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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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dicht gefolgt vom ihrem Getrappel durch den Flur und die Treppe hinunter.
    Mike sah Colleen an. »Neuer Freund?«, fragte er.
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Vielleicht sollte ich auch mal klingeln, wenn ich nach Hause komme«, schlug er vor.
    Colleen lachte.
    »Mom?«, rief Clare von der Tür aus. »Es ist jemand für dich.«
    Colleen hob fragend die Augenbrauen. »Nanu?«, murmelte sie. Sie wischte sich die Hände an einem Trockentuch ab und strich
     sich die Haare zurecht. »Also, machst du es?«
    »Mache ich was?«
    »Das, worüber wir gerade gesprochen haben. Deinen Bruder anrufen.«
    Colleen verließ die Küche, unterwegs kam Clare an ihr vorbei.
    »Hi, Daddy, wie war die Reise?«
    Mike umarmte seine Tochter. »In Ordnung«, sagte er. Aber er dachte gar nicht an seine Reise. Er dachte daran, dass er unbedingt
     sofort diesen Brief finden musste.
    »Entschuldige, Schatz«, sagte er und ließ sie los. Kaum war sie aus der flüchtigen Umarmung entlassen, war Clare auch schon
     wieder aus der Küche. Mike öffnete seinen Aktenkoffer und durchwühlte seine Unterlagen.
    Plötzlich erstarrte er. Aus dem Hausflur hörte er eine vertraute Stimme. Die von Colleen war das nicht, sagte er sich, als
     vollziehe er ein kompliziertes Ausschlussverfahren. Auch nicht die von Clare, die war vermutlich längst wieder oben und am
     Telefon oder online. Und ganz bestimmt war es nicht die Stimme von Ty, die jeden Tag tiefer wurde.
    »Was sagen Sie da?«, hörte er Colleen fragen.
    Als die Stimme nun antwortete, gab es keinen Zweifel mehr. Diese Stimme, hatte Mike ihr einmal nach dem Sex zugeraunt, konnte
     tausend Erektionen herbeizaubern.

14
    Bill hatte gehofft, sein Furz sei unbemerkt geblieben, doch nur wenige Augenblicke später kurbelte April die Scheibe hinunter.
    »Hier drin nicht«, protestierte sie.
    Das war großmütig, fand Bill. Großmütiger, als er selbst gewesen wäre. Und draußen herrschte wirklich eine Bullenhitze! Aber
     es war schließlich auch Mitte Juni, und das hier war der Mittlere Westen. Ohne den Kopf zu wenden, sah er, wie April die Ohrstöpsel
     von ihrem Dingsda zurechtrückte. Er klopfte auf seine Hemdtasche, dann auf seine Hosentaschen. Wo zum Teufel steckte seine
     Pfeife?
    »Wie lange müssen wir noch hier rumsitzen und dieses hässliche Teil anglotzen?«, fragte April.
    Das »hässliche Teil« war das Stadion der Spartans. Seit einer Stunde standen sie nun schon davor, genauer gesagt vor Aufgang
     5.
    »Nicht mehr lange«, antwortete Bill.
    Er war noch unentschlossen, wie viel von seinem Plan er April anvertrauen wollte – wenn man von einem Plan überhaupt reden
     konnte. In Wahrheit ließ er alles mehr oder weniger auf sich zukommen, seit sie vor über einer Woche mit einem gelben Seesack
     vor seiner Tür gestanden und gefragt hatte, ob sie für eine Weile bei ihm »pennen« könne. Bill hatte sie gezwungen, ihre Mutter
     anzurufen und ihr zu sagen, wo sie war und dass es ihr gutging. Aber dann hatte April ihm den Hörer gereicht hatte, offenbar
     aufDrängen ihrer Mutter, und er hatte versucht, Marcy zu beruhigen, dass alles schon wieder ins Lot kommen und sie beide vielleicht
     nur ein bisschen Zeit brauchten und Dampf ablassen mussten. Marcy hatte ihm nur zwei Worte zu sagen gehabt, bevor sie den
     Hörer auf die Gabel knallte: Behalt sie!
    »Hast du Lust, mir zu verraten, was hier eigentlich los ist?«, hatte er April gefragt und ihr einen frischen Kopfkissenbezug
     zugeworfen. Das Bett hatte er schon neu bezogen und darauf bestanden, sich selbst auf der Couch im Wohnzimmer einzuquartieren.
    »Nein«, beschied ihn April und stopfte das Kopfkissen – ziemlich unwirsch, wie er fand – in den Bezug. »Doch. Es geht darum,
     dass ich so weit wie möglich von diesem Miststück weg will.«
    Bill hörte auf, das Laken glattzuziehen, und sah sie an. »Du redest von deiner Mutter und meiner Tochter«, sagte er. »Nenn
     sie nie wieder so.«
    Er wartete, bis April nickte.
    »Ist das hier dein erster Zwischenstopp? Um erst mal zu gucken, wie das so geht mit dem so weit wie möglich wegkommen?«
    Genau dieselbe Geschichte hatte Bill schon einmal erlebt. Eines Abends war Nick, damals halb so alt wie April, mit einem Koffer
     im Schlepptau, der doppelt so groß war wie er selbst, in die Küche gekommen und hatte verkündet, er werde von zu Hause abhauen
     und nichts, was sie sagten, würde ihn davon abhalten. Bill und Clare hatten einen verstohlenen Blick ausgetauscht. Clare hat
     Bill zu verstehen

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