Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
nach Hause gegangen, und wir
genossen einen eher kühlen Abend am Wasserbecken; zwischen uns
stand eine Pfanne mit glühenden Kohlen. Das Jahr war
ungewöhnlich mild gewesen, doch jetzt machte sich eine
kühle Brise bemerkbar. Julia hatte sich in einen schweren
Wollumhang gehüllt, doch ich bevorzugte es, männliche
Kühnheit zu demonstrieren, indem ich nichts über meiner
Tunika trug.
    »Diese ganze
Geschichte scheint mir selbst für unsere üblichen Feinde
aus dem Osten ziemlich verwickelt«, sagte ich.
»Vielleicht stammen die Leute, die dahinterstecken, aus
irgendwelchen Gebieten noch weiter östlich. Woher kommt noch
mal die Seide? Ich glaube, es ist der östlichste Ort, den es
gibt.«
    »Bleib mit
deinen Gedanken lieber näher an der Heimat«, riet sie
mir.
    »Ich weiß,
dass der König von Parthien der wahrscheinlichste Kandidat
für eine von Ausländern gesteuerte Aktion ist, aber
irgendwie glaube ich das nicht. Ich denke, dass wir es mit einem
orientalischen Auftragsmörder zu tun haben, der für
jemanden hier in Rom arbeitet.«
    »Immerhin gibt
es auch noch Sextus Pompeius«, erinnerte sie mich.
    »Das Letzte, was
ich von ihm gehört habe, war, dass er in Spanien sein soll,
und unsere Verdächtigen stammen aus der entgegengesetzten
Richtung. Er könnte natürlich hier in Rom
Mittelsmänner haben, die den Auftragsmörder angeheuert
haben, aber der junge Pompeius hat genauso wenig Fantasie wie sein
Vater. Diese Geschichte übersteigt seine Fähigkeiten.
Wenn es uns schon nicht gelingt, der Sache auf die Spur zu kommen -
wie sollte er das Ganze dann wohl ausgeheckt
haben?«
    »Wir
übersehen etwas«, sagte Julia.
    »Natürlich
übersehen wir etwas. Das ist immer der Fall, wenn Leute so
hinterlistig vorgehen. Später, wenn man alle Teile
zusammengefügt hat, fragt man sich, warum man diese
unübersehbaren Faktoren nicht wahrgenommen hat, die einen die
ganze Zeit angestarrt haben.«
    »Callista meint,
du solltest all dies niederschreiben. Vielleicht könntest du
Lehrveranstaltungen über deine Ermittlungsmethoden
abhalten.«
    »Ja, das sollte
ich tun. Zukünftige Generationen würden es mir
danken.«
    »Was ist, wenn
die Masche mit dem Getreide nur eine Art Übung war?«,
fragte Julia.
    »Wie bitte? Wie
kommst du denn darauf?«
    »Ich habe so ein
Gefühl, dass sie vielleicht etwas Größeres im Sinn
gehabt haben. Polasser und Postumius haben ihre gemeinsamen
kriminellen Neigungen entdeckt. Polasser war fasziniert von dem
Trick mit den Wagenrennen, mit dem Postumius sich gebrüstet
hat, und wollte es vielleicht selbst einmal
probieren.«
    Ich erkannte, worauf
sie hinauswollte. »Aber Postumius hat ihn davor gewarnt. Er
hat darauf hingewiesen, dass Felix der Weise es herausfinden und
sie bestrafen könnte. Polasser war ohne jeden Zweifel der
Intelligentere und Einfallsreichere der beiden. Er hat erkannt,
dass der gleiche Trick auch andernorts zum Einsatz gebracht werden
könnte. Er war weit gereist und hat eine Weile in Alexandria
gelebt, dem Zentrum des weltweiten Getreidehandels. Er wusste, dass
Termingeschäfte mit Getreide genauso ein Glücksspiel sein
können wie das Wetten bei Wagenrennen. Und du meinst, es
könnte einfach nur eine Übung gewesen
sein?«
    »Ich glaube ja.
Polasser musste auf diesem Feld der Kriminalität ein paar
Erfahrungen sammeln. Ein betrügerischer Astrologe war er ja
bereits, aber mit der Geschäftswelt musste er sich erst noch
vertraut machen.«
    »Aber für
was hat er geübt?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort
bereits zu kennen glaubte.
    »Welches ist das
wichtigste und profitabelste Betätigungsfeld in Rom?«,
fragte sie zurück.
    »Die
Politik«, antwortete ich. »Die auf höchster Ebene
von den bedeutendsten Familien praktizierte Politik. Aber wie hat
er gehofft …« Dann fiel es mir wie Schuppen von den
Augen. »Fulvia.«
    »Er kannte sie
bereits, weil er ihr Astrologe war. Er hat sie gebeten, ein paar
empfängliche Getreidehändler auszuwählen, ihn ihnen
gegenüber zu empfehlen und ihnen zu erzählen, dass seine
Voraussagen unfehlbar seien. Für eine Patrizierin ist es ein
schmutziger Handel, aber Fulvia traue ich alles
zu.«
    Ich dachte
darüber nach. »Die Versuchung muss groß gewesen
sein. All das trug sich im vergangenen Jahr zu. Ihr Ehemann, Curio,
war tot, und zwischen ihr und dem Rest seiner Familie herrschte
alles andere als liebevolle Zuneigung. Sie hatte sich Antonius noch
nicht geangelt, und sie ist eine Frau mit einem kostspieligen
Lebenswandel. Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher