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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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und jetzt verloren? Hatte er überhaupt die leiseste Ahnung, wie sehr Marilyn sich
     Kinder gewünscht hatte? Undtrotzdem stand er da mit seiner Handtuchtoga wie Cäsar und streute seine allgewaltigen Weisheiten unters Volk.
    Mike machte einen Schritt auf ihn zu. Nick ballte die Faust. »Holla, du Kraftprotz, ich wollte mir doch nur ein paar Klamotten
     holen. Was dagegen?«
    Es wäre so einfach, dachte Nick, als Mike sich über seinen Koffer beugte und sein Kopf genau in Schlagweite war. Jetzt einfach
     die leere Whiskeyflasche nehmen …
    Mike trat wieder zurück. »Ich muss jetzt leider das Handtuch abstreifen, Nick. Vielleicht möchtest du lieber deine sensiblen
     Äugelchen abwenden.«
    Noch mehr Sticheleien. Nick ließ sich nicht abwimmeln. »Wen vom Haken gelassen?«
    »Dad natürlich«, sagte Mike. So hektisch Nicks Stimme gewesen war, so ruhig und kontrolliert war jetzt die von Mike.
    »Was soll das heißen?«
    »Ihr zwei hattet ja offenbar nichts dagegen einzuwenden, ihm einen Freifahrtschein auszustellen, ihn wieder vom Haken zu lassen.
     Also habt ihr eure eigene kleine Nummer abgezogen. Nick und Marcy. Der arme Nick und die arme Marcy. Zwei Heilige, zwei Märtyrer.
     Vereint in stillem Leiden.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Ich kapiere immer noch nicht, wovon zum Teufel zu sprichst.«
    »Ich war der Einzige, der ihm die Stirn geboten hat. Der nicht zulassen wollte, dass er einfach damit durchkam, was er gemacht
     hatte. Und das gilt bis heute.« Mike zog seine Hose hoch und fing an, den Gürtel durch die Schlaufen zu ziehen. Dann hielt
     er inne und sah Nick an. »Erzähl mir bloß nicht, dass du dich nicht mehr an jene Nacht erinnerst. Ich wusste, was er vorhatte.
     Was er mit Moms Tabletten machte. Und wo wart ihr, du und Marcy, als ich ihn damit konfrontiert habe?«
    Nick wusste ganz genau, wovon Mike sprach, tat aber so, als wüsste er es nicht. »Sag du es mir. Du scheinst hier ja der mit
     dem fotografischen Gedächtnis zu sein.«
    »Schlicht und einfach vom Erdboden verschwunden.«
    »Ich dachte, du hättest es nicht ernst gemeint«, erwiderte Nick und versuchte erfolglos, ruhig zu bleiben. »Ich dachte, du
     wärst verrückt geworden, dass du glauben konntest, Dad hätte so etwas machen können.«
    »Und heute? Denkst du heute immer noch, dass ich verrückt war?«
    »Über heute reden wir nicht«, wehrte Nick ab. »Heute bist du nur noch ein Versager. Aber damals … Marcy wusste gar nicht,
     was für einen Verdacht du hattest. Weiß sie übrigens bis heute nicht, soweit mir bekannt ist. Und außerdem waren wir damals
     noch Kinder.«
    »Und ich etwa nicht?«, schrie Mike.
    Jemand bollerte gegen die Wand, und eine Stimme brüllte gedämpft: »Nicht so laut da, ja?«
    Mike drehte sich um und trat so nahe an die Wand heran, als wolle er darauf einschlagen. »He da! Ich muss mir jede Nacht anhören,
     wie du den Sexkanal glotzt und dir dabei einen runterholst. Also halt die Klappe!« Nick und Mike warteten auf eine Antwort.
     Als keine kam, wandte Mike sich grinsend zu Nick um. »Ich hoffe, der Typ ist kein Mann der Kirche.«
    »Ich hoffe, er ist nicht in der Nationalen Schusswaffenvereinigung«, gab Nick zurück.
    Für Nick war das Eis damit gebrochen. Er hoffte, dass sie jetzt normaler miteinander reden konnten.
    Kichernd zog Mike sich weiter an. »Marcy? Von mir aus. Sie war noch jung, und sie war ein Mädchen«, fuhr er mit derselben
     ruhigen und kontrollierten Stimme fort. »Aber du!« Er riss anseinem Hemd, während er mit den Armen in die Ärmel fuhr. »Ich bin nur drei Jahre älter als du, Nick. Kann sein, dass ich dir
     damals auf die Eier gegangen bin, aber ich habe immer auf dich aufgepasst. Und den Kopf für dich hingehalten.« Langsam und
     bedächtig knöpfte Mike sein Hemd zu. »Du dagegen hast dich immer auf die Seite des Alten geschlagen. Wollest nie irgendwelchen
     Ärger. Noch nicht mal, nachdem er deine Mutter umgebracht hatte.«
    »Du lieber Himmel, Mike! Glaubst du das etwa immer noch?«
    Mike starrte Nick an, dann zuckte er die Achseln. »Spielt doch keine Rolle. Du hast deine Entscheidung getroffen und Marcy
     ihre. Was mich betrifft, ich konnte den Kerl einfach nicht mehr ausstehen. Als ihr zwei alt genug wart, euch zu verdrücken,
     habt ihr es nicht getan. Ihr schient einfach vergessen zu haben, was er gemacht hatte. Marcy hat sogar zugelassen, dass ihre
     Tochter dieses Arschloch kennenlernt.« Mike stopfte sich das Hemd in die Hose. »Daher … habt ihr euch das in

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