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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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meinen Augen
     alles selbst zuzuschreiben.«
    »Marcy hat mir erzählt, dass du ihn nach Chicago eingeladen hast«, bemerkte Nick. Er wusste, wie erbärmlich das klang, wie
     offensichtlich sein Versuch war, vom Thema abzulenken. »Also tu hier nicht so, als hättest du nicht …«
    »Er wollte eigentlich jemand ganz anderen anrufen«, unterbrach ihn Mike.
» Eingeladen
habe ich ihn nirgendwohin. Ich habe ihm nur die Hosen runtergelassen. Genau wie an jenem Abend, als ich ihm gesagt habe, dass
     ich wüsste, was er gemacht hatte. Du hast dich derweil im Schrank versteckt und dir in die Hosen gemacht.«
    Nick wurde plötzlich unbehaglich zumute. Hatte er sich wirklich in einem Schrank versteckt? Oder hatte Mike das nur metaphorisch
     gemeint? War Mike überhaupt in der Lage, irgendetwasmetaphorisch auszudrücken? Die Möglichkeit, dass er sich eventuell tatsächlich in einem Schrank versteckt hatte, quälte Nick
     mehr als die Beschuldigung, die Mike gegen ihren Vater erhob.
    »Und die ganze Zeit über, während der ihr zwei beschlossen hattet, mich und meine Familie zu ignorieren, habe ich versucht,
     euch zu helfen«, erklärte Mike. »Ich war am Flughafen und schon auf dem halben Weg nach Des Moines. Aber als ihr zwei mir
     dann diesen Stuss erzählt habt, ihr hättet euren Flug verpasst …«
    »Wir haben ihn überhaupt nicht verpasst. Er wurde gestrichen, weil …«
    »Ich dachte, das wäre nur wieder der übliche Stuss. Spielt aber auch gar keine Rolle mehr. Denn heute Morgen ist mir klar
     geworden, dass ich, wie du sehen kannst …« – Mike breitete die Arme aus, als wolle er das ganze Zimmer umgreifen –, »genü gend eigene Probleme am Hals habe, um die ich mich kümmern muss.«
    Nick war vollkommen verwirrt. Wo sollte man da anfangen? Das stimmte doch alles überhaupt nicht? Mike war doch derjenige gewesen,
     der sich zurückgezogen hatte, nicht er. Und Marcy auch nicht. Er hätte seinem Bruder nie den Rücken zugekehrt. Mike war der
     gewesen, der sich verdrückt hatte. Für die Mädchen. Für die Schule. Und irgendwann dann für immer. Nick spürte, wie es in
     seinem Kopf klingelte.
    Es klingelte tatsächlich.
    »Ist das deins?«, fragte Mike. Er deutete auf den Schreibtisch, wo ein Mobiltelefon vibrierend herumtanzte.
    »Das gehört Marcy«, erklärte Nick knapp.
    Mike nickte. »Beeindruckend. Ihre Tochter hat sich von der Truppe entfernt, und sie vergisst ihr Mobiltelefon. Echt schlau.«
     Darauf trat er seufzend an den Schreibtisch, nur Zentimeter von Nick entfernt, griff nach dem Telefon und sah auf das Display.
    »Das könnte interessant werden«, sagte er und klappte das Telefon auf: »April?«
    April?
Na klasse, dachte Nick. Perfektes Timing. Mike wanderte beim Telefonieren auf und ab.
    »Hank?« Er hob fragend die Augenbrauen in Richtung Nick. »Nein, hier ist dein Onkel Mike. Wie geht es dir? … Im Moment nicht.
     Nur ich und dein anderer Onkel … Genau, Onkel Nick, außer du hast noch einen Onkel, von dem wir nichts wissen … Ja, wir sind
     alle drei zusammen … Ja, deine Mutter auch, nur ist die gerade im … Naperville … Chicago, genau …«
    Es klopfte heftig an der Tür. Mike steckte sich den Finger ins Ohr, damit er das Gespräch mit April fortsetzen konnte.
    »Hast du dich verfahren?«, fragte Nick, als er sah, dass Marcy gar nichts zu essen hatte.
    Marcy schob sich an ihm vorbei und betrat das Zimmer. Mike stand neben dem Fernseher.
    »Ist das mein Telefon?«, fragte sie Nick.
    Noch bevor Nick antworten konnte, war Marcy auch schon auf dem Weg zu Mike und streckte die Hand aus, was Mike ignorierte.
     Als sie ihm auf die Schulter tippte, ging Mike ins Schlafzimmer der Suite und schloss die Tür.
    »Er spricht mit April, stimmt’s?«
    Nick nickte.
    »Also hat sie mich angerufen!«, schloss Marcy. Sie wollte die Schlafzimmertür öffnen, aber Mike hatte sie abgeschlossen.
    »Lass mich mit ihr sprechen«, schrie sie.
    »Warte doch ab, Marcy«, sagte Nick. »Erst mal sehen, was los ist.«
    »Scheiß drauf.«
    Im ersten Moment dachte Nick, dass sie vielleicht wirklich abwarten würde. Aber wie sich herausstellte, war sie nur still,
     damitsie etwas mitbekam. Selbst von seinem Platz aus konnte Nick hören, wie Mike eine Zahlenfolge diktierte.
    »Er gibt ihr seine Kreditkartennummer«, sagte Marcy. »Der Mistkerl hilft ihr auch noch.«
    Und schon fing sie an, gegen die Tür zu trommeln.
    »Mach die verdammte Tür auf! Lass mich mit ihr sprechen!« Marcy merkte, wie ihre Stimme immer

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