Die Feriendetektive
größer. Die Jungs hatten doch meist nur Unsinn im Kopf!
Da trat der Förster auf die schattige Veranda. »Jetzt kannst du ihn gleich fragen!« sagte Frau Fischer.
Tina zögerte ein bißchen. Aber der Förster gab ihr freundlich die Hand. Er war ihr also nicht böse! Höflich fragte sie, ob sie ab und zu mit Satan Spazierengehen dürfe.
Der Knasterbart lächelte. »Einverstanden. Es wird dem Alten sicherlich gefallen, mit einer hübschen jungen Dame durch den Wald zu laufen! Ich muß dir nur noch einige Tips geben.« Er setzte sich neben Tina auf einen alten, ächzenden Korbstuhl und zog eine Zigarre aus der Tasche. Nachdem er sie angesteckt hatte, schaute er seufzend auf seine altmodische Taschenuhr.
»In einer guten Stunde muß ich noch mal auf die Hochfläche, zwei Waldarbeiter abholen, die ich dort abgesetzt habe, weil ihr Fahrzeug defekt ist.« Er blies eine blaue Wolke von sich und schaute ihr ins Gesicht. »Weißt du, Mädchen, ich werde dir noch die Kommandos beibringen und dir zeigen, wie man die Hundepfeife benützt. Sonst kann es sein, daß sich Satan plötzlich selbständig macht. Wollen wir ihn mitnehmen und gleich losfahren? Was meinst du? Zum Abendessen bringe ich dich zu Widermosers zurück. Wir sagen ihnen vorher kurz Bescheid, damit sie sich keine Sorgen machen.«
»Au ja«, rief Tina begeistert. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich dem Hund verständlich machen sollte.
Im Auto legte sich Satan sofort auf seinen Platz vor dem Beifahrersitz.
Als sie durchs Dorf fuhren und der Wagen sich dem Gasthofgarten näherte, wischte sich der Förster seufzend über die Stirn und klagte über diese »Affenhitze«. »Jetzt könnte ich ein Weißbier vertragen!« meinte er, fuhr auf den Parkplatz und lud Tina zu einem Eis ein.
Sie setzten sich unter einen Sonnenschirm und studierten die Speisekarte. Herr Weißmann kam und dienerte um den Tisch herum: »Einen schönen guten Tag, Herr Oberförster! Und Besuch haben Sie auch noch mitgebracht! Was darf’s denn sein, Herr Oberförster?«
»Ein Weißbier und ein Fruchteis.«
»Bitte sehr, sofort, Herr Oberförster...« Weißmann eilte davon.
»Herr Oberförster hinten, Herr Oberförster vorn«, knurrte der Knasterbart ärgerlich. »Der Lackel, der damische, glaubt wohl, er kann sich mit diesen Faxen bei mir beliebt machen. Aber ich kann ihn nicht leiden, basta!« Der Förster trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
»Helfen Sie auch beim Holzfällen«, fragte Tina unvermittelt.
Der Knasterbart lachte. »Nein, das ist nicht meine Aufgabe. Ich organisiere nur das Anpflanzen von Kulturen und das Fällen von schlagreifen Bäumen. Außerdem muß ich noch meinen Abschußplan erfüllen.«
»Warum schießen Sie denn gesunde Rehe tot?«
Der Wirt brachte das Eis und das über schäumende Bierglas.
Der Knasterbart trank einen großen Schluck Bier und wischte sich den Schaum aus dem Bart. »Weil es notwendig ist, Tina«, sagte er dann. »Der Wildbestand würde sich ohne Abschuß jedes Jahr nahezu verdoppeln. Eine bestimmte Fläche Wald ernährt aber nur eine bestimmte Anzahl Rehe. Es gibt heute keine Wölfe, Bären und Luchse mehr, die die überzähligen Rehe reißen könnten. Ohne diesen regelmäßigen und kontrollierten Abschuß gäbe es bald große Schäden in der Land- und Forstwirtschaft. Außerdem würde das Wild krank und kümmerte, wenn es sich nicht mehr richtig ernähren kann.«
Tina sah den Knasterbart prüfend an. Sie hätte nicht gedacht, daß dieser freundliche Mann auf ein Reh schießen konnte, obwohl ihr seine Begründungen einleuchteten.
Der Förster strich sich über die Stirn. »Ich verstehe, daß dir die Vorstellung des Tötens nicht gefällt. Die Städter kennen Tiere nur als eine Art Spielzeug. Dabei ist es grausam, Hunde oder Katzen in einer Großstadtwohnung zu halten, wo sie wider ihre Natur leben müssen.« Nachdenklich drehte er sein Bierglas in der Hand. »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, daß die Menschen seit Jahrtausenden jagen, und zwar aus einer Lebensnotwendigkeit heraus?«
Tina schaute auf ihr Eis und schwieg. Es stimmte wohl, was der Knasterbart da sagte. Mit den Forellen war es so ähnlich. Die meisten Menschen aßen eben gerne Fleisch. Auch sie. Endlich nickte sie zögernd.
»Na komm«, sagte der Knasterbart und trank aus. »Du mußt ja keine Tiere töten, du bist kein Förster! Wir zwei fahren jetzt zu den Holzfällern. Da geht es unblutig zu, obwohl ein Baum eigentlich auch etwas Lebendiges ist. Sogar der
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