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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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metallverarbeitenden Betrieb vorzusprechen. Er war es, der –
Willst du nun ins Geschäft kommen oder nicht?
– Mike immer wieder an der Ehre packte, so dass dieser sich schließlich jeden Abend mit potentiell interessierten Bauerntrampeln
     in Steakbuden und Nudelpalästen um die Ohren schlug.
Wenn es denn sein muss
, war Waynes schlichte Devise. Ein Kunde wollte einen draufmachen? Wayne schlug die Kneipe vor, besoff sich mit ihm und erschien
     trotzdem am nächsten Morgen pünktlich um acht zum nächsten Termin. Ein Kunde stand auf Strip-Klubs? Wayne sorgte dafür, dass
     er auch ja genügend Einzelkarten für die G-Strings in der Tasche hatte. Und bei den seltenen Gelegenheiten, wo sie keine Kunden
     bei Laune zu halten hatten, probierte Wayne seine Fertigkeiten im Schmalzen eben an Rezeptionistinnen, Kellnerinnen, Verkäuferinnen
     und einmal sogar an einer Mautkassiererin aus, meistens erfolgreich.
    Wayne hatte recht, das war jetzt alles schon eine Ewigkeit her. Trotzdem war jenes Jahr für Mike sehr wertvoll gewesen. Wayne
     war immer weiter die Treppe hinaufgefallen und hatte dabei Mike geholfen, ebenfalls weiter die Treppe hinaufzufallen. Er rief
     Mike stets zurück, anfangs aus Loyalität eingedenk des gemeinsamen Jahres an der Front, später dann Mikes Vermutung nach hauptsächlich
     deshalb, weil Wayne wusste, dass Mike wusste, wie viel Dreck er am Stecken hatte. Mike war das nur recht, er beförderte es
     sogar, indem er Wayne gelegentlich kumpelhaft an seine früheren Heldentaten erinnerte. So sorgte er dafür, dass Wayne immer
     die schiere Möglichkeit im Kopf hatte, Mike könnte eines Tages – vielleicht bei einer Firmenfeier oder einem Anlass, woauch die Gattinnen geladen waren – ein Wort über einen von Waynes Fehltritten aus der Frühzeit seiner Karriere fallen lassen.
     Unabsichtlich natürlich.
    Deshalb war Mike jetzt gespannt, welchen Ton und welche Gesprächsführung Wayne wohl wählen würde, sobald er erst die Rechnung
     nachgeprüft und den Scheck ausgestellt hatte und endlich das zur Sprache brachte, das überhaupt zu einem der seltenen Zusammentreffen
     der zwei alten Handelsvertreter geführt hatte. Wayne nahm sich mit dem Nachrechnen eine Menge Zeit. »Kann ja sein, dass du
     weniger Haare hast«, sagte Mike und versuchte einen humorigen Ton in seine Stimme zu legen. Er hob den Whiskey an seine Lippen.
     »Aber die restliche Ausrüstung, die man so braucht, hast du doch noch, oder? So alt sind wir nun auch noch nicht.«
    Wayne unterschrieb den Scheck. Die Kellnerin kam. Wayne reichte ihn ihr und bedankte sich. Als sie diesmal den Tisch verließ,
     blieb Waynes Blick auf Mike geheftet.
    »Stephanie Kraus hat sich bei uns gemeldet«, sagte er.
    Der Whiskey brannte Mike schärfer in der Kehle als gewöhnlich. Dieses Manöver war mal wieder typisch für Wayne. Auf den Punkt
     kommen, wenn der andere es am wenigsten erwartete. Wayne hatte es Mike sogar beigebracht, als der erstmals Führungsaufgaben
     übernommen hatte. Die erste Reaktion verrät dir alles, was du wissen musst, hatte er immer doziert.
    Aber Mike war vorbereitet. Bedächtig schluckte er den Whiskey hinunter und stellte das Glas dann langsam vor sich ab. »Aha?«
    »Genauer gesagt, ihre Anwälte haben sich bei uns gemeldet.«
    Mike nickte. Er musste unbedingt ruhig bleiben. Oder zumindest ruhig tun. Damit hatte er nun doch nicht gerechnet. Er hätte
     sich vorstellen können, dass Stephanie sich vielleicht bei Waynebeschwerte oder einen Beschwerdebrief an die Personalleitung schickte. Aber nicht, dass sie sofort zum Anwalt rennen würde.
     Erst recht nicht nach nur wenigen Tagen. Aber egal, sie konnte Mike ja nichts. Nachdem er ihr Transcon als Kunden weggenommen
     hatte, hatte er sie noch ein paar Monate in der Firma behalten. Außerdem hatte er die Umsatzvorgaben für alle angehoben, nicht
     nur für sie. Und er war nicht mehr nach Cranston gefahren.
    Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du damit durchkommst?
    Sie hatte nichts in der Hand.
    Trotzdem wünschte er sich jetzt, er hätte einen doppelten Whiskey bestellt.
    »Und was haben die so im Auge?«, fragte er. Die gelassene Beiläufigkeit in seiner Stimme gefiel ihm. Cool. Unbeeindruckt.
     Was war da schon dran?
    »Etwa zwei Millionen«, antwortete Wayne.
    Mike schnaubte, vielleicht ein wenig zu laut. »Das ist ja lächerlich«, sagte er. »Sie war nur noch eine Bürde, Wayne. Eine
     gutaussehende Bürde vielleicht, eine gefällige Bürde, eine Bürde mit großen

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