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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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gegeben, dass er nicht lachen durfte. »Und hast du auch schon das Geld für den Bus beisammen?«, hatte er
     Nick gefragt. Der hatte sie beide einen Moment lang angestarrt und war dann zurück nach oben gestapft, wobei der Koffer gegen
     jede Stufe gerumst war.
    »Weißt du, was ich mit so weit wie möglich meine, Grandpa?«
    »Sag’s mir.«
    »Kalifornien.«
    »Klingt logisch«, antwortete Bill und breitete das Laken auf dem Bett aus. »Viel weiter kommt man nicht, ohne nass zu werden.«
    »Ich meine es ernst, Grandpa. Da gib es eine Sängerin, die ich kenne. Die spielt in dieser Band. Na ja, so richtig kennen
     tue ich sie eigentlich gar nicht, aber sie hat ihre Karriere in San Francisco begonnen. Da drüben gibt es jede Menge Bands,
     die Sängerinnen und Songwriter suchen.«
    Bill nickte. Er hatte noch Clares Warnung im Ohr, bloß nicht zu lachen.
    »Hört sich an, als hättest du einen festen Plan«, sagte er, weil er nicht wusste, was er sonst hätte sagen sollen, das sich
     nicht nach Besserwisserei anhörte.
    »Ich wünschte, es wäre so«, seufzte April. »Ich habe kein Geld und weiß nicht mal, wie ich da hinkommen soll. Eigentlich hänge
     ich solange in meinem armseligen Leben in diesem verschnarchten Kaff fest, bis ich alt genug bin, mir einen Job und einen
     Wagen zu besorgen und mich von hier zu verpissen – Verzeihung, zu verpieseln.«
    Am nächsten Morgen gab es allerdings tatsächlich einen festen Plan. Geschuldet war er einer unbequemen Couch und der Tatsache,
     dass Bill nicht damit fertig wurde, sowohl eine unglückliche Enkeltochter als auch drei Kinder zu haben, die es offenbar nicht
     für nötig befanden, ihn zu besuchen.
    Lange vor Sonnenaufgang war er von der Couch aufgestanden, hatte sich ein paar Blatt Papier, Umschläge und einen Stift gesucht
     und seinen Kindern Briefe geschrieben. In diesen Briefen hatte er – ganz besonders bei Marcy – betont, dass es Aprilgutging. Aber – ABER! – wenn sie wollten, dass Mutter und Tochter wiedervereint wurden, müsse die ganze Familie zusammenhalten.
     In Bälde, schrieb er weiter, werde einer von ihnen einen Hinweis auf einen Ort erhalten, den April und er demnächst besuchen
     würden. Es sei gut möglich, warnte er sie, dass derjenige, der den Hinweis erhielt, ihn nicht verstehen werde. Dafür aber
     einer der anderen. Sie würden also ausnahmsweise mal MITEINANDER REDEN müssen, um es herauszukriegen. Und dann müssten alle
     drei sich genau an diesem Ort einfinden, wo Bill ihnen April »ausliefern« werde. Aber NUR, wenn alle drei da seien, Mike,
     Nick und Marcy.
    Die Übereinkunft allerdings, die er April am Morgen vorschlug, sah ein bisschen anders aus. Er versprach ihr, sie nach San
     Francisco zu bringen – und sie unterwegs sogar ihre Fahrstunden wieder aufnehmen zu lassen. Aber nur und wirklich nur, wenn
     sie einverstanden war, dass sie unterwegs ein paar Stopps einlegten, mindestens drei. Außerdem musste sie versprechen, nicht
     wieder mit ihrer Mutter zu sprechen zu wollen, bis er es ihr erlaubte.
    April stimmte beinahe schon zu, bevor er den ersten Satz ausgesprochen hatte.
    Damit der Brief die Zeit hatte, alle drei seiner Kinder zu erreichen, hatte er April erklärt, dass sie zunächst noch ein paar
     Tage ihre Fahrkünste auf Vordermann bringen müsse – auf Parkplätzen, damit man nicht Gefahr lief, erwischt zu werden oder
     Briefkästen in der Nachbarschaft in Mitleidenschaft zu ziehen. Aber heute, am 17., waren sie zum Stadion der Spartans aufgebrochen.
    Bill fand seine Pfeife wieder, stopfte sie und zündete sie an. Er fragte sich, wie wohl die Unterredung zwischen Nick und
     Mike verlaufen war. Sein erster Hinweis –
10 –10. Aufgang 8. Da sind wir da am 17. Juni –
hatte auf einer ganz normalen kleinen Postkartegestanden, die er zusammen mit dem Brief an Nick geschickt hatte. Offenbar hatten der und Nick ja die größten Schwierigkeiten,
     miteinander zu reden.
    Bill konnte zwar verstehen, warum sie nicht mehr mit ihm sprachen, aber er hatte nie kapiert, was einen Keil zwischen seine
     drei Kinder getrieben hatte, oder zumindest zwischen Mike und die anderen beiden. Merkten die denn gar nicht, wie glücklich
     sie sich schätzen konnten? Bill musste an Jack denken, seinen einzigen, zehn Jahre älteren Bruder, der in den letzten Tagen
     des Zweiten Weltkriegs gefallen war. Bill hatte seinen älteren Bruder nie als Erwachsenen kennengelernt, so wie seine eigenen
     Kinder ihre Geschwister nun erleben konnten. Für

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