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Die Feriendetektive

Die Feriendetektive

Titel: Die Feriendetektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Mihr
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die Arbeit war nicht bloß eine Strafe, sie mußte auch getan werden, und ab und zu brauchte der Bauer eben die Hilfe seines Sohnes.
    Tim und Heinrich gingen allein los, zum Wald hinunter.
    Tina folgte Karl in den Stall. Durch ein blindes Fenster schien die Sonne herein, Staubteilchen tanzten in dem dünnen Lichtstrahl. In den scharfen Geruch des Kuhmists mischte sich der Duft von frischem Heu. Hinter den Boxen der Kühe lagen Strohballen aufgeschichtet.
    Karl nahm eine Mistgabel und arbeitete schnell und entschlossen. Er lud Mist und Stroh auf eine Schubkarre, Tina nahm die Karre und rückte ihm nach, so daß er nicht immer wieder die Gabel beiseite stellen mußte.
    Der Schweiß rann Karl von der Stirn in die Augenbrauen. Er wischte ihn mit dem Ärmel ab. Tina wollte die fast volle Schubkarre anheben und ein Stückchen Vorfahren. Um ein Haar wäre sie umgekippt! Karl zeigte ihr, wie man damit umging. Mit Schwung fuhr er sie aus dem Stall hinaus und über ein Brett auf den Misthaufen hinauf. Als er die Karre auskippte, lachte er wieder.
    Tina sah ihm von unten zu. »Darf ich das nachher mit einer halbvollen Karre auch einmal probieren?«
    »Freilich!« Karl fuhr in den Stall zurück.
    Tina staunte. Wenn ihr vor zwei Wochen jemand prophezeit hätte, sie bekäme Lust, eine Karre voll Mist zu schieben, hätte sie sich nicht nur an die Stirn getippt, sondern den, der ihr das erzählte, für total verrückt erklärt!
     
    Inzwischen hatten Tim und Heinrich den Schotterweg erreicht und suchten nach Spuren. Aber es war nichts zu sehen. Deshalb schlug Tim vor, zum Weiher hinunterzulaufen. Er wollte Heinrich vormachen, was er bei Karl gelernt hatte: Einen Fisch mit der Hand zu fangen!
    »Ich halte das für absolut möglich«, sagte Heinrich sachlich. »Wenn man es gelernt hat...«
    Am Ufer schauten sie den Forellen zu. Dicht über der Wasseroberfläche schwirrten unzählige Fliegen. Ab und zu schoß aus dem dunklen, klaren Wasser eine der Forellen auf die Fliegen zu und glänzte für einen Augenblick silbern auf. Heinrich zog eine Semmel aus der Tasche. Er gab Tim die Hälfte, und dann fütterten sie gemeinsam die Fische.
    Eine große, metallisch glänzende Libelle flog auf sie zu. Bedrohlich wie ein Kampfhubschrauber schaukelte das Raubinsekt über dem Uferschilf. Kleine Fliegen saßen auf den breiten, häufig abgeknickten Blättern und sonnten sich. Plötzlich stieß die Libelle auf ein Blatt herab, und schon hielt sie eine Fliege zwischen ihren Greiffüßen. Ein Luftzug wehte die kleinen Flügel fort. Die Libelle drehte den Kopf mit den riesigen Augen und wippte mehrmals mit dem langen, stielförmigen Schwanz. Ihre vier Flügel schimmerten durchsichtig in der Sonne.
    Jetzt begann sie schon wieder zu flirren. Hatte sie neue Kraft aufgetankt? Es war, als ließe sie ihren Motor Warmlaufen. Dann erhob sie sich mit einem Ruck in die Luft und fegte mit seitlichen Pendelbewegungen, weitere Beute suchend, über den Weiher davon.
    »Stell dir mal den Motor vor, den die drin haben muß!« sagte Tim bewundernd.
    »Mensch, Tim! Das Geräusch des Motors — das ist die Spur!«
    »Tatsächlich! Wenn ich es noch mal höre, erkenne ich es bestimmt wieder!«
    Heinrich überlegte. »Wir müssen den Parkplatz beim Gasthof beobachten. Da stehen die meisten Autos. Aber du darfst nicht hinschauen. Nur hinhören!«
    »Los! Auf geht’s!«
     
    Auf dem Widermoser-Hof fuhr Tina gerade ihre dritte Schubkarre zum Misthaufen. Nur eine war umgekippt! Karl sparte nicht mit Beifall.
    Tina lachte stolz, dann wurde sie nachdenklich. »Hast du Fred und Eddi in der Schule gesehen?«
    »Nein«, sagte Karl zögernd. »Aber bestimmt durften sie heute ausschlafen, weil sie spät heimgekommen sind.«
    Sie hörten, wie hinter dem Stall ein Auto in den Hof fuhr. Der Förster bog um die Ecke. Als er Tina mit der Schubkarre sah, mußte er lachen, wurde aber gleich wieder ernst. »Kommt mal her«, sagte er und blickte sich um. »Ist dein Vater in der Nähe, Karl?« — »Nein.«
    »Gut. Ich muß euch nämlich etwas erzählen, das er besser nicht erfährt. Sonst« — und jetzt sah er Karl fest in die Augen —, »sonst sind nämlich die Ferien für dich schon heute gelaufen.«
    Karl wurde es mulmig. Tina wußte gleich, daß es sich um Fred und Eddi drehen mußte.
    »Hört gut zu«, sagte der Knasterbart. »Als ich gestern nacht auf dem Schotterweg nach Hause zurückfuhr, sah ich auf einmal zwei Gestalten am Weg...«
    »Fred und Eddi?« rief Tina.
    »Richtig«, sagte

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