araber (er verwendete den unaussprechlichen Namen) - gewiss. Aber
dass Demades an solchen Veranstaltungen teilgenommen hat,
hätte ich für so unwahrscheinlich gehalten wie meine
eigene Teilnahme. Wir waren eben Kollegen, aber keine
Vertrauten.«
    »Sosigenes«, sagte
ich, »sosehr ich dich und deine Gesellschaft auch
schätze, ich denke, es wäre das Beste, wenn du und deine
Freunde Rom verlassen würdet. Es mag so scheinen, als ob
Caesar die Dinge unter Kontrolle hätte, aber das ist weit von der
Wahrheit entfernt. Es sind alle möglichen Intrigen und
Komplotte im Gange, und wenn ihr darin verwickelt werden solltet,
habt ihr als Ausländer wenig Hoffnung, eure Köpfe aus der
Schlinge zu ziehen. Der Kalender ist fertig. Warum nehmt ihr nicht
Abschied und kehrt zurück in die weitaus ansprechendere
Umgebung des Museions?«
    Er seufzte und machte
mit Händen und Schultern eine griechische Geste. »Ich
persönlich würde nichts lieber tun, als
zurückzukehren, aber die Entscheidung liegt nicht bei mir. Sie
liegt bei meiner Königin und bei Caesar. Wir sind auf ihrer
beider Geheiß hier, und wir werden erst wieder gehen, wenn
sie uns die Erlaubnis dazu erteilen.«
    »Warum lassen
sie euch hier weilen?«, fragte ich. »Ich weiß es
nicht. Im Moment setzen wir Projekte fort, die wir in Ägypten
begonnen haben, wo die Bedingungen für die Beobachtung der
Himmelskörper eigentlich besser sind als hier. Wir halten
Vorträge, und einige von uns geben sich eben solchen
Aktivitäten hin, wie du sie gerade beschrieben
hast.«
    Ihr andauernder
Aufenthalt schien wenig Sinn zu ergeben, doch bedeutende Römer
neigten mitunter dazu, sinnloses Verhalten an den Tag zu legen. Ich
kannte

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