Die Feinde des Imperators
für
Ausländer?«, fragte Hermes.
»Keine Ahnung.
Keine Griechen, mehr kann ich nicht sagen. Sie haben sich nicht oft
blicken lassen und haben, soweit ich weiß, nie mit
irgendjemandem hier aus der Gegend ein Wort
gewechselt.«
»Hast du in den
letzten Tagen jemanden hinein- oder hinausgehen sehen?«,
hakte ich weiter nach.
»Tagsüber
nicht«, erwiderte er. »Was die Nächte angeht
… das weiß ich nicht.«
Ich bedankte mich bei
ihm, und wir entfernten uns ein paar Schritte. »Schon wieder
Curio«, sagte ich.
»Dann
gehört dieses Haus also Fulvia?«, fragte
Hermes.
»Ich hoffe
nicht. Gehen wir davon aus, dass es ihr nicht gehört. Er kann
es ja auch jemand anderem vermacht haben. Ich hoffe sehr, dass dies
der Fall ist. Ich habe nämlich keine Lust, Fulvia vor Gericht
zu zerren. Wahrscheinlich würde sie mich kurzerhand umbringen
lassen, auch ohne Antonius' Billigung.«
Wir unterhielten uns
noch eine Weile mit den Nachbarn rechts und links und denen von der
gegenüberliegenden Straßenseite. Niemand hatte
irgendetwas gesehen oder gehört. Alle erinnerten sich an
irgendwelche »Ausländer«, die ein paar Monate
zuvor in dem Haus gewohnt hatten. Es konnte von Bedeutung sein oder
auch nicht. Im Transtiberviertel war vieles auf den Flusshandel
ausgerichtet, und dort lebten zahlreiche Ausländer. Es war
ganz und gar nicht ungewöhnlich für solche Leute, ein
Haus zu mieten, während dessen Besitzer abwesend war.
Andererseits waren da noch die merkwürdigen Ausländer,
von denen der Seemann berichtet hatte. Gab es womöglich eine
Verbindung zwischen diesem eigenartigen Paar und diesem
Haus?
Die Sonne stieg
höher, der Tag wurde wärmer, und wir gingen zurück
in Richtung der eigentlichen Stadt. Als wir die Brücke halb
überquert hatten, setzte ich mich auf das steinerne
Brückengeländer und dachte nach. »Was wissen wir
über Curio?«, grübelte ich laut.
»Er war ein
Politiker wie hundert andere auch«, erwiderte Hermes.
»Er war gewalttätiger als die meisten, gewieft im Umgang
mit Menschenmengen und ein äußerst beliebter
Volkstribun. Für eine kurze Zeit war er sogar beliebter als
Caesar oder Pompeius, aber das kommt bei Volkstribunen häufig
vor. Solange sie im Amt sind, lieben die Leute sie wegen ihrer
öffentlichen Bauprojekte und der Gesetze, für die sie
Begeisterung entfachen. Doch normalerweise verblasst ihre
Popularität, sobald sie ihr Amt niedergelegt
haben.«
»So habe ich ihn
auch in Erinnerung. Sein Vater war ein Todfeind Caesars, ein
überzeugter Anhänger von Pompeius und des
aristokratischen Lagers. Eine Zeitlang sah es so aus, als ob der
junge Curio in die Fußstapfen seines Vaters treten
würde.«
»Aber er hat
sich einen Haufen Schulden aufgehalst, um die Zuneigung der
Wähler zu gewinnen«, sagte Hermes. »Worin er sich
nicht von anderen unterscheidet.« Er grinste, als er mich
zusammenzucken sah. »Aber er war weitaus schlimmer als die
meisten. Gerüchten zufolge soll er mit mehr als zweieinhalb
Millionen Denarii in der Kreide gestanden haben.«
»Was hat ihn
also bewogen, auf Caesars Seite zu wechseln? Ich erinnere mich,
dass Caesar seine Schulden beglichen hat, was nicht gerade eine Kleinigkeit
war, aber er muss irgendeinen Trumpf ausgespielt haben, um ihn dazu
zu bringen, von den Optimaten zu den Populären
überzulaufen.«
»Vielleicht
solltest du Sallustius fragen.«
Ich schüttelte
den Kopf. »Ich möchte nicht noch mehr in seiner Schuld
stehen, als ich es ohnehin schon tue. Außerdem ist das alles
vielleicht sowieso nicht von Bedeutung. Der Mann ist schon seit
Jahren tot. Er ist in einer Schlacht gegen König Juba in
Afrika gefallen.«
»Ja, ja, der
alte Juba«, grübelte Hermes laut. »Zwischen ihm
und Caesar hatte es böses Blut gegeben, also war es vermutlich
seine Art, Rache zu üben. Was für ein Groll steckte
dahinter? Hatte Caesar ihn nicht öffentlich
beleidigt?«
Ich lachte bei der
Erinnerung in mich hinein. »Das hat er in der Tat. Es war
kurz vor Caesars Abmarsch nach Spanien. Er repräsentierte
einen seiner Klienten, einen numidischen Adligen, in einer
Verhandlung vor dem Praetor peregrinus. Der alte König,
Hiempsal, hatte behauptet, dass der Adlige tributpflichtig sei, was
dieser bestritt und dann Caesar um Hilfe bat. Hiempsal entsandte
den jungen Prinzen Juba, um seine Seite in dem Rechtsstreit zu
vertreten. Caesar hat es mit seiner Verteidigung ein wenig
übertrieben und Juba am Bart gepackt und ihn einmal quer
über den Verhandlungsplatz gezerrt.«
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