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Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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uns.« Wir folgten ihm.
    Er war leise wie eine
Katze und bewegte sich durch die Finsternis, als wäre
helllichter Tag.
    »In Gallien habe
ich Führer kennengelernt, die sich im Dunkeln so gut
zurechtgefunden haben wie du. Sie haben Eulen gegessen, um ihre
Nachtsicht zu verbessern. Isst du auch Eulen?«
    »Das tun nur
Barbaren, Senator. Ich habe einfach gute Augen. Mein Vater und mein
Großvater waren auch schon berüchtigte Einbrecher. Aber
eine gute Methode, um die Sicht bei Nacht zu schärfen, besteht
darin, sich unmittelbar bevor man rausgeht, in jedes Auge einen
Tropfen Belladonnasaft zu träufeln. Das lässt die Dinge
heller erscheinen.«
    »Es ist immer
gut, mit einem Experten zusammenzuarbeiten, der sein Handwerk
versteht«, sagte ich. »Ist Felix im
Labyrinth?«
    »Nein, aber
nicht weit von dort. In einem Haus am Fluss.«
    Wir gingen durch die
finsteren Straßen und überquerten das Forum und den
Viehmarkt. Das graue Licht wurde heller, und als wir die
Sublicische Brücke überquerten, konnte ich meine Hand
schon beinahe erkennen, wenn ich sie auf Armeslänge vor mich
hielt. Auf der anderen Seite gingen wir in eine enge Gasse und
tauchten sofort wieder in absolute Finsternis ein. Pelotas blieb
vor einer Tür stehen, die ich nicht einmal sehen konnte, und
klopfte in einem seltsamen Rhythmus, einer Art Geheimsprache der
Unterwelt, die mir und meinesgleichen unbekannt war. Die Tür
öffnete sich, und Licht strömte heraus. Der
Türöffner war ein hässlicher Schlägertyp, der
ein gezücktes Schwert in der Hand hielt. Als er sah, wer
draußen stand, trat er zurück und bedeutete uns durch
ein Fuchteln mit seinem Schwert hereinzukommen. Drinnen saß
Felix an einem Tisch, und um ihn herum standen fünf weitere
Männer, die allesamt schwer bewaffnet waren. In dem Raum waren
mehrere eindeutige Gesetzesverstöße zu verzeichnen, doch
ich hatte nicht die Absicht, deswegen irgendetwas zu unternehmen.
Die Nacht im Transtiberviertel war nicht der geeignete Ort für
einen bloßen Senator, sich groß
aufzuspielen.
    »Sei
gegrüßt, Senator«, sagte Felix. »Nimm Platz.
Ich habe einen guten, heißen Wein für dich, genau das
Richtige für einen Morgen wie diesen.«
    Das hörte ich
gerne und setzte mich. Während er einschenkte, stieg ein
wohlduftender Dampf aus dem Krug. In dem Wein schwammen
Kräuter, und das Gebräu wappnete mich für die, wie
ich wusste, unerfreuliche Pflichterfüllung, die mir
bevorstand.
    »Ich habe so ein
Gefühl«, sagte ich, »dass Postumius nicht mehr
imstande sein wird, mit mir zu reden.«
    »So ist
es«, bestätigte Felix. »Aber mit irgendjemandem
hat er geredet, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Bevor ich mir
die Leiche ansehe, verrate mir noch, wie du sie gefunden
hast.«
    »Pelotas hat sie
entdeckt. Er hat diesem Haus einen Besuch abgestattet und ist dabei
auf die Leiche gestoßen.«
    »Zuerst habe ich
sie nur gerochen«, erklärte Pelotas. 
    »Ich frage dich
lieber gar nicht erst, was du hier wolltest«, warf ich
ein.
    »Schön.
Also gut, als ich reinkam -«
    »Ich nehme an,
du hast nicht einfach geklopft und bist durch die Eingangstür
hereinspaziert«, unterbrach ich ihn.
    »Ah …
nein. Ich bin durch das Dach eingestiegen.«
    »Ah, ja.
Vermutlich hattest du da oben ein paar Ausbesserungsarbeiten
durchzuführen, ein paar Ziegel zu entfernen oder etwas in der
Art?«
    »Genau, Senator,
so war es. Jedenfalls bin ich eingestiegen, und das Erste, was mir
entgegenschlägt, ist dieser Gestank. Ich habe mich umgesehen,
bis ich den Raum mit der Leiche entdeckt habe. Wie du ja
weißt, sehe ich gut bei Nacht, und zu der Stunde schien auch
noch der Mond durchs Fenster. Ich habe sofort gewusst, dass es
Postumius war. Ich kannte ihn von der Rennbahn. Er kannte seine
Pferde besser als die meisten anderen, und er kannte auch alle
Wagenlenker, deshalb war es immer hilfreich, einen Tipp von ihm zu
bekommen. Felix hat vor ein paar Tagen in Umlauf gebracht, dass
jeder, der Postumius sieht, es ihm sofort erzählen solle, also
bin ich direkt zum Labyrinth rübergelaufen.«
    »Und warum hast
du heute Nacht beschlossen, ausgerechnet diesem Haus einen Besuch
abzustatten? Ich meine, mal abgesehen von der notwendigen
Dachreparatur?«
    »Mir war zu
Ohren gekommen, dass es einem reichen Mann gehören soll. Ich
habe das Haus ein paar Nächte lang beobachtet und nie jemanden
gesehen, und die Lampen wurden auch nie
angezündet.«
    »Es ist immer
gut, Reparaturarbeiten auszuführen, wenn der Eigentümer
nicht zu Hause

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