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Die fernen Tage der Liebe

Die fernen Tage der Liebe

Titel: Die fernen Tage der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James King
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einem Streifen erzählte. So lange
     hatte April ihn noch nie an einem Stück reden hören. Es beschlich sie das Gefühl, dass sie ebenso gut hätte weg sein können.
     Andererseits war es gut, dass sie hier war, das wusste sie. Denn wennsie jetzt nicht zusammen wären und an einen Ort führen, an dem sie beide noch nie gewesen waren, dann würde er trotzdem dieselben
     Geschichten erzählen, nur eben zu Hause in Ohio. Er würde in einem heruntergekommenen Häuschen in diesem abgewetzten braunen
     Sessel sitzen, seine stinkende Pfeife rauchen, an den widerlichen weißen Haaren in seinen Ohren zupfen und die abblätternde
     Tapete vollquatschen und angrinsen.
    April spürte, wie sie einen Kloß im Hals bekam und die Augen feucht wurden. Wieso heule ich denn jetzt?, fragte sie sich und
     umklammerte das Lenkrad fester. Sie kamen San Francisco immer näher, eigentlich hätte sie doch jubilieren sollen. Wie konnten
     ein geschenkter Keks und der bloße Gedanke an ihren einsamen Großvater bloß eine solche Wirkung auf sie haben? Klar, traurig
     war es schon, aber musste man deshalb gleich flennen? Ihre eigene Gefühlsduselei machte sie noch gefühlsduseliger. Lächerlich.
     April konzentrierte sich wieder auf die Geschichten ihres Großvaters.
    »Ihr Ziel war der Abschluss«, sagte der gerade.
    April merkte, dass sie den Faden verloren und keine Ahnung hatte, was ihr Großvater gerade erzählte. »Grandma ist noch mal
     zur Schule gegangen?«, fragte sie.
    »Nein … nicht doch … sie wollte noch erleben, wenn Nick, dein Onkel Nick, die Highschool abschloss. Dass sie das bei Marcy
     nicht mehr schaffen würde, wusste sie, aber für Nick hat sie noch durchgehalten.«
    Dann, ganz plötzlich schwieg er. Wieder so ein schwarzes Loch. April überlegte krampfhaft, was sie sagen konnte, das sich
     nicht vollkommen dämlich anhörte, vielleicht eine Frage, die nicht gar zu neugierig klang. Am Straßenrand sah sie eine kleine
     Gedenkstätte, ein weißes Kreuz mit einem Farbklecks davor.
    »Die Ärzte?«, hob ihr Großvater wieder an, als hätte ihm jemandgerade eine Frage gestellt. »Die sagten nur, sie würde vielleicht noch eine Weile durchhalten, ihr Zustand könnte sich aber
     auch plötzlich verschlimmern, dann würde es schnell gehen. Und nur für so was brauchen solche Heinis einen schicken Doktortitel?
     Letzten Ende hat sie es dann doch nicht mehr bis zu Mikes Abschluss geschafft. Sie hat aufgegeben.«
    April hob ruckartig den Kopf.
    »Was meinst du damit, sie hat aufgegeben?«
    »Es war einfach zu viel für sie. Der Krebs.«
    »Ja, aber du sagst das so, als würdest du ihr … wie soll ich sagen? … irgendwas vorwerfen. Sie hatte
Krebs
, Grandpa.«
    »Ich weiß, was sie hatte, das kannst du mir getrost glauben«, antwortete er leise. Offenbar hatte er keine Lust, sich zu streiten.
     »Und so ist das überhaupt nicht gemeint. Sie hatte fürchterliche Schmerzen. Ganz fürchterliche.« Er unterbrach sich. »Lass
     uns über was anderes reden.«
    Aber die nächsten dreißig Meilen redeten sie dann doch nicht über etwas anderes. Sie redeten überhaupt nicht.
    Plötzlich sprach er weiter, als hätte er gar nicht aufgehört. »Dabei fällt mir der Tag ein, als Nick einen Touchdown geschafft
     hat.«
    April versuchte, nicht auszuflippen.«Ich dachte, es war ein Baseball-Spiel. Du hast mir doch vorher erzählt, er hat es bis
     zur zweiten Base geschafft.«
    Ihr Großvater runzelte die Stirn. »Wiederhole ich mich?«, fragte er.
    »Nur ungefähr bei jeder Geschichte«, antwortete April lachend.
    Ihr Großvater lachte auch. Ein gutes Zeichen.
    »Was auch immer es war«, sagte er, »ich war ganz schön erleichtert, das kann ich dir sagen.«
    »Erleichtert? Wieso?«
    »Ich hatte schon befürchtet, Nick wäre ein kleiner …« Er stockte. »Was rede ich denn da? Vergiss es.«
    »Ein kleiner was?«, fragte April und versuchte, auf das Wort zu kommen, das er offenbar vergessen hatte. Nach einer weiteren
     Pause sagte ihr Großvater schließlich. »Na ja, bei uns in der Marineinfanterie haben wir dazu gesagt, dass manche Jungs ein
     bisschen zu viel damit beschäftigt waren, ihre Knöpfe zu polieren.«
    April schnappte nach Luft. »Grandpa! Du hast allen Ernstes geglaubt, Onkel Nick wäre schwul?«
    »Nein!«, widersprach ihr Großvater rasch. »Ich meine, so genau kann man das doch nie wissen, oder? Erst dann, wenn sie anfangen,
     sich mit Mädchen zu verabreden. Oder einen Homerun laufen oder so was.«
    »Grandpa, wir sind doch

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