Die Feinde des Imperators
selbst erlegen«, erwiderte
er.
»Bitte erinnere
mich nicht.«
Bevor wir die
Brücke erreichten, statteten wir dem Ludus Statilius noch
einen Besuch ab, wo einige von Italias besten Gladiatoren
übten. Manche behaupteten, die campanischen Gladiatorenschulen
seien besser, und sie blickten sicher auf eine längere
Geschichte zurück, doch die Kämpfer, die aus der alten
Ausbildungsstätte des Statilius hervorgingen, waren genauso
gut wie alle anderen, die ich je irgendwo gesehen hatte. Wir gingen
zur Krankenstation, wo wir Asklepiodes entdeckten. Er stand hinter
einem auf einem Hocker sitzenden
Krankenpflegeschüler.
»Ah,
Senator«, begrüßte er mich. »Komm rein, und
sieh dir das mal an.« Wir traten näher, und ich
bemerkte, dass er kleine Kreise auf den Nacken des
jungen Mannes gezeichnet hatte; sie glichen den roten Malen, die
wir auf den Nacken der beiden Mordopfer vorgefunden hatten.
»Sieh genau hin, wir haben zwei Male links neben der
Wirbelsäule und zwei gleichartige Male etwas weiter unten auf
der rechten Seite. Jetzt pass auf.« Er drückte die
ersten beiden Knöchel jeder Hand gegen die aufgemalten
Markierungen. Sie passten genau.
»Wurde ihnen das
Genick etwa durch einen Zwei-Fäuste-Schlag gebrochen?«,
fragte ich. »So ein Schlag ist mir noch nie
untergekommen.«
»Das glaube ich
nicht. Es wäre zwar ein gewaltiger Schlag, aber er würde
das Opfer nur nach vorne stoßen. Ich kann nicht erkennen, wie
ein solcher Schlag ausreichend Hebelwirkung entfalten sollte, um
die Wirbel herauszubrechen und in der vorgefundenen Weise zu
deplatzieren. Ich habe die Faustkampflehrer hier antreten lassen
und sie dazu befragt. Sie sagen das Gleiche. So ein Schlag
könnte nur unter äußerst speziellen Umständen
ein Genick brechen, und dein Mörder hat die Tat immerhin
zweimal in Folge vollbracht. Nein, wir haben es hier mit einer
tödlichen Kampfkunst zu tun, von der ich bisher keine Kenntnis
hatte.«
»Wenn wir diese
Fälle aufgeklärt haben, fällt vielleicht eine
fundierte wissenschaftliche Abhandlung über dieses Thema
für dich ab.«
»Genau eine
solche Abhandlung beabsichtige ich auch zu verfassen«,
entgegnete der kleine griechische Arzt. »Es wird mir den Neid
etlicher meiner Kollegen eintragen. Immerhin stoßen wir nur
äußerst selten auf eine vollkommen neue
Tötungsmethode.«
»Es gibt noch
andere, die sich wie du auf dieses Metier spezialisiert
haben?«, fragte ich ihn.
»Aber
selbstverständlich. Genauso wie sich manche Ärzte auf bestimmte
Krankheiten und Leiden spezialisieren, beschäftigen sich
einige von uns intensiv mit tödlicher Gewalt und deren
Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Polygonus aus Caria
zum Beispiel und Timonides, der Paphlagonier. Wir sind ein kleiner,
aber begeisterter Kreis von Gelehrten.«
»Und ich danke
den Göttern, dass wir dich haben«, versicherte ich
ihm.
»Der Mörder
muss irgendein Hilfsmittel benutzt haben, um Hebelwirkung zu
erzeugen«, sagte er.
»Wie bitte? Wie
meinst du das?«
»Er muss das
Genick mit irgendetwas bewegungsunfähig gemacht haben,
während er von hinten Druck ausgeübt hat. Das ist das
Einzige, was Sinn ergibt. Ich würde auf eine Garrotte tippen,
aber an den Nacken der Opfer fanden sich keine
Abriebspuren.«
»Es ist ein
Rätsel«, stimmte ich ihm zu. »Bleib dran, ja? Ach,
ich wollte dich noch etwas fragen. Vielleicht ist dir der etwas
ramponierte Zustand meiner Nase aufgefallen.«
»Ich habe deine
kleine Verunstaltung sehr wohl zur Kenntnis genommen, fand es
jedoch zu taktlos, dich darauf anzusprechen.«
»Keine Sorge, es
ist nichts, was mir peinlich sein müsste. Aber die Verletzung
stammt von einem Pfeil.«
»Derartige
Verletzungen sieht man in Rom eher selten«, stellte er
fest.
»In der Tat. Ich
frage mich nur, ob es irgendeine Möglichkeit gibt,
festzustellen, ob der Pfeil vergiftet war.«
»Selbstverständlich.
Wenn er vergiftet war, stirbst du eines schleichenden und
entsetzlich schmerzhaften Todes.«
»Und abgesehen
davon?«, hakte ich nach.
»Ich würde
mir an deiner Stelle keine Sorgen machen.
Pfeile sind nur selten
vergiftet, auch wenn alle Welt zu denken scheint, dass sie es immer
sind. Gift würde eine sofortige Entzündung hervorrufen,
und ich kann an deinem stattlichen Rüssel nichts Derartiges
erkennen.«
»Großartig«,
entgegnete ich erleichtert.
Es war natürlich
das Erste, was Julia auffiel, als ich nach Hause kam. »Du
hast wieder gekämpft!«, beschuldigte sie mich, als
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