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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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erst gestern miteinander gesprochen
     und die Mobilnummern ausgetauscht hatten, nahm Mike vermutlich an, dass sie bereits auf dem neuesten Stand waren – zumindest
     auf dem Stand, auf dem Mike war.
    »Haben wir sie verpasst?«, fragte Nick. »Ich dachte, er hätte gesagt, um zwölf Uhr.«
    »Hat er auch«, antwortete Mike. »Mein Flug gestern Abend wurde gestrichen. Ich wurde auf den ersten heute Morgen umgebucht.
     Deshalb habe ich mich entschieden, April anzurufen und sicherzugehen, dass sie auch wirklich kommen würden. Sie hatte überhaupt
     keinen Schimmer, wovon ich überhaupt redete.«
    »Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich sage. Ich glaube, der Alte hat sie gar nicht eingeweiht.«
    Während Nick versuchte, diese Nachricht zu verdauen, überlegte er schon, wie er das Marcy beibringen sollte. »Ich kapiere
     das nicht. Wo zum Teufel stecken die zwei denn?«
    »Genau weiß ich es nicht«, antwortete Mike. »Hört sich aber so an, als seien sie schon fast aus Nebraska raus.«

23
    Während ihr Großvater auf der Toilette war, studierte April die Straßenkarte. Sie waren früh am Morgen losgefahren und hatten
     schon beinahe fünf Stunden hinter sich. Die meiste Zeit über hatte ihr Großvater geschlafen. Aber genau um zwölf Uhr hatte
     er die Augen geöffnet und verkündet: »Ich muss mal pinkeln und was essen.«
    April war müde, aber als sie auf der Karte herausfand, wo sie sich befanden, machte das sie sofort wieder wach. Sie waren
     kurz vor der Grenze nach Wyoming, also endlich hinter Nebraska und nur noch zwei Staaten von Kalifornien weg. Unglaublich,
     wie sich das alles zog. Während der langen Stunden hinter dem Steuer hatte April sich schon überlegt, eine neue Liste anzufangen;
     SBS – Scheißbundesstaaten. Immerhin, die Leute waren freundlich. Die Kellnerinnen schienen nicht so gehetzt, übellaunig und
     schäbig zu sein wie zu Hause. April fragte sich, ob die Leute wohl umso freundlicher wurden, je weiter man nach Westen kam.
     Wenn ja, dann musste San Francisco ja der netteste Ort auf der Welt sein.
    Außerdem gefiel ihr die Vorstellung, dass sie jetzt schon mehrere Staaten bereist hatte, wenn auch nur auf der Durchfahrt.
     Wenn Heather jetzt noch einmal irgendwas über zum Beispiel Iowa vom Stapel ließ, konnte April sagen:
Ach ja? Warst du überhaupt schon mal da? Ich nämlich schon. Und ich kann dir sagen …
Und wenn Keith Spinelli ihr erst am Telefon des Backstage-Bereichs verzweifelt und todunglücklich gestand, wie sehr er sieliebte und vermisste, würde sie ihm einfach sagen:
Hör mal, ich muss gleich wieder auf die Bühne. Du willst also bei mir sein? Dann mach es wie ich: Brich einfach auf!
    Aber je länger April die Karte studierte, desto nervöser wurde sie. Einerseits war sie stolz darauf, dass sie immer mehr die
     Erwachsenenrolle übernahm, in den Motels am Straßenrand die Zimmer buchte und mit der Kreditkarte ihres Großvaters das Benzin
     und die Mahlzeiten bezahlte. Inzwischen machte es ihr nichts mehr aus, auf dem Highway und auf den breiten Straßen abseits
     der Interstate zu fahren. Aber was würde passieren, wenn sie erst in San Francisco waren? Das war eine riesengroße Stadt mit
     Hügeln und diesen komischen Kabelbahn-Dingern mitten auf der Straße.
    Schon mehrmals hatte sie ihren Großvater gefragt, wie es weiterging, wenn sie erst in San Francisco waren. Wo sollten sie
     übernachten? Wie sollten sie jemanden finden, der April einer Band vorstellte? Er hatte sie immer nur beruhigt, sie solle
     sich keine Sorgen machen, er finde sich in Städten gut zurecht.
Ich bin nicht so alt geworden
,
weil ich ein Bauerntrampel bin,
hatte er erklärt – was auch immer das heißen sollte.
    Oft hatte April das Gefühl, dass es etwas gab, was ihr Großvater ihr verheimlichte. Hintergedanken hätte ihre Mutter das genannt.
    »Sind Sie allein unterwegs?«
    Der Mann, der sie ansprach, war ein fetter Kerl mit Cowboyhut und Stiefeln. Von seinem Hocker hinter der Theke aus starrte
     er sie misstrauisch an.
    »Nein«, antwortete April und gab ihm die Karte zurück.
    »Und wer ist bei Ihnen?«, fragte der Mann.
    Na toll, noch ein Perverser. April zog eine Verbindungslinie von Sparks bis nach Oakland.
    »Miss?«
    April konnte ihn nicht länger ignorieren. »Ich bin mit meinem Großvater unterwegs«, erklärte sie mit unverhohlener Geringschätzung
     in der Stimme.
    Der Mann nickte entgegenkommend. »Ist das der da draußen?«, fragte er und nickte in Richtung des Fensters in

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