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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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nicht bei den Neandertalern. Es gibt eine Menge Sportler, die …«
    »Ich weiß, ich weiß, komm mir jetzt bitte nicht mit – wie heißt das noch? – politisch korrekt. Du darfst nicht vergessen,
     wir reden hier von vor dreißig Jahren. Damals war vieles noch anders. Außerdem ist es sowieso egal. Er hat ein wunderbares
     Mädchen geheiratet. Armes Ding.«
    Armes Ding.
    Diese zwei Worte kamen beinahe unweigerlich, sobald auch nur Tante Marilyns Name fiel. April hatte sie nicht oft getroffen,
     obwohl sie und Aprils Onkel Nick gar nicht weit weg gewohnt hatten, anderes als ihre Tante aus Chicago. Eigentlich kamen die
     beiden nur im Urlaub vorbei, wenn sie auf dem Weg zu einem von Marilyns Verwandten bei ihnen Halt machten. Aber selbst bei
     diesen Stippvisiten wollte ihre Tante immer unbedingt wissen, was April gerade las, was für Musik sie hörte und – jetztschaute Tante Marilyn sich immer um und lehnte sich näher zu ihr herüber, als ob man ihr ein Geheimnis verraten sollte – ob
     sie in jemanden verknallt war. April jedenfalls mochte ihre Tante, auch wenn sie manchmal von ihr ein wenig eingeschüchtert
     war. Tante Marilyn war so groß und immer so gut angezogen und ihr kräftiges schwarzes Haar immer zu solch eleganten, komplizierten,
     atemberaubenden Frisuren getürmt. Dabei war sie gar nicht etwa hochnäsig oder so. Sie war sich nicht zu schade, sich neben
     April auf den Boden zu hocken, sogar in dem schönen Urlaubskleid. Dann saßen sie wie die Indianer zusammen und redeten über
     »Mädchensachen«. Bloß hatte April immer Angst, dass selbst die kleinste Regung von ihr irgendwie Staub aufwirbeln oder sonst
     einen Schaden an Tante Marilyns makelloser Erscheinung anrichten könnte.
    Jetzt, wo April darüber nachdachte, kam es ihr so vor, als habe sich ihre Tante bei diesen Besuchen viel lieber mit ihr beschäftigt
     als mit ihrer Mutter und ihrem Vater. Dabei fiel April wieder eine Gelegenheit ein, als ihr Onkel Nick, der mit seinen Eltern
     im Wohnzimmer gewesen war, auf der Suche nach Marilyn ins Familienzimmer gekommen war, wo sie mit April eine CD anhören wollte.
     Der sonst so ernsthafte Onkel Nick hatte ihre Tante dermaßen angestrahlt, dass April im ersten Moment geglaubt hatte, er sei
     betrunken. Und genauso wie damals fiel es ihr auch jetzt wieder auf, dass ihr Vater ihre Mutter nie so angesehen hatte.
    Onkel Nick, dachte sie. Armes Ding.
    Über mehrere Meilen hinweg war das Pfeifen des Windes durch die leicht geöffnete Fahrertürscheibe das einzige Geräusch. Aber
     gerade, als April angefangen hatte, nach Motel-Schildern am Straßenrand Ausschau zu halten, wurde ihr Großvater wieder gesprächig.
     Die Geschichten kannte sie alle schon:Korea, die Ferien mit der Familie, ein paar schräge Vögel, die er in seiner Vertreterzeit kennengelernt hatte. Und als April
     schließlich ein Motel entdeckt hatte, dessen Leuchtreklame »Zimmer frei« verhieß, erzählte ihr Großvater zum wiederholten
     Male, dass er seiner Clare – irgendwo in Illinois hatte er aufgehört, sie April gegenüber als »deine Großmutter« zu bezeichnen
     – immer treu gewesen war, während alle von seinen Kumpeln sich »die Hörner abstießen«.
    April wollte solche Sachen gar nicht hören. Irgendwie fand sie das abstoßend.
    »Soll ich dich jetzt dafür etwa bewundern?«, fragte sie schließlich.
    Ihr Großvater hielt inne. »Wofür sollst du mich bewundern?«
    »Dafür, dass du nicht mit anderen Frauen gevögelt hast, weil du es Großmutter versprochen hattest.«
    Ihr Großvater warf ihr einen Seitenblick zu. »Du hast eine ganz schön freche Klappe.«
    »Wieso, darum geht es doch hier, oder etwa nicht?« April wusste selbst nicht, warum sie so wütend wurde. Aber am liebsten
     hätte sie laut losgeschrien. Und sie war nicht weit davon entfernt. »Untreu sein. Rumhuren. Andere Frauen ficken. So wie mein
     Vater.«
    »Das reicht!«, schrie ihr Großvater. »Diese Ausdrucksweise gefällt mir licht.
    »Du redest doch die ganze Zeit so«, erwiderte April.
    »Ich meine, aus deinem Mund. Dafür bist du zu … zu … wie heißt noch mal das Wort?«
    »Jung? Tja, da vertust du dich, Grandpa. Ich bin nicht zu jung. Wenn du wüsstest, was ein paar von meinen Freundinnen schon
     alles mit ihren Freunden anstellen. Ich habe es eben nur noch nicht gemacht. Aber sobald ich jemanden kennenlerne, der kein
     kompletterSchwachkopf und Versager ist, werde ich herausfinden, warum alle so ein Tamtam drum machen. Verlass dich

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