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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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kommen.
    Schon allein, dass er den Tod seiner Mutter zur Sprache brachte, genügte, um ein paar Abende lang herumzuknutschen. Dann erklärte
     er ihr eines Abends rätselhaft, seine Familie sei »vollkommen verkorkst«, was ihm schon ein Grabschen unter dem Hemd einbrachte.
     Wochenlang gingen sie nicht viel weiter. Aber dann entdeckte Mike eines Tages die Formel, die ihm in seiner ganzen Collegezeit
     und noch weit darüber hinaus gute Dienste leisten sollte.
    »Ich bin ein komplettes Arschloch gewesen«, beichtete er Angela eines Abends und zog seine Hand von ihrem warmen Körper weg,
     als schäme er sich plötzlich.
    »Wieso denn?«, fragte sie.
    »Du bist die ganze Zeit so gut zu mir und hörst mir mein Gejammer an. Und dabei habe ich dir noch nie zugehört. Du hast es
     ja auch nicht gerade leicht gehabt. Erzähl es mir. Ich will es wissen.«
    Angela erzählte nicht viel. Stattdessen stand sie nach einem langen Kuss auf und ging zum Fuß der Treppe. Nachdem sie sich
     versichert hatte, dass ihre Mutter nicht in der Nähe war, kam sie zu Mike zurück. Sie stellte sich über ihn und legte den
     Finger an den Mund, um ihm zu bedeuten, dass sie leise sein mussten.
    Es war schnell vorbei. Es war verstohlen. Danach weinte sie.
    Jetzt saß Mike in seinem Hotelzimmer und lachte laut auf. Wahrscheinlich musste er seiner Mutter und seinem Vater sogar noch
     dankbar sein, dass sie gestorben war und er getrunken hatte. Diese kleinen Veränderungen hatten ihm geholfen, flachgelegt
     zu werden. Über die ganze Collegezeit hinweg leistete ihm die Geschichte vom Sterben und Saufen gute Dienste, aber nach seinemAbschluss kam er dann in die Welt der Erwachsenen, in die Bars und Schlafzimmer, und packte sein Leben an. Zu diesem Zeitpunkt
     hatte er schon andere Taktiken vervollkommnet, und die Frauen hatten ihre eigenen Bedürfnisse und Absichten. Mike begriff
     sehr schnell, dass die meisten Frauen es genauso gern machten wie er. Und deshalb erwies sich seine Herangehensweise, die
     schnörkellos war, aber nicht aggressiv, in den meisten Fällen als erfolgreich.
    Eine weitere, nicht einmal unangenehme Überraschung war, dass die Frauen offenbar ebenso gern weiterzogen wie er selbst. Eine
     – Shelly? Sherry? – gab ihm sogar so nonchalant den Laufpass, dass er nun doch wissen wollte, warum?
    »Du bist wie Oakland«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«, fragte er. Ihm fielen nur die Oakland Raiders und die Oakland Athletics ein, und er überlegte, an
     welchen Sporthelden er sie wohl erinnert hatte?
    »Gertrude Stein«, erklärte sie. Er glotzte sie verständnislos an. »Schlag es eben nach«, riet sie.
    Die Mühe machte er sich nicht. Aber ein paar Jahre später entdeckte er auf einem Flug im Bordmagazin einen Artikel über Oakland.
     Er war mit dem Zitat von Gertrude Stein überschrieben: »Das Problem bei Oakland ist, dass dort kein dort ist.«
    Immerhin erhielt Mike während der ersten Jahre in Chicago, schon lange, bevor er dieses Zitat las, noch genügend Bestätigung,
     dass er alles mitbrachte, was Frauen »dort« oder sonstwo suchten.
    Bis er dann Colleen traf.
    Zum ersten Mal sah er sie auf einer Messe für Firmen im Großraum Chicago. Mit einigen anderen Leuten gehörte sie zur Besetzung
     des Messestandes einer Werbeagentur, gleich neben dem seiner eigenen Firma. Beim Antransport und Aufbau beobachteteer sie, wie sie darauf achtete, dass alle Aushängeschilder an der richtigen Stelle hingen, dass die Prospekte ordentlich auslagen
     und Firmenschriftzug sowie Slogan so platziert waren, dass die Leute sie sofort sahen, wenn sie den Gang betraten. Offensichtlich
     hatte sie das Sagen und schwirrte ebenso geschäftig wie resolut herum. Doch nach der Art zu urteilen, wie die anderen Mitarbeiter,
     vier Männer und eine weitere Frau, mit ihr umgingen, schien sie keine Chefallüren zu haben. Die Männer gehorchten ihr prompt
     und widerstandslos. Mike wusste, dass sie darauf hofften, von ihr bemerkt und gelobt und am Ende vielleicht so belohnt zu
     werden, wie alle Männer von einer langbeinigen Schönheit wie Colleen belohnt werden wollten. Er bemerkte, wie sie sie anschmachteten,
     wenn sie nicht hinsah, weil sie sich gerade über einen Karton beugte, mit der anderen Frau sprach oder sich gedankenlos in
     die Bluse griff, um einen Träger zurechtzuziehen.
    Später, viel später, als sie schon miteinander ausgingen und in der ersten Zeit ihrer Ehe, beharrte Colleen immer darauf,
     dass er sie angesprochen habe. Mikes

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