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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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Schnee
     gab.
    Eine Zeitlang blieben sie noch in Kontakt. Manny ließ sich inLos Angeles nieder und wurde Polizist. Anfangs schrieben sie sich Briefe, später nur noch Weihnachtskarten und dann gar nicht
     mehr. Bis Bill eines Tages in der Post zwei Eintrittskarten zu der College-Partie Michigan State gegen Notre Dame fand – der
     Begegnung, die sämtliche Medien als Jahrhundertspiel ankündigten.
    Die Karten hatte Mannys Witwe ihm geschickt.
Er hat es mit seinen alten Armeerevolver getan
, hatte sie geschrieben.
Er konnte Korea einfach nicht hinter sich lassen.
    »Das war ein Kumpel von mir aus dem Krieg«, erklärte Bill April. »Er hat mir Karten für das Spiel geschenkt. Notre Dame stand
     auf Platz eins und Michigan auf Platz zwei. Beide hatten die ganze Saison hindurch ihre Gegner plattgemacht. Es ging um die
     Meisterschaft.«
    April nickte, aber Bill merkte, dass sie gar nicht richtig zuhörte.
    »Dein Onkel Mike und ich waren dabei.«
    April schaute ihn an. »Onkel Mike? War der da überhaupt schon auf der Welt?«
    Bill lachte. »Er war damals neun oder zehn. Und ein eingefleischter Fan von Notre Dame.«
    Das stimmte. Bill wusste selbst nicht, wie es dazu gekommen war, von ihm hatte Mike es jedenfalls nicht. Das einzige Mal,
     dass Bill je über Notre Dame gesprochen hatte, war im Zusammenhang mit dem Krieg und Manny, und über den Krieg redete er nicht.
     Aber irgendwie hatte Mike sein Herz an die Fighting Irish verloren. In seinem Zimmer hing sogar ein Poster von Ara Paraseghian
     vor dem Hintergrund der goldenen Kuppel im Stadion von Notre Dame.
    Bill erinnerte sich noch, dass Mike zunächst gedacht hatte, sein Vater wolle ihn aufziehen, als der ihm sagte, er habe Kartenfür das Spiel. Und als Mike merkte, dass es stimmte, fiel er seinem Vater um den Hals. Jeden Abend vor dem Zubettgehen rechnete
     er Bill vor, wie viele Tage es noch bis zum 19. November waren.
    Bill verbrachte mehr Zeit damit, Mike zu beobachten, als das Spiel zu verfolgen. Mike verzog das Gesicht, während Regis Cavender
     für Michigan punktete. Er stöhnte laut auf, als Bubba Smith Terry Hanratty aus dem Spiel foulte. Und Bill befürchtete, Mike
     würde gleich anfangen zu heulen, als der All-Star Nick Eddy mit einer Schulterverletzung ausschied.
    Aber zu Anfang des vierten Quarters hüpfte Mike auf und nieder und umarmte seinen Vater, denn der Kicker der Irish hatte mit
     einem Field Goal zum 10 beide ausgeglichen. Und dann umklammerte Mike gar Bills Hand, als nur noch eine Minute zehn zu spielen
     waren und die Irish an ihrer eigenen 30-Yard-Linie in Ballbesitz kamen.
    »Jetzt Angriff, Dad!«, rief Mike zu ihm hoch. Bill hatte ihn noch nie so glücklich gesehen. »Jetzt kommen die Irish!«
    Aber die Irish blieben, wo sie waren. Parseghian entschied sich dafür, auf Zeit zu spielen.
    Auf dem Weg nach Hause fragte Mike Bill immer wieder, wie Parseghian das nur hatte machen können. »Wie konnte er sich bloß
     mit einem Unentschieden zufriedengeben, Dad? Warum ist er nicht aufs Ganze gegangen?«
    Bill erklärte ebenso wie später auch Parseghian selbst, dass durch ein Unentschieden Notre Dame im Rennen für die Meisterschaft
     blieb. Dass er keinen Ballverlust riskieren konnte. Dass er tun musste, was für die Mannschaft am besten war.
    »Aber er hätte doch trotzdem aufs Ganze gehen müssen, oder, Dad? Du wärst doch aufs Ganze gegangen, oder?«
    Bill wusste nichts zu antworten. Die Worte klingelten ihm inden Ohren.
Du wärst doch aufs Ganze gegangen, oder?
Alles, was ihm in diesem Moment einfiel, war, den Arm auszustrecken und seinem Sohn das Knie zu tätscheln.
    In der darauffolgenden Woche überrannten die Fighting Irish USC im Sturm, 51-0. Aber Mike schaute sich das Spiel nicht einmal
     an, noch verlor er ein Wort darüber, als die Irish schließlich tatsächlich die Meisterschaft gewonnen hatten.
    Parseghians Strategie war aufgegangen. Ein paar Wochen später jedoch bemerkte Bill, dass das Poster von Parseghian nicht mehr
     in Mikes Schlafzimmer hing.
    »Man darf sich nie zufriedengeben«, erklärte Bill in den vor ihm aufsteigenden Qualm hinein. »Nie.«
    April hatte wieder ihre Stöpsel im Ohr und schrieb eifrig in ihre Kladde. Ein Tagebuch, fragte sich Bill. Schrieb sie gerade
     über Football? Über alte Geschichten? Über Qualmen und Fürze?
    Warum hatte er eigentlich selbst nie Tagebuch geführt? Wie viele Abenteuer und Menschen mochte er wohl im Laufe der Jahre
     schon vergessen haben. Mit einem Tagebuch wären sie

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