Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
hatte Lisas den klassischen
Fehler begangen, sich in die lokale Politik verwickeln zu lassen -
unter anderem in ein paar unbedachte Morde -, woraufhin man ihn
genötigt hatte, Selbstmord zu begehen. Der fette alte Perverse
war trotzdem ein guter Freund von mir gewesen, und ich vermisste
ihn.
    Kleopatra hatte ihre
römische Residenz mit beträchtlichem Prunk ausgestattet,
da sie es zu ihrer Politik gemacht hatte, die höchsten Kreise
der römischen Gesellschaft zu unterhalten. Einladungen zu
ihren Veranstaltungen waren heiß begehrt, vor allem unter den
Equites, doch sie war einfach zu exotisch, als dass sie sich je
wirklich allgemeiner Popularität hätte erfreuen
können. Sie hatte den architektonisch ohnehin schon
prachtvollen Gebäudekomplex nochmals um einige Zutaten
ergänzt und Statuen aus Ägypten importiert.
Außerdem hatte sie den Teich mit den Krokodilen erweitert und
vertieft und mit den ersten je in Rom zu sehen gewesenen Nilpferden
bestückt. Doch dabei hatte sie sich verkalkuliert. Sie
hätte ihre griechische Abstammung und die griechische Kultur
in den Vordergrund stellen sollen anstatt ägyptische Exotik,
aber sie bildete sich tatsächlich ein, auf diese Weise
erreichen zu können, dass die ägyptischen Bräuche
den Römern weniger fremd erschienen.
    Vor ihrer Tür
standen schwarze Speerträger und mit riesigen Schwertern
bewaffnete Libyer Wache, die sich verbeugten, als wir hineingingen.
Im Innenhof empfing uns ein Chor wunderschöner Jungen und
Mädchen mit einem offenbar speziell für Kleopatra
besuchende Senatoren komponierten Begrüßungslied.
Sklavenmädchen, die Ysopzweige in den Händen hielten,
tauchten diese in Schalen mit parfümiertem Wasser und
benetzten uns mit wohlduftenden Tropfen.
    Andere Sklaven wuschen
unsere Hände und Füße, und als wir das Haus
betraten, umringten uns noch mehr Sklaven mit Tabletts voller
Leckereien und Bechern mit erstaunlich gutem Wein. Ich kam zu dem
Schluss, dass ich Kleopatra häufiger besuchen
sollte.
    Kleopatra empfing uns
in einem Raum, den man am ehesten als einen Thronsaal beschreiben
könnte, obwohl eine solche Einrichtung in Rom natürlich
niemals geduldet werden würde. Nichtsdestotrotz war es ein
sehr großer Raum mit einem sehr großen Stuhl, der in
erhöhter Position auf einem prachtvollen Podium stand.
Kleopatra saß auf dem prächtigen Stuhl, nahm eine
mutmaßlich pharaonische Pose ein, und ihr fehlten nur noch
die Krone, der Krummstab und die Geißel. Als sie uns sah,
lächelte sie und kam von dem Podium herunter. Sie schien
aufrichtig erfreut.
    »Senator
Metellus!«, rief sie. »Warum hast du mich nicht schon
früher besucht?« Ich hatte Kleopatra während
verschiedener Etappen ihrer Karriere erlebt: als kleines
Mädchen, als eigensinnige junge Frau, als verzweifelten
Flüchtling und als furchteinflößende Königin.
Während jeder dieser Etappen hatte sie ihre Zeitgenossen auf
eine Art in den Schatten gestellt, wie auch Caesar seine
Mitmenschen überstrahlte.
    »Caesar
hält mich zu sehr auf Trab, als dass ich es oft schaffen
würde, aus der Stadt herauszukommen«, informierte ich
sie.
    »Ich
fürchte, mein Ehemann ist sehr fordernd.« Ungeachtet der
Tatsache, dass Caesar in Rom eine Ehefrau hatte, bezeichnete sie
ihn immer als ihren Ehemann. In Ägypten hatte Caesar nichts
gegen diese Titulierung einzuwenden gehabt, aber zu Hause in Rom
brachte sie ihn damit ziemlich in Verlegenheit.
    »Ich
wünschte, dies wäre ein reiner
Vergnügungsbesuch«, sagte ich, »aber es ist
etwas sehr Ernstes passiert, worüber ich mit dir reden
muss.«
    »Ist Caesar
wohlbehalten?«, fragte sie besorgt.
    »Gesund wie ein
Thraker«, erwiderte ich. »Nein, es geht um etwas
anderes. Auf der Tiberinsel hat es zwei Morde gegeben. Zwei deiner
Astronomen wurden umgebracht.«
    »Bitte nicht
Sosigenes«, sagte sie. Der alte Mann war einer ihrer
Lieblingsastronomen.
    »Nein. Demades
und Polasser.«
    »Oh.« Sie
klang erleichtert. »Ich kannte sie, allerdings nicht
besonders gut.« Sie täuschte keine falsche Trauer vor.
Sie hatte so viele Tode erlebt, einschließlich des Todes
ihrer eigenen Geschwister, dass schon jemand sterben musste, der
ihr wirklich nahestand, um sie zu Trauer zu bewegen. »Bitte
kommt mit mir. Am Teich können wir uns bequemer
unterhalten.«
    »Aber doch
hoffentlich nicht an dem mit den Nilpferden?«, fragte ich.
Die riesigen, übermütigen Tiere verspritzten überall
Wasser und weniger erquickliche Flüssigkeiten.
    »Oh, nein. Ich
verfüge über

Weitere Kostenlose Bücher