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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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und marschierte in Richtung Treppe.
    »April?«, rief ihre Mutter.
    Während April langsam und gemächlich emporstieg, hörte sie, wie ihre Mutter Hank Johnson etwas zumurmelte. Die Antwort von
     diesem Arschloch Hank Johnson war deutlich zu vernehmen: »Keine Sorge«, sagte er, »ich war in dem Alter auch nicht anders.«
    Sie lag auf dem Bett und wartete. Einen Augenblick später waberte das Parfüm ihrer Mutter ins Zimmer. April machte die Augen
     zu. Sie hörte, wie leise die Tür geschlossen wurde.
    »Ich kann es nicht fassen, wie du dich da gerade benommen hast«, hörte April. Sie hielt die Augen geschlossen, spürte aber
     auch so den glühenden Blick ihrer Mutter. »Wie kannst du nur so entsetzlich unhöflich sein?«
    »Du darfst nicht weiter mit diesem Widerling ausgehen.« April spürte, wie die Worte zuerst von dem Poster an der Decke und
     danach aus ihrem Mund kamen.
    »Setz dich auf und sieh mich an. Und sprich nicht so laut. Er kann dich hören.«
    »Das hoffe ich.«
    »Was ist denn bloß mir dir los?«
    April wartete. Sie war entschlossen, einfach zu abzuwarten und kein Wort zu sagen. Sollte ihre Mutter doch selbst ihre Schlüsse
     ziehen. Von ihr aus konnte sie bis in alle Ewigkeit da stehenbleiben, wenn sie unbedingt wollte. April würde keinen Ton sagen.
     »Musstest du unbedingt die Perlenkette tragen?«, fragte sie.
    »Wieso Perlenkette? Was soll damit sein?«
    »Nichts. Ich bin sicher, Dad wäre begeistert, wenn er wüsste, dass du sie immer noch trägst.«
    Diesmal dauerte es länger als gewöhnlich, bis ihre Mutter den Mund aufmachte.
    »Jetzt hör mir mal zu, mein Fräulein. Erstens hat mir nicht etwa dein Vater diese Perlenkette gekauft. Der gab sein Geld lieber
     für andere Dinge aus. Besser gesagt, für andere Leute. Diese Kette hat meiner Mutter gehört. Zweitens gehe ich mit diesem
     Mann nicht
aus.
Wir haben ein Geschäftsessen. Ich habe es dir schon einmal erklärt: Hank … Mr. Johnson … ist ein sehr erfolgreicher Immobilienmakler.
     Er ist schon lange im Geschäft. Er hat mir alle möglichen Ratschläge geben. Er war mir eine immense Hilfe. Und dann benimmst
     du dich so?«
    April versuchte, weiterhin ein ausdrucksloses Gesicht zu machen. Gleichgültig. Angewidert.
    »Ich versuche, den Laden hier zusammenzuhalten. Und das ist mein erster Job, bei dem ich nicht mehr buckeln oder hinter jemandem
     herräumen muss. Der muss einfach hinhauen. Wir haben schließlich Ausgaben. In ein paar Jahren wirst du aufs College gehen,
     und irgendeiner muss ja dafür zahlen.«
    »Dann frage ich Dad.«
    »Hah!«
    »Warum hasst du ihn eigentlich so?«
    Ihre Mutter hielt die Luft an. Ihre Züge entspannten sich. »Ich hasse ihn nicht. Nicht mehr. Aber darüber reden wir ein andermal.
     Jetzt gehe ich zuerst mal mit Mr. Johnson zu einem Termin und anschließend noch zu einem
Geschäfts essen
. Er tut mir damit einen Gefallen. Und nur für den Fall, dass du geneigt sein solltest, ihn nicht zu mögen, denk bitte dran,
     dass er gewissermaßen uns beiden einen Gefallen tut.«
    »Und welchen Gefallen tust du ihm?«, fragte April.
    Sie hatte den Schlag nicht erwartet, deshalb tat er am Anfang gar nicht so weh. Aber als sie dann hörte, wie ihre Mutter die
     Treppe hinuntermarschierte und mit Mr. Johnson sprach, wie die Haustür zuging und es still im Haus wurde, da fing ihre Wange
     zu glühen an.
    Sie schluckte die Tränen hinunter. Nach ein paar Minuten schaltete sie ihren Computer an und öffnete die ST-Liste. Ganz oben,
     noch vor dem Namen ihrer Mutter, trug sie den ihres Vaters ein. Sie hackte regelrecht auf die Tasten ein: P-A-T-R-I-C-K S-H-E-A.
     Dann starrte sie den Namen ihres Vaters an. Sie markierte ihn und löschte. Dann ging sie auf »Rückgängig machen«. Dann wieder
     löschen. Rückgängig machen. Und ein letztes Mal löschen. April schaltete den Computer aus und legte sich wieder aufs Bett.
    Ihre Mutter war einfach nur noch zum Kotzen. April musste unbedingt sehen, dass sie fortkam. Und zwar schnellstmöglich, verflucht.
    Roxies Gesichtsausdruck schien sich verändert zu haben. Sie war nicht mehr ganz so in ihre Musik versunken. Stattdessen musterte
     sie April. Es war klar, dass Roxie das, was sich ihr da bot, nicht gefiel: ein Weichei, das sich von seiner Mutter ungestraft
     schlagen ließ, noch dazu ohne Grund. Eine Versagerin, deren Mutter ihre Zeit lieber mit einem irgendeinem Hausierer verbrachte.
     Zum Kotzen.
    Und wer war Roxie gewesen? Nur irgendwer, nur eine x-beliebige Frau

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