Die Feriendetektive
sagte Tina und ging stolz voran.
Waren sie kurz vorher noch sehr langsam gegangen, so trabten sie jetzt eilig zurück. Jeder freute sich auf sein warmes Bett. Wenn sie nur unbemerkt wieder ins Haus hineinkämen...
Auf einmal blieb Tina stehen. »Hört ihr nichts?«
»Nee...«
»Da ging doch eine Autotür!«
Sie lauschten. Es war still.
»Ob der Knasterbart da vorne ist?« flüsterte Tim. Ihm zitterten regelrecht die Knie. Wenn Tina richtig gehört hatte und es der Knasterbart war, dann setzte es was...
Karl brachte keinen Ton heraus.
Tina faßte sich zuerst. »Können wir nicht neben dem Weg durch den Wald gehen?« Beide merkten, was sie dachte. »Der Knasterbart darf uns doch nicht sehen.«
»Stimmt!« sagte Karl.
Tim trat auf einen Ast. Knack! Das Geräusch war unheimlich laut in der Stille.
Sie lauschten.
Da! Vor ihnen!
Geräusche. Autotüren klappten, Rücklichter flammten auf, ein Anlasser wurde betätigt. Leise, fast geräuschlos entfernte sich ein Wagen.
Dann war der Spuk vorüber.
Karl riß sich zusammen. »Ich werd’ verrückt!« stotterte er. »Was soll denn das?« Seine Müdigkeit war wie weggeblasen.
»Ich will auf der Stelle nach Hause, bevor was passiert«, flüsterte Tina. »Ich habe Angst!«
»Wir auch«, gab Karl zu.
»Los«, flüsterte Tim, »nichts wie weg!«
So schnell es ging, liefen sie am Maisfeld vorbei und in den elterlichen Hof. Atemlos holte Karl die
Leiter, und dann kletterten Tina und Tim in ihr Zimmer.
Karl brachte die Leiter in die Scheune, zog seine Socken an, schlich zum Schuppen und sprang in die Höhe. Als er vor seinem Bett stand, ging das Licht von selbst an.
»Guten Morgen.« Sein Vater stand im Zimmer. Sie hatten in der Aufregung doch zuviel Lärm gemacht. Karl sah seinen Vater mit offenem Mund an.
»Die nächsten drei Tage mußt du nachmittags arbeiten«, sagte der Bauer und ging hinaus.
Tim und Heinrich spielen Detektiv
Am Abend zuvor war in der Ferienschule große Aufregung gewesen. Fred und Eddi fehlten! Heute wurde in beiden Klassen gesagt, niemand solle sich in der für sie unbekannten Gegend zu weit fort wagen, damit sich keiner mehr verirre.
Karl atmete auf. Verpfiffen hatten die beiden sie also nicht, als der Förster sie gestern nacht in ihr Quartier brachte!
Tim erzählte in der Englischstunde Heinrich von seinen nächtlichen Abenteuern. Sie waren auf Wilderer gestoßen! In seiner Fantasie kam er dem geheimnisvollen Auto immer näher. Als der Mathematikunterricht begann, konnte er die Wilderer schon beinahe erkennen: Schwarzer Vollbart, Donnerbüchse, meterlange Messer...
»Hast du gesehen, was es für ein Auto war?« fragte Heinrich gespannt.
»Ein... ich glaube ein... ehrlich gesagt, nein.« Heinrich schüttelte den Kopf. »Aber das wäre doch das Wichtigste gewesen!«
»Ja«, sagte Tim und schwieg. Er sah die Wilderer jetzt wieder undeutlicher, mehr aus der Ferne. »Wie oft sind denn die Türen zugeschlagen worden?«
»Viermal, vielleicht auch öfter.«
»Wie haben denn die Rücklichter ausgesehen?«
»Groß.«
»Rund oder mehr viereckig?«
Tim überlegte lange. Er hatte zuviel Angst gehabt, um auf die undeutlichen Scheinwerfer zwischen den Bäumen zu achten. Jetzt schloß er die Augen, um sich das nächtliche Bild wieder vorstellen zu können. »Mehr viereckig, glaube ich.«
»Und der Motor? Wie hat sich der Motor angehört?« fragte Heinrich gespannt.
»Tief und nicht sehr laut.«
An der Tafel drehte sich Herr Kienast um. »Bundschuh, komm einmal nach vorn und rechne die Aufgabe zu Ende!«
Nun durfte Tim zeigen, was er noch nicht konnte. Heinrich saß geduckt auf seinem Platz und überlegte ebenfalls. Vier Türen wahrscheinlich! Viereckige Rücklichter! Leiser Motor! Das konnte alles mögliche bedeuten. Audi — oder BMW? Mercedes? Ein Opel? Viel war damit nicht anzufangen.
Nach der Schule verabredeten sich die beiden für den Nachmittag, um zu »kombinieren«. Tim kannte diesen Ausdruck aus seinen Detektivgeschichten. Heinrich wollte am Rande des Schotterweges nach Spuren suchen.
Nach dem Mittgessen bei Widermosers zog Karl eine grobe blaue Jacke und Gummistiefel an. Er mußte den Stall misten. »Kann ich dir vielleicht helfen?« fragte Tina.
»Meinetwegen.«
In diesem Augenblick kam Heinrich zur Tür herein und sagte: »Guten Tag, die Herrschaften! Tim und ich wollen ein bißchen Spazierengehen und euch dazu einladen!«
»Geht nur allein spazieren.« Der Bauer lachte. Frau Widermoser tat ihr Sohn leid. Aber
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