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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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vollen Lippen, die unterschiedlichen Formen und Schaukelbewegungen der Brüste, die unterschiedlichen
     Reaktionen auf seine Berührungen, die Reaktion auf diesen ersten Moment – manche grabschten, manche führten, manche waren
     aggressiv, andere passiv, manche stöhnen, andere lachten, manche schrien oder zitterten oder seufzten. Ja, das war es, erkannte
     Mike: Nicht die Überraschungen mochte er, sondern die Vielfalt. Deshalb verdunkelte sich seine Stimmung erheblich, als er
     jetzt den Wagen von Stephanie Kraus vor seinem Haus auf der Straße stehen sah.
    Er blieb in der halben Einfahrt stehen, um sich zu vergewissern, dass sie es auch wirklich war. Es gab schließlich haufenweise
     Volvos im Staate Illinois, ach was, sogar in seiner eigenen Straße. Die sommerliche Sonne stand inzwischen tief am Himmel
     und warf lange Schatten, deshalb konnte er nicht erkennen, ob jemand auf dem Fahrersitz saß. Er fuhr den Wagen in die Garage,
     stellte den Motor ab, blieb noch eine Weile sitzen und überlegte, was er zu ihr sagen sollte. Es fiel ihm nichts ein. Er würde
     einfach improvisieren müssen.
    Mike stieg aus dem Wagen, trat ins Freie und marschierte mit dem stetigen, selbstsicheren Tempo eines Mannes, der sich nichts
     bieten ließ, den Gehweg hinab. Aber der Wagen war weg.
    Was hatte sie vor? Da war sie zweieinhalb Stunden gefahren … und für was? Mark glotzte die Stelle an, wo der Volvo eben noch gestanden hatte, so als könne er plötzlich wieder auftauchen . Seine eigenen Worte fielen ihm wieder ein.
Du darfst das nicht so persönlich nehmen. Lass dich nicht von deiner Wut
unterkriegen. Du kannst nichts beweisen. Mein Wort steht gegen deins. Es ist nichts Persönliches. Wir hatten doch beide unseren
     Spaß, solange es lief. Warum belassen wir es nicht dabei?
    Er betrat das Haus durch die Küche und schleppte seine Reisetasche und seine Aktentasche hinein. Colleen hatte ihm den Rücken
     zugewandt, sie scheuerte gerade einen Topf. Mike roch … Hamburger? Pizza?
    Als die Tür zufiel, blickte Colleen über die Schulter.
    »Hallo, Schatz«, rief sie, ohne mit dem Scheuern aufzuhören.
    So also grüßt man den siegreichen Helden, dachte Mike. Als er noch klein gewesen und sein Vater von der Arbeit nach Hause
     gekommen war, hatte seine Mutter immer alles stehen und liegen lassen, egal ob sie gerade kochte, spülte oder was auch immer
     tat. Sie hatte sich die Hände an der Schürze abgewischt, war zu ihm gekommen, hatte ihm die Arme um den Hals geschlungen und
     nicht mehr losgelassen. Keine flüchtigen Küsschen. Echte Küsse. Lange Küsse. Und es war ihr auch nicht peinlich, wenn gerade
     Mike und Nick kamen, um ihren Vater zu begrüßen. Sie hatten sogar ihren Schlüpfer ein wenig herauslugen sehen, wenn sie sich
     zu ihrem Mann hochreckte und ihn umklammerte. Ihr Vater lachte und wand sich, bis seine Mutter endlich wieder zu dem zurückkehrte,
     was sie vorher gemacht hatte, mit einem Blick, an den sich Mike noch Jahre später erinnern konnte und erst dann als freudige
     Erwartung erkannte.
    »Wie war die Reise?«, fragte Colleen und wandte sich wieder dem Topf zu.
    »In Ordnung«, sagte Mike. Was sollte er jetzt machen? Rübergehen und sie auf den Nacken küssen, vielleicht die Arme um sie
     legen und an ein, zwei Stellen neckisch kneifen? Oder auspacken? »Auf dem Heimweg habe ich noch angehalten und einengetrunken, Besprechung mit Wayne.« Mike hätte beinahe lauthals gelacht. Ausnahmsweise stimmte das sogar.
    »Wie geht es ihm?«, rief Colleen und scheuerte weiter.
    »Noch ein bisschen kahler und noch ein bisschen fetter.«
    Coleen lachte. Sie stellte das Wasser ab, nahm sich einen Schwamm und küsste Mike auf die Wange, dann wischte sie den Tisch
     ab. »Schafft eben nicht jeder, so in Schuss zu bleiben wie du, Schatz«, sagte sie.
    Wollte sie damit etwas andeuten? Oder sich über ihn lustig machen? Mit Mühe vermied es Mike, sich in den Schritt zu greifen.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte er.
    »Oben. Machen Hausaufgaben. Oder sonst was.«
    Bei Clare hieß sonst was, dass sie entweder am Telefon hing und mit mehreren Freundinnen quasselte oder eine SMS nach der
     anderen verschickte. Bei Ty hieß sonst was, dass er an seinem Computer saß und möglicherweise seine Hausaufgaben machte, wahrscheinlich
     aber auf Sexseiten herumsurfte. Mike beunruhigte das nicht. Wenn es diese Technologie damals gegeben hätte, wäre er in Tys
     Alter überhaupt nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen. Was immer die

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