Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feinde des Imperators

Die Feinde des Imperators

Titel: Die Feinde des Imperators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
ist«, kommentierte Hermes. »Auf diese
Weise wird er nicht von dem anfallenden Lärm
belästigt.«
    »So ist
es«, stimmte Pelotas zu.
    »Weiß
jemand, welchem reichen Mann dieses Haus gehört?«,
fragte ich. Als Antwort erntete ich lediglich allgemeines
Achselzucken. »Wo hast du aufgeschnappt, dass das Haus einem
reichen Mann gehören soll?«
    »Von den
Nachbarn. Nach seinem Namen habe ich nie gefragt.«
    »Ah,
Senator«, meldete sich Felix zu Wort, »worauf willst du
eigentlich mit all deinen Fragen hinaus?«
    »So geht er
immer vor«, versicherte ihm Hermes. »Als Erstes
trägt er alle verfügbaren Fakten zusammen, und dann erst
stellt er irgendwelche Vermutungen an.«
    »Dann bist du
wohl ein Philosoph, was?«, sagte Felix. »Hätte ich
nie gedacht.«
    Ich sah mich um. Das
Haus war von bescheidener Größe, doch in jenen Tagen
waren selbst die Häuser der Reichen relativ klein. Wer es sich
leisten konnte, steckte sein Geld in protzige Landhäuser und
erhielt in Rom eine Pose altehrwürdiger Tugendhaftigkeit
aufrecht. Im Transtiberviertel gab es mehr Platz, sich auszudehnen,
doch dieses Haus befand sich an einer der kleineren Straßen
in der Nähe des Flusses und war typisch für diesen
Stadtteil.
    Was die
Innenausstattung anging, war es ganz und gar nicht bescheiden. Die
Wände des Raums, in dem wir saßen, waren mit Fresken von
höchster Güte dekoriert, und der Boden war mit
aufwendigen geometrischen Mustern gefliest. Direkt vor der zum
Impluvium hinausführenden Tür stand eine Apollostatue.
Sie sah aus wie eine äußerst perfekt gearbeitete
Reproduktion des Originals von Praxiteles; wahrscheinlich war es
ein Werk des Aphrodisias, und ich wusste aus eigener Erfahrung, wie
teuer Skulpturen von Aphrodisias sein konnten.
    Es hatte keinen Sinn,
es noch länger aufzuschieben. »Also gut, dann sehen wir
ihn uns mal an«, sagte ich.
    Wir erhoben uns und
gingen durch die Arkaden, die das Impluvium umgaben. Im hinteren
Teil des Hauses stiegen wir eine Treppe in den ersten Stock hinauf
und gingen ein paar Schritte über die Galerie zu einer
Tür, vor der ein weiterer bewaffneter Mann Wache stand. Wir
betraten das Zimmer.
    Wie von Pelotas
angekündigt, war der Gestank furchtbar. Das ist meistens der
Fall, wenn jemand zu Tode gefoltert wurde. Der verstorbene
Postumius war nackt an einen Stuhl gefesselt und von einem kundigen
Folterknecht zugerichtet worden oder, was wahrscheinlicher war, von
einer ganzen Truppe. Er hatte Brandwunden und war geschlagen und
teilweise gehäutet worden; Teile von ihm hingen lose an ihm
herab, sie waren offenbar mit Zangen aus ihm herausgerissen
worden.   
    »Als Soldat und
Magistrat habe ich ziemlich oft militärischen und
Justizzwecken dienenden Folterungen beigewohnt«, sagte ich,
»aber so etwas habe ich noch nie
gesehen.«      
    »Irgendjemand
wollte ein paar Antworten von ihm haben«, erklärte
Felix. »Doch seinem Aussehen nach zu urteilen, wusste er
nicht, was sie aus ihm herauspressen wollten.«
    »Wie kommst du
darauf?«, fragte ich.
    »Ich kannte
Postumius. Er hatte nicht das Rückgrat, unter so einer Folter
dichtzuhalten.«
    »Ja, das klingt
plausibel. Hermes -«
    »Ich weiß
schon, was du sagen willst. Ich soll Asklepiodes holen.« Er
drehte sich um und verließ den Raum; ausnahmsweise konnte er
einmal gar nicht schnell genug wegkommen, um etwas für mich zu
erledigen.
    Im hinteren Teil des
Raums gab es ein einzelnes Fenster. Ich ging hin, öffnete die
Fensterläden und beugte mich hinaus, um frische Luft zu atmen.
Unter dem Fenster befand sich eine schmale Uferböschung und
daran angrenzend der Fluss. Es war ein idealer Ort, um jemanden zu
foltern. Der Raum lag im oberen, mittleren Teil des Hauses, sodass
ihn etliche Wände von den Nachbarhäusern trennten. Er war
so weit wie nur irgend möglich von der Straße entfernt,
und nach hinten
raus gab es nichts außer dem Fluss. Ein Mann konnte sich die
Lunge aus dem Hals schreien, ohne von irgendjemandem gehört zu
werden.
    »Hast du eine
Ahnung, wem dieses Haus gehört?«, fragte ich.
    »Nein«,
erwiderte Felix. »Aber ich könnte es
herausfinden.«
    »Nicht
nötig. Ich frage einfach die Nachbarn, sobald sie wach sind.
Also dann, es bringt uns nicht viel weiter, noch länger hier
herumzustehen.«
    Wir gingen wieder nach
unten, und ich genehmigte mir einen weiteren Becher von dem
heißen, gewürzten Wein. Den brauchte ich jetzt dringend.
»Es dämmert«, sagte ich. »Du und deine
Männer, ihr könnt jetzt gehen. Ich werde

Weitere Kostenlose Bücher