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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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Sie war schließlich
     der Grund, warum er in diesem Loch hockte.
    In geradezu überbordender Servicebereitschaft hatte der Mann an der Rezeption ihn dann noch wissen lassen, in etwa zehn Tagen
     sei wieder eine Zwei-Zimmer-Suite verfügbar. Mike hatte ihm gedankt und ihn gebeten, dem Zimmermädchen auszurichten, sie möge
     nicht so viel Clorox benutzen. Dann hatte er eingehängt. Nicht auszudenken, wenn er in einer Woche noch hier wäre. In einer
     Woche war er wieder gemütlich daheim in seinem 400 Quadratmeter großen Haus, dessen Hypotheken ihn beinahe in den Ruin getrieben
     hätten, als er das Anwesen vor zwanzig Jahren gekauft hatte, hauptsächlich Colleen zuliebe. Sie hatte sich nun eben ein großes
     Haus gewünscht, und er hatte sich den Arsch aufgerissen, um es ihr zu bieten. Na schön, in erster Linie hatte sie sich nicht
     ein großes Haus, sondern eine große Familie gewünscht, aber eine große Familie konnte man ja schließlich nicht in eine Bretterbude
     pferchen, richtig? Auch hatte Colleen durchaus einige Befürchtungen wegen der monatlichen Abzahlung geäußert. Und mit der
     »großen Familie« hatte sie eigentlich nur mehr als ein Kind gemeint, maximal aber drei oder vier, da sie selbst ein Einzelkind
     gewesen war. Aber Mike wusste, dass sie sich in dieses Haus verliebt hatte, und er selbst ja auch. Er war jung und ehrgeizig,
     und wenn man einen Mike Warringtonmotivieren wollte, musste man ihm nur sagen, dass er etwas nicht schaffte oder möglicherweise nicht bewältigen würde. Also
     war er die ganze Woche über als Reisender unterwegs, von Montag vor Sonnenaufgang bis spät am Freitagabend. Er fing an, die
     Sollvorgaben zu überreffen, seine Provision stieg, und bald schon steckten sie wegen der monatlichen Tilgungen nicht mehr
     so in der Klemme. Je größer der Kundenstamm wurde, den er sich aufbaute, desto größer wurden auch die Abschlüsse, riesige
     Aufträge von Kunden, die seine Arbeitsmoral bewunderten und wussten, dass er ihre Aufträge in der Fertigung immer durchboxen
     würde. Er und Colleen bekamen einen Anbau. Sie stellten fest, dass sie für ihre Autos inzwischen Luxussteuer zahlen mussten.
     Und als man ihm vor ein paar Jahren den größten Bonus gegeben hatte, den er je bekommen hatte und, wie sich nun herausstellte,
     auch je bekommen würde, hatten sie die restliche Hypothek auf das Haus auf einen Schlag abbezahlt. Sein Steuerberater hatte
     ihm geraten, das nicht zu tun, weil doch der vereinbarte Festzins so niedrig war. Mike wusste zwar, dass sein Steuerberater
     recht hatte, aber es war ihm egal, er wollte trotzdem alles abbezahlen.
    Er lockerte seinen Schlips, holte den Dreiviertelliter Jack Daniels aus der braunen Papiertüte und goss sich zwei Fingerbreit
     voll – und dann noch einen Schluck extra – in einen der kleinen Plastikbecher, die vom Hotel bereitgestellt wurden. Als er
     sich in den unechten Ledersessel setzte, konnte er sich lebhaft ausmalen, was Colleen beim Anblick des dunkelbraunen Bezuges
     gesagt hätte: Ich möchte nicht wissen, was da drin alles für Krankheitserreger hausen. Mike zappte durch die Kanäle und dachte
     dabei an all die Leute, denen er es heimzahlen wollte. Er würde es ihnen mitten ins Gesicht sagen, nur um der Genugtuung willen,
     diesen Typen die Meinung gegeigt zu haben. Angefangenbei der Headhunterin: nettes Lächeln, fester Händedruck, toller Vorbau, falsche Einstellung.
    Er wusste genau, was ihr durch den Kopf gegangen war, als sie ihm versichert hatte, er könne es mit den Besten aufnehmen:
Noch so ein Alter. Nie im Leben stellt jemand den ein mit über fünfzig.
    »Haben Sie schon einmal die Dienstleistungsbranche in Erwägung gezogen?«
    Haben
Sie
schon einmal erwogen, mir einen zu blasen?
    Wayne würde als Nächster an der Reihe sein.
Da kann ich dich nicht mehr raushauen, Kumpel
, hatte er noch gesagt und war schon Augenblicke später Mikes Ex-Boss gewesen.
Sie will uns unbedingt vor Gericht zerren.
Wayne hatte ihm die Nachricht am Telefon überbracht, als Mike sich gerade in einer überfüllten Bar am O’Hare-Flughafen einen
     Drink genehmigte. Transcon könne sich keinen solchen Schlag leisten, hatte er erklärt und sich dann entschuldigt, dass er
     Mike so eine Entscheidung am Telefon mitteilte. Dann hatte er noch gefragt, ob Mike etwas habe, womit er beweisen könne, dass
     sie log. Das sei leider seine einzige Chance, denn die Firma kenne bei solchen Geschichten keinen Pardon.
    Tja, ich hab tatsächlich was

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