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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Blatt auf.
    Auch Oone hatte es gesehen. Sie macht eine Handbewegung, als wolle sie den Albino aufhalten, änderte dann aber ihre Meinung.
    Elric legte das Blatt auf die offene Handfläche. Er sah nichts Ungewöhnliches. Allerdings stand weit und breit kein einziger Baum. Gerade wollte er Oone nach einer Erklärung dieses Phänomens fragen, als er sah, wie sie starr über seine Schulter blickte.
    »Einen schönen guten Tag wünsche ich euch«, sagte jemand fröhlich. »Welch ein Glück, in dieser elenden Wildnis menschliche Gesellschaft zu finden. Welcher Dreh auf dem alten Rad hat uns wohl hierher gebracht? Was meint ihr?«
    »Sei gegrüßt«, sagte Oone und lächelte jetzt strahlend. »Du bist für die Wüste hier aber völlig falsch gekleidet.«
    »Man hat mir nichts über mein Reiseziel mitgeteilt, nicht einmal, daß ich überhaupt weg sollte.«
    Überrascht drehte Elric sich um. Vor ihm stand ein kleiner Mann, dessen scharfe, fröhliche Gesichtszüge von einem riesigen Turban aus gelber Seide überschattet wurden. Der Kopfputz war so ausladend wie die Schultern des Mannes. Vorne steckte eine Nadel mit einem großen grünen Stein und dahinter erhoben sich mehrere Pfauenfedern. Der Mann schien mehrere Schichten bunter Kleidung aus Seide und Leinen zu tragen. Unter der langen blauen Jacke, die wunderschön bestickt war, glänzte eine ebenso prächtig verzierte Weste, in etwas hellerem, aber genau abgestimmtem Blauton. Die Beine steckten in roten Seidenpumphosen, an den Füßen trug er Pantoffel aus grünem und gelbem Leder, deren Spitze nach oben geschwungen auslief. Der Mann war unbewaffnet. In den Armen hielt er eine schwarz-weiße Katze, auf deren Rücken zusammengefaltete schwarze Seidenflügel lagen.
    Der Mann verbeugte sich vor Elric. »Sei gegrüßt, Herr! Du bist bestimmt der Inbegriff des Helden dieser Ebene. Ich bin-« Er runzelte die Stirn, als habe er seinen Namen vergessen. »Ich bin irgend etwas, das mit »J« anfängt und etwas, das mit »C« anfängt. Es wird mir gleich wieder einfallen. Wenn nicht, fällt mir bestimmt irgendein anderer Name oder Vorfall ein. Ich bin dein - was war das denn bloß? - ach ja, dein Amanuensis.« Er blickte zum Himmel empor. »Ist das eine dieser sonnenlosen Welten? Müssen wir hier ganz ohne Nacht auskommen?«
    Elric schaute Oone an. Sie schien von dieser Erscheinung nichts zu befürchten. »Ich habe keinen Sekretär verlangt, guter Mann«, sagte Elric. »Ich habe auch nicht erwartet, daß man mir einen stellt. Meine Gefährtin und ich sind in dieser Welt auf der Suche-«
    »Eine Suche, aber ja! Das ist deine Rolle. Und meine ist es, dich zu begleiten. Das ist in Ordnung, Herr. Ich heiße-« Doch wieder war ihm sein Name entfallen. »Wie heißt ihr?«
    »Ich bin Elric von Melniboné und das ist Oone, die Traumdiebin.«
    »Dann ist das hier das Land, das die Traumdiebe »Sadanor« nennen, nehme ich an. Gut, dann heiße ich Jaspar Colinadous. Und meine Katze heißt Schnurri, wie immer.«
    Die Katze fühlte sich angesprochen und miaute leise. Ihr Besitzer hörte aufmerksam zu und nickte.
    »Jetzt erkenne ich das Land«, sagte er. »Ihr sucht bestimmt nach dem Marador-Tor, was? Nach dem Land Alter Sehnsüchte?«
    »Bist du etwa auch ein Traumdieb, Jaspar?« fragte Oone überrascht.
    »Ich habe Verwandte, die Traumdiebe sind.«
    »Aber wie bist du hierher gelangt?« fragte Elric. »Durch ein Medium? Hast du, so wie wir, ein sterbliches Kind benutzt?«
    »Du sprichst in Rätseln, guter Herr.« Jaspar Colinadous rückte seinen Turban zurecht, wobei er das Kätzchen liebevoll in einen Ärmel steckte. »Ich reise - scheinbar rein zufällig - zwischen den Welten umher, meist aber auf Geheiß einer Kraft, die ich aber nicht verstehe. Oft soll ich Abenteurer wie euch führen oder begleiten. Aber leider«, seufzte er, »bin ich nicht immer richtig gekleidet für das entsprechende Reich oder den Zeitpunkt meiner Ankunft. Ich glaube, ich träumte gerade, daß ich Sultan sei in einer sagenhaften Stadt, in der ich alle möglichen Reichtümer besaß. Und ich wurde verwöhnt von …«Er wurde rot und vermied Oones Blick. »Verzeiht mir, es war nur ein Traum. Jetzt bin ich daraus erwacht. Unglücklicherweise blieben mir die Kleider aus dem Traum …«
    Elric fand, der Mann redete ziemlichen Blödsinn. Doch Oone hatte keine Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. »Dann kennst du den Weg zum Marador-Tor?«
    »Aber gewiß doch! Wenn dies das Land Gemeinsamer Träume ist.« Behutsam setzte er die

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