Die Feriendetektive
Sich entschuldigen ist eben schwer!
Drüben im Hof ging Tim ins Haus. Sie schauten ihm mitleidig nach. Er mußte ja lernen. Dann suchten sie Herrn Widermoser.
Der Bauer lachte, als er sie sah. »Da ist ja eine ganze Arbeitskolonne! Bringt nur die anderen von der Schule auch noch mit. Dann setzt sich der Widermoser zur Ruhe!«
»Darf ich mit dem Traktor zum Heuwenden?« fragte Karl.
»Das würde dir so passen, was!« meinte der Bauer schmunzelnd. »Mit deinen Gästen geländefahren?«
»Das wäre toll«, sagte Tina schnell.
Bauer Widermoser wiegte den Kopf hin und her. »Es gibt was, das zuerst getan werden muß. Die Brombeeren unten am Zaun müssen gepflückt werden, sonst fressen uns die Amseln alles weg.«
»Das soll eine Arbeit sein?« sagte Karl mißmutig. »Ja, ja«, erklärte der Bauer, »dafür ist mein Herr Sohn sich zu fein. Aber Marmelade essen, das kann er! Ein Vorschlag zur Güte: Wenn der große Beerentopf in der Küche voll ist, dürft ihr zum Heuwenden fahren! Geht jetzt zur Mutter in die Küche und holt euch Körbe.«
Als sie sich in Trab setzen wollten, hielt er Karl zurück. »Bevor du mit dem Traktor losfährst, kommst du zu mir. Aber allein!«
In der Küche stand Frau Widermoser. »Das ist nett von euch, daß ihr mir helfen wollt«, sagte sie. »Da habt ihr die Spankörbchen und, wartet mal...« Sie ging rasch in die Diele hinaus und kam mit drei alten, verbeulten Hüten zurück. »Setzt die auf, sonst bekommt ihr einen Sonnenstich!«
Tina griff nach einem braunen Cordhut und probierte ihn. Er war zu groß und rutschte ihr bis über die Augen. Verdutzt schob sie ihn sich in den Nacken. Die Jungen lachten.
»So solltest du zu einer Modenschau gehen«, rief Karl begeistert und stülpte sich seinen Pfadfinderhut auf den Kopf.
»Du siehst aus wie ein Fastnachts-Cowboy!« Heinrich hatte einen alten Sonntagshut vom Bauern aufgesetzt, der ihm gar nicht schlecht paßte. »Wie ein Gentleman!«
Heinrich machte eine artige Verbeugung.
»Na los«, sagte Karl, »gehen wir Beeren zupfen! Unterwegs zum Zaun erklärte er: »Jetzt heißt es: Die guten ins Kröpfchen, die schlechten ins Töpfchen! Das ist der Vorteil bei der Sache.«
»Wieso denn?« fragte Heinrich erstaunt.
»Weil man die Würmer nicht mehr schmeckt, wenn sie zu Marmelade gekocht sind!«
Tina griff sich an den Magen. Diese Marmelade aß sie seit fast einer Woche täglich zum Frühstück — mit Fleischeinlage!
Karl grinste. »Glaubst du, daß die in der Marmeladefabrik jede Beere einzeln untersuchen?«
»Ich will aber keine eingemachten Würmer aufs Brot.«
»Wieso?« fragte Karl. »Die Chinesen essen sie sogar ohne Beeren dazwischen. Sie sollen eine Delikatesse sein.«
»Denk mal an die vielen Vögel, die nur Würmer fressen...«, meinte Heinrich.
»Ihr wollt mich nur verrückt machen!« rief Tina wütend.
Sie erreichten die Brombeerhecke und begannen, ihre Körbe zu füllen. Es war eine mühsame Arbeit. Wenn man sich in die Hecke hineinbeugte und nach schönen Beeren angelte, schienen die Ranken wie mit Händen nach einem zu greifen, und man bekam sogar im Gesicht Kratzer von den scharfen Dornen.
Der große Topf in der Küche begann sich langsam zu füllen. Die Arbeit machte den Kindern Spaß. Als Tina gerade wieder mit ihrem vollen Spankörbchen in die Küche trat, stand Frau Widermoser am Herd und bereitete alles fürs Einkochen vor. Stolz schüttelte Tina ihre Ernte aus und fragte: »Werden die Würmer wirklich mit eingemacht?«
»Aber nein«, erwiderte Frau Widermoser. »Brombeeren haben fast überhaupt keine Würmer, und Himbeeren lege ich eine Weile in eine Schüssel mit Wasser. Die Würmer kommen dann an die Oberfläche und werden abgeseiht.«
»Ach so«, sagte Tina befriedigt und ging wieder. »Wenn jeder noch einen Korb pflückt, reicht es!« rief ihr die Bäuerin hinterher.
Es dauerte nicht mehr lange und sie waren fertig. Karl gab Tina seine Beeren und ging zu seinem Vater, der den Mähdrescher reparierte. »Da bin ich!« Der Bauer legte den Schraubenschlüssel weg, wischte sich die öligen Hände mit Werg ab und sah Karl scharf an. »Ich habe einen Verdacht«, begann er.
Karl schwieg.
»Ich glaube, daß du wieder etwas im Schilde führst. Aber ich warne dich! Wenn du noch einmal nachts ausrückst, lasse ich dich nicht mehr vom Hof, bis Tina und Tim abgeholt werden. Ich habe gesehen, wie ihr Jungs abends am Zaun die Köpfe zusammengesteckt habt. Da ist doch was im Busch. Heraus mit der Sprache!
Karl
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