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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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zusammentreiben, die aussehen
wie Bedienstete und keine Erklärung dafür liefern
können, warum sie sich hier aufhalten.«
    »Mache ich,
Senator«, erwiderte er missgestimmt, aber natürlich war
eine Stunde später keine Person gefunden worden, auf die die
Beschreibung passte.
    Noch vor Mittag stand
ich vor Caesar in der Domus publica, seinem Wohnhaus auf dem Forum
in seiner Funktion als Pontifex maximus. »Die Dinge geraten
außer Kontrolle. Wenn es so weitergeht, wirst du sehr bald
ohne jeden Astronomen dastehen.«
    »Wie es scheint,
leiden sie unter einer hohen Sterblichkeitsrate. Hast du
irgendwelche Verdächtige?«
    »Mein
Hauptverdächtiger ist tot. Es gibt ein paar Spuren, denen ich
folge.«
    »Was für
Spuren?«
    Ich hütete mich,
Servilia und ihren Kreis sternenbegeisterter Frauen zu
erwähnen. Es gab Dinge, die man vor Caesar nicht zur Sprache
brachte, wenn man nicht über einen Haufen handfester Beweise
verfügte. Im Hinblick auf einige Dinge war Caesar ein
empfindsamer Mann, und Angelegenheiten, die sein Privatleben
betrafen, standen ganz oben auf der Liste dieser
Dinge.         
    »Ich zögere
etwas, sie dir schon vorzutragen, bevor ich nicht noch ein paar
weitere Untersuchungen angestellt habe«, entgegnete
ich.
    »Schön, ich
habe auch wenig Zeit, mir irgendwelche wilden und ungesicherten
Vermutungen anzuhören. Komm wieder, wenn du handfeste Beweise
hast, die für einen Prozess reichen. Und sorg dafür, dass
das sehr bald sein wird.«
    Ich verabschiedete
mich mit einem Gefühl großer Erleichterung von Caesar.
Es war in diesen Tagen nicht besonders angeraten, ihn zu
verärgern. Ich trat hinaus auf das Forum und verlustierte mich
eine Weile damit, die zahlreichen, den alten Helden gewidmeten
Monumente zu betrachten. Da standen Romulus und Numa, Severus,
Horatius, Cincinnatus und Curtius und Marcellus und Regulus. Ich
hatte das Gefühl, dass sie in besseren, einfacheren Zeiten
gelebt hatten, als die Wahlmöglichkeiten, die sich einem
geboten hatten, noch schlicht und einfach gewesen waren.
    Aber wahrscheinlich
ist diese Sichtweise pure Einbildung. Bestimmt war ihr Leben ihnen
genauso vertrackt und frustrierend erschienen wie meines mir. Sie
müssen in Intrigen verwickelt gewesen sein, die mindestens so
hinterhältig waren wie jedes Komplott, das zu Caesars Zeiten
ausgeheckt wurde. Ich hatte in meinem ganzen Leben nichts anderes
kennengelernt als die Habsucht und Gier bedeutender Männer,
die danach strebten, noch bedeutender zu sein, als sie ohnehin
schon waren. Zweifellos war dies in der Zeit, in der Roms alte
Helden gelebt hatten, schon genauso gewesen.
    Kurz darauf kam Hermes
mit Neuigkeiten zu mir.
    »Kleopatra ist
wieder in Rom. Sie hat gestern Abend ihr Haus
bezogen.« 

Kapitel 4
    Nachdem der Erste
Bürger durch seinen Sieg bei Actium über Kleopatra und
Marcus Antonius die absolute Macht errungen hatte, ist es bei
seinen Schmeichlern in Mode gekommen, deren Ruf in den Schmutz zu
ziehen. Man ist immer auf der sicheren Seite, wenn man Kleopatra
als eine herzlose orientalische Verführerin darstellt, die
Marcus Antonius dazu verleitet hat, gegen Rom zu rebellieren. Doch
ich habe kein Interesse, dem Ersten Bürger zu schmeicheln. Und
inzwischen bin ich auch zu alt, mich darum zu scheren, was er
denkt.
    In Wahrheit war
Kleopatra nicht schlimmer als andere Herrscher jener Zeit und viel
besser als die meisten von ihnen. Wenn man ihr Schonungslosigkeit
vorwirft, so muss man das allen Herrschern vorwerfen. Es ist ein
unabwendbarer historischer Tatbestand, dass die, schlimmsten
Herrscher nicht die grausamsten sind, sondern die schwächsten.
Erstere mögen vielleicht einige ihrer Untergebenen
unterdrücken, doch Letztere bringen Unheil über alle.
Kleopatra war streng, aber ich habe sie nie als unnötig
grausam erlebt. Während ihrer Liebesverhältnisse, erst
mit Caesar und später dann mit Antonius, hat sie immer
versucht, das Bestmögliche für Ägypten
herauszuschlagen, und nicht einfach nur an sich selbst und ihre
Familie gedacht. Sie war Realistin und wusste, dass Rom die Zukunft
war. Ägyptens einzige Hoffnung bestand darin, einen
vorteilhaften Vertrag mit Rom abzuschließen. 
    Ihr Haus im
Transtiberviertel war ein ausgedehntes, herrschaftliches Anwesen
ohne speziellen Grundriss, das einst die ägyptische Botschaft
beherbergt hatte. Jahre zuvor hatte dort ein herrlich degenerierter
alter Mann namens Lisas gewohnt, der die besten Feste veranstaltet
hatte, die Rom je gesehen hatte. Leider

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