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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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meinem Haus getötet? Und dann auch noch mit
einem Pfeil!« Eine Schar Mädchen machte sich eifrig
daran, Kleopatras Äußeres wieder herzurichten; sie
zupften ihre Kleidung zurecht, bürsteten ihr Haar und
frischten ihre Schminke auf.
    »Kreative Morde
erfreuen sich dieser Tage in Rom großer Beliebtheit«, stellte ich
fest. »Was sind das eigentlich für Menschen? Irgendeine
Art Pygmäen?« Es kursierten seit längerem
Gerüchte, denen zufolge irgendwo in der Nähe des
Oberlaufs des Nils eine Rasse winziger Männer lebte, die sich
angeblich Kämpfe mit Kranichen und anderen großen
Vögeln lieferten. Zumindest taten sie dies auf
Wandgemälden.
    »Ich glaube ja.
Vor einigen Jahren kam ein Händler mit mehr als hundert von
ihnen den Fluss herunter. Es ist in Mode gekommen, ihnen einen
kleinen Wald zum Jagen zur Verfügung zu stellen. Mir wäre
allerdings nie in den Sinn gekommen, dass sie meine Gäste
gefährden könnten. Ich bitte um
Entschuldigung.«
    »Mach dir
deswegen keine Gedanken. Mich haben schon so viele Leute zu
töten versucht, dass es mir eine Freude ist, zur Abwechslung
mal von einem so exotischen Wesen attackiert zu werden.
Wahrscheinlich hat er auf einen Vogel oder einen Affen gezielt und
nicht darauf geachtet, wer sonst noch im Weg ist.«
    Kleopatras
Dienstmädchen Charmian betrat den Hof. »Verehrte
Königin, der Botschafter von König Hyrcanus von
Judäa ist da, um dir seine Aufwartung zu
machen.«
    »Dieser
Halunke«, entfuhr es ihr. »Ich meine Hyrcanus, nicht
den Botschafter. Der ist umgänglicher als die meisten anderen
Diplomaten, Senator. Ich fürchte, ich muss mich verabschieden.
Hoffentlich war der Pfeil nicht vergiftet.«
    »Das hoffe ich
noch inniger als du«, versicherte ich ihr. »Ich werde
möglicherweise noch einmal wiederkommen müssen, um unser
Gespräch fortzusetzen.«
    »Ja, bitte, tu
das. Ich weiß deine Gesellschaft stets zu
schätzen.«
    Als wir das Atrium
passierten, sah ich den Botschafter und seine Gefolgschaft warten.
Bei ihnen war auch Archelaus, der Botschafter aus Parthien. Ich
nickte ihnen im Vorbeigehen zu.
    »Diesen Mann
haben wir mindestens einmal zu oft gesehen«, stellte ich an
Hermes gewandt fest, als wir das Haus verließen. Ich
berührte vorsichtig meine Nase. Auf der kleinen Wunde hatte
sich eine Kruste gebildet.
    »Botschafter
trifft man immer in Begleitung von ihresgleichen an«,
entgegnete Hermes. »Wahrscheinlich war es nur
Zufall.«
    »Vielleicht bin
ich übermäßig argwöhnisch. Aber von einem
Pygmäen angeschossen zu werden ist wohl Grund genug,
nervös zu werden.«
    »Es ist auf
Kleopatras Veranlassung passiert«, sagte Hermes.
    »Wie
bitte!« Ich schrie regelrecht und wandte mich zu ihm um.
»Wie meinst du das?«
    »Während
ihr euch unterhalten habt, hat der kleine Mistkerl die ganze Zeit
in der Nähe herumgelungert, anstatt mit den anderen zu jagen.
Kleopatra hat ihm ein Handzeichen gegeben«, er bewegte seine
Hand aus dem Handgelenk heraus und gab einen fast unmerklichen Wink
mit dem Finger, »und daraufhin hat er
geschossen.«
    Ich konnte es nicht
glauben, aber ich war nicht so dumm, mir vorzumachen, dass Hermes
nur so dahergeredet hatte. Er war einmal ein Sklave gewesen, und
Sklaven lernen früh, die kleinen unausgesprochenen Signale
ihres Herrn zu deuten. Wenn er Kleopatra diese Geste hatte machen
sehen, dann hatte sie sie auch gemacht.
    »Tja, jedenfalls
wollte sie mich offenbar nicht umbringen lassen«, sagte
ich.
    »Es sei denn,
der Pfeil war doch vergiftet. Wie fühlst du
dich?«
    »Sie wollte mich
nur ablenken. Worüber redeten wir denn gerade?« Der
Zwischenfall hatte mich so schockiert, dass es mir tatsächlich
entfallen war.      
    »Du hattest
Servilias Namen fallenlassen.«
    »Das ist es
also, worüber sie nicht reden will. Dafür könnte es
eine ganze Reihe von Gründen geben. Falls Caesar zum Beispiel
wirklich wieder etwas mit Servilia angefangen hat, könnte es
bei Kleopatra eine wunde Stelle sein.« Ich rieb mir erneut
die Nase. »Trotzdem, die Reaktion scheint mir ein bisschen
überzogen, um ein unangenehmes Thema zu
umgehen.«   
    »Vielleicht hat
sie vor, Servilia umzubringen.«
    »Das wäre
in der Tat ein guter Grund, lieber nicht über sie reden zu
wollen«, stimmte ich zu. »Oder die beiden führen
gemeinsam etwas im Schilde.« Wir gingen auf die Sublicische
Brücke und die Stadt zu. »Ich wünschte, Caesar
wäre nicht ausgerechnet gefährlichen Frauen so
verfallen.«
    »Diesem Fehler
bist du gelegentlich auch schon

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