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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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konzentrieren und sich eine Band zu suchen, die
     nicht vollkommen beknackt war. Sie sah sich schon in einem dieser Freilichtkonzerte draußen am See auftreten. Keith Spinelli
     würde diese sagenhafte Musik hören und herbeischlendern, um zu sehen, wer das war, und dann würde er staunen, dass es ja April
     war. April Shea da oben auf der Bühne, in vorderster Front. Vielleicht würde sie auf ihn zeigen, ein kleiner Extrabonus, während
     sie den tosenden Jubel der Menge entgegennahm.
    Sie konnte die langen Tage, die vor ihr lagen, kaum erwarten. Sie und Heather würden sich eine richtig satte Bräune verschaffen,
     egal, was ihre Mutter über Hautkrebs faselte. Warum konnte ihre Mutter, die einzige dunkle Wolke am sommerlichen Horizont,
     nicht ein bisschen mehr sein wie die von Heather? Warum nicht ein bisschen mehr wie die Mütter von allen anderen?
    Sie überlegte, welche Möglichkeiten es gab, so oft wie möglich von zu Hause fort zu sein. Sie konnte ja nicht die ganze Zeit
     nur mit Heather abhängen, sonst würde ihr IQ um hundert Punkte fallen. Kelly Honaker wohnte in der Nähe, aber die war so eine
     verlogene Popperschlampe, dass sich April womöglich eine Geschlechtskrankheit einfing, nur weil sie mit ihr zusammen war.
     Chandra Zahm und Allyson Cagley waren nett, aber schon seit dem Kindergarten beste, unzertrennliche Freundinnen und hatten
     sich sogar eine komische eigene Sprache angewöhnt, die April kolossal nervte. Sie konzentrierte sich auf den Rhythmus ihrer
     Schritte, um den Gedanken loszuwerden, dass sie, wenn man mal ehrlich war, keine andere beste Freundin hatte als Heather.
    Als sie den in der halben Einfahrt ihres Hauses geparkten Wagen sah, blieb sie stehen. Sie konnte die Marke nicht identifizieren,
     weil sie sich mit Autos nicht so auskannte wie ihr Großvater, der sich stundenlang über seinen geliebten Impala auslassen
     konnte. Beim Gedanken an ihn verspürte sie einen plötzlichen Stich, denn seit dem Unfall hatte sie ihn nicht mehr besuchen
     dürfen. Als sie jetzt aber näherkam und sah, dass da ein Mercedes stand, war der Großvater schnell vergessen. Wen kannte ihre
     Mutter denn, der so ein teures Auto fuhr?
    Aber klar! April rannte aufs Haus zu. Er war ein großes Tier geworden. Und er war zurückgekommen, genau wie er es versprochen
     hatte.
    April schlug die Tür hinter sich zu.
    »Dad?«
    Sie roch das Parfüm, das ihre Mutter früher immer aufgelegt hatte, wenn sie und ihr Vater ausgingen. Als April noch klein
     gewesen war, war der Geruch für sie gleichbedeutend gewesen mit Babysittern und verzweifeltem Festklammern an ihren aufbrechendenEltern. Später hatte sie sich dann manchmal ins Zimmer ihrer Mutter geschlichen, das quadratische, immer drei viertel volle
     Fläschchen, das auf der Kommode stand, geöffnet und den Duft eingeatmet.
    Aber fast gleichzeitig mit dem Wiedererkennen dieses Dufts erkannte sie, dass der Mann, der mit dem Rücken zu ihr dasaß und
     seine Mutter auf der gegenüberstehenden Couch ansah, gar nicht ihr Vater war.
    Es war Hank Johnson.
    Ihre Mutter wirkte nervös. »Hallo, Schatz«, rief sie, machte einen Schritt auf sie zu und dann wieder einen zurück. »Du erinnerst
     dich doch sicher noch an Mr. Johnson.«
    April nahm jede Kleinigkeit wahr, als sie auf die beiden zuging: das beste Kleid ihrer Mutter, die Perlenkette und jetzt,
     wo sie noch ein bisschen näher kam, auch Hanks ekliges Parfüm.
    »Hi, April«, sagte er. »Lange nicht gesehen, was?«
    April deutete ein Nicken an, schüttelte seine ausgestreckte Hand und bekam eine unfreiwillige Lektion im Einmaleins der kernigen
     Begrüßung: seinem Gegenüber in die Augen schauen, bis über beide Ohren grinsen und zudrücken, dass die Knochen krachen.
    »Mr. Johnson und ich müssen uns mit einem Kaufinteressenten treffen, April«, erklärte ihre Mutter, »und dann haben wir noch
     ein Geschäftsessen. Ich habe dir dein Abendessen in den Kühlschrank gestellt. Du musst es nur noch in die Mikrowelle schieben
     und …«
    »Der Mercedes«, sagte April. Was sie hatte sagen wollen war:
Sie fahren doch einen Lexus. Der Mercedes da draußen ist gar nicht Ihrer.«
    »Gefällt er dir?«, fragte Hank. »Hab ihn erst vor einer Stunde abgeholt.« Hank sah erst auf seine Armbanduhr und dann inRichtung ihrer Mutter. »Wir haben doch noch ein bisschen Zeit, Marcy. Warum machen wir drei nicht einfach eine kleine Spritztour?«
    April warf noch einen Blick auf Hanks perlweiße Zähne, dann drehte sie sich um

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