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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Schon fiel der nächste von hinten über ihn her. Doch Elric war wieder im Vollbesitz seines kriegerischen Könnens. Lange vor Sturmbringer hatte er schon die Kunst erlernt, mit dem Schwert und dem Dolch umzugehen, und mit mit Bogen und Lanze. Er brauchte keine verzauberte Klinge, um kurzen Prozeß mit dem zweiten und dritten Angreifer zu machen. Er rief Oone zu, sich eine Waffe zu nehmen. Wie der Blitz schoß er zwischen den Tropfsteinsäulen umher und erledigte einen Krieger nach dem anderen. Die Zauberer-Abenteurer bewegten sich unsicher, träge, doch ergriff keiner die Flucht.
    Auch Oone bewies jetzt, daß sie ebensogut wie er mit Waffen umgehen konnte. Elric bewunderte, wie geschickt und anmutig sie parierte und zustieß. Systematisch vermehrte sie den Berg der Leichen um sich, wie eine Katze in einem Rattennest.
    Elric grinste ihr über die Schulter zu. »Für jemand, der noch vor kurzem die Macht der Worte über die des Schwertes stellte, schlägst du keine schlechte Klinge, Teuerste.«
    »Man muß eben beides beherrschen, um die richtige Wahl treffen zu können«, rief sie zurück. Dann erledigte sie den nächsten Feind. »Ich muß zugeben, verehrter Prinz, daß es Zeiten gibt, wo ein ordentliches Stück Stahl mehr wert ist als eine geschliffene Phrase.«
    Sie fochten wie alte Gefährten nebeneinander. Ihre Techniken ergänzten sich hervorragend. Sie kämpften, wie die besten Krieger, ohne Grausamkeit oder Lust am Töten. Ihnen ging es nur darum, so schnell wie möglich den Kampf zu beenden und dabei dem Feind so wenig Schmerz wie möglich zuzufügen.
    Diese Feinde schienen allerdings keinen Schmerz zu spüren. Alle stießen kurz vor dem Tod den gleichen grauenvollen Schrei aus, und ihr Blut war in der Tat ein merkwürdiges Zeug.
    Endlich hatten Elric und Oone es geschafft. Keuchend stützten sie sich auf die geliehenen Klingen und kämpften gegen die Übelkeit an, die so oft einem Kampf folgt.
    Vor ihren Augen lösten sich die Leichen Zusehens auf. Auch das Blut verflüchtigte sich. Bis auf ein paar Waffen zeugte nichts in der Höhle von dem Kampf, der hier stattgefunden hatte.
    »Wohin sind sie verschwunden?«
    Oone nahm eine Scheide auf und steckte ihr Schwert hinein. Trotz all ihrer Worte hatte sie nicht die Absicht, ohne Waffen weiterzugehen. Sie steckte auch noch zwei Dolche in den Gürtel. »Verschwunden? Wohin?« Sie zögerte. »Zurück in das Sammelbecken halblebenden Protoplasmas, aus dem sie kamen.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie waren beinahe Trugbilder, Elric. Aber nicht ganz. Sie waren das, was die Zauberer-Abenteurer zurückließen, wie ich dir erzählte.«
    »Du meinst, daß ein Teil von ihnen in unsere Welt zurückkehrte, so wie ein Teil Alnacs zurückkam?«
    »Genau.« Oone holte Luft, als wolle sie gleich weitergehen.
    »Warte! Vielleicht finden wir dann ja auch Alnac hier. Vielleicht lebt er noch?«
    »Nein! Und wir werden ihn auch nicht suchen!« erklärte sie mit ihrer alten Bestimmtheit. Da wußte Elric, daß es sinnlos war, das Thema weiter zu verfolgen.
    »Wahrscheinlich hätten wir ihn hier sowieso nicht gefunden, nicht im Land Verlorener Überzeugungen. Das ist mehr für Zauberer-Abenteurer«, sagte er leise.
    »Stimmt«, pflichtete sie ihm bei.
    Dann nahm Elric die Traumdiebin in die Arme. Einen kurzen Augenblick lang standen sie engumschlungen da, ehe sie sich wieder aufmachten, um nach dem Celador-Tor zu suchen.
    Als Elric ihr über eine natürliche Felsbrücke über einen dunkelbraunen Fluß half, sagte sie: »Dies ist kein gewöhnliches Abenteuer für mich, Elric. Deshalb brauche ich dich dabei.«
    Elric antwortete nicht, fand es aber seltsam, daß sie etwas aussprach, was seiner Meinung nach für beide selbstverständlich war.
    Als die Frauen mit den Rüsselgesichtern angriffen und mit Netzen und Dornen auf sie losgingen, brauchten Elric und Oone nicht lange, um sich ihren Weg freizukämpfen und die feigen Geschöpfe in die Flucht zu jagen. Auch die fuchsähnlichen Ungeheuer, die auf ihren Hinterbeinen hüpften und Klauen wie Raubvögel hatten, konnten sie nicht lange aufhalten. Die beiden lachten sogar, nachdem sie ein Rudel Biester verscheucht hatten, die nach ihnen schnappten, aber eher wie Pferde in Hundegröße aussahen und einige Worte in menschlicher Sprache von sich gaben, ohne zu wissen, was sie bedeuteten.
    Endlich erreichten sie die Grenzen von Paranor. Vor ihnen erhoben sich zwei gewaltige Türme aus behauenem Stein, mit kleinen Balkonen, Fenstern, Terrassen und

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