Die Feinde des Imperators
tun«, versicherte ich
ihm.
Als wir wieder
draußen waren, beratschlagten Hermes und ich. »Klingt
so, als hätten wir unseren Mann gefunden«, sagte Hermes.
»Das heißt, wir hätten ihn, wenn wir denn
wüssten, wo er zu finden ist.«
»Zunächst
einmal müssen wir seine Identität herausfinden«,
erklärte ich. »Aber schon dieses bisschen an Information
ermöglicht es uns, einige Verdächtige
auszuschließen. Er ist in Tyros an Bord gegangen und nur in
Begleitung einer einzigen Person gereist. Das spricht Archelaus
ziemlich eindeutig von jedem Verdacht frei. Natürlich
entlastet es ihn nicht ganz. Er könnte den Mann auch erst hier
in Rom angeheuert haben, aber ich hege nicht länger den Verdacht, dass der
Mörder aus den Reihen seines Gefolges stammt. Der Mann, von
dem Ariston erzählt hat, ist schon beinahe ein Jahr in Rom,
und Archelaus ist erst seit ein oder zwei Monaten
hier.«
»Irgendetwas
ergibt da keinen Sinn, meinst du nicht?«
»Bei dieser
Geschichte ergeben jede Menge Dinge keinen Sinn. Welche spezielle
Merkwürdigkeit ist dir denn aufgefallen?«
Er runzelte die Stirn.
»Dieser Mann ist ein professioneller Mörder, und
trotzdem hat er erst vor wenigen Tagen zugeschlagen. Warum hat er
so lange gewartet, seine Fähigkeiten zum Einsatz zu
bringen?«
»Ein guter
Einwand. Ich kann mir eine Reihe von Erklärungen
vorstellen.« Ich liebte diese Vorgehensweise. »Erstens:
Er könnte sich anderer Eliminierungsmethoden bedient haben und
das Brechen des Genicks für besondere Gelegenheiten reserviert
haben. Zweitens: Er könnte die Methode angewandt haben, aber
wir haben nie davon gehört. Einen solchen Mord kann man leicht
wie einen Unfall aussehen lassen. Und mir kommt längst nicht
jeder Mord, der in Rom begangen wird, zu Ohren. Es könnte eine
Reihe derartig begangener Morde gegeben haben, von denen wir nie
etwas gehört haben. Mit der Untersuchung dieser Morde wurde
ich nur beauftragt, weil es sich bei den ermordeten Männern um
Caesars Astronomen handelte. Und schließlich drittens:
Außer Rom gibt es in Italia auch noch andere Orte. Er
könnte sein tödliches Handwerk eine Zeitlang woanders
ausgeübt haben.«
»Ich denke,
Kleopatra können wir ebenfalls von der Liste der
Verdächtigen streichen.«
»Warum?«
»Weil Servilia
noch lebt.«
»Du wirst immer
besser in diesen Dingen. Du hast gut aufgepasst. Natürlich
könnten die beiden auch unter einer Decke stecken und
gemeinsam irgendetwas aushecken.«
»Das wäre
durchaus denkbar«, stimmte er mir zu. »Gibt es eine
Möglichkeit, herauszufinden, ob er irgendwo anders in Italia
aktiv war?«
»Keine, die ich
kennen würde«, gestand ich. »Wir hören hin
und wieder von außergewöhnlichen Morden, aber
normalerweise mischt Rom sich in solche Verbrechen nicht ein,
sondern überlässt ihre Aufklärung und Ahndung den
lokalen Institutionen. Außerdem vergiss nicht, dass dieser
Mann die Gabe hat, seine Morde wie Unfälle aussehen zu lassen.
Wir sollten uns glücklich schätzen, dass er sich erst
seit kurzem in Rom aufhält.«
»Wieso?«
Kapitel 10
Julia zeigte wenig
Mitgefühl angesichts meiner misslichen Lage.
»Ich finde deine
Feindseligkeit gegenüber Servilia albern. Sie ist doch keine
skandalumwitterte Frau wie Fulvia. Sie hat einfach nur große
Pläne für ihren Sohn. Sie treibt sich weder an verrufenen
Orten herum, noch hat sie eine Liebesaffäre nach der
anderen.«
»Warum tun die
Leute eigentlich immer so schockiert, wenn es um vergleichsweise
harmlose Übertretungen wie Ehebruch und Zügellosigkeit
geht?«, fragte ich. »Ich habe mehr Menschen aufgrund
von Ehrgeiz und Habgier eines gewaltsamen Todes sterben sehen als
wegen solcher Belanglosigkeiten.«
»Es sind viel
mehr Ehemänner gestorben, weil sie ihre Frauen betrogen haben,
als du dir vorstellen kannst«, entgegnete sie düster. Es
war ohne jeden Zweifel als Warnung gemeint.
»Tja, die Ehe
birgt eben immer gewisse Risiken.«
»Halt dir das
stets vor Augen. Und was Servilia angeht: Sie taucht in dieser
Geschichte immer wieder auf, weil sie Caesar momentan sehr
nahesteht, und irgendwie geht es bei der ganzen Angelegenheit um
Caesar. Es sind seine Astronomen, die ermordet wurden. All das ist
gegen ihn gerichtet.«
»Da stimme ich
dir zu. Allerdings ist es eine ungewöhnlich verdeckte Art, ihn
anzugreifen.«
»Es sind eben
Orientalen in die Sache verwickelt, und so gehen sie nun mal zu
Werke«, erklärte sie.
Das Abendessen war
beendet, unsere Gäste waren
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