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Die Festung der Perle

Die Festung der Perle

Titel: Die Festung der Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Zinnen. Alles war von Efeu und Brombeeren mit hellgelben Früchten überwachsen.
    »Das ist das Celador-Tor«, sagte Oone. Sie schien Hemmungen zu haben, näher heranzugehen. Eine Hand ruhte auf dem Schwertgriff, mit der anderen hielt sie Elrics Arm. Dann holte sie tief und langsam Luft. »Dahinter ist das Land der Wälder.«
    »Du hast es aber »Land Vergessener Liebe« genannt«, widersprach Elric.
    »Aye. Das ist der Traumdiebname.« Sie lachte, doch es klang bitter.
    Elric wußte nicht, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Da er sich nicht aufdrängen wollte, blickte er von ihr zum Tor und wieder auf die Frau an seiner Seite, ohne etwas zu sagen.
    Sanft berührte sie mit der Hand sein knochenbleiches Gesicht. Ihre goldene Haut strotzte vor Lebenskraft. Sie blickte ihm in die Augen. Dann seufzte sie und wandte sich ab. Sie nahm seine Hand und schritt auf das Tor zu.
    Sie gingen durch das Tor zwischen den Türmen hindurch. Sofort stieg Elric der Duft von Laub und Moos in die Nase. Überall standen dichte Eichen, Ulmen und Birken. Die anderen Bäume kannte Elric nicht. Ihr Laub bildete ein dichtes Blätterdach, doch wuchs dies nicht unter dem Licht eines offenen Himmels, sondern unter der Felsendecke der Höhle aus seltsam leuchtenden Steinen. Elric hatte es für unmöglich gehalten, daß unter der Erde Bäume wachsen könnten. Daher staunte er, daß diese hier vor Kraft strotzten und so überaus normal aussahen.
    Umso mehr verblüffte ihn das Geschöpf, das plötzlich aus den Bäumen hervortrat und ihnen dreist den Weg versperrte.
    »Halt! Ich will wissen, was euch herführt!« Das Gesicht war von braunem Fell bedeckt, die Zähne standen weit hervor. Die langen Ohren und großen Augen ließen es wie ein übergroßes Kaninchen aussehen. Allerdings steckte es in einer verbeulten Messingrüstung und unter einem Messinghelm. Auch die Waffen, ein Schwert und ein Speer, kunstvoll und fachgerecht aus Stahl geschmiedet, steckten in Messingscheiden.
    »Wir möchten nur dies Land durchqueren und wollen niemandem ein Leid zufügen. Nur unbeschadet weiterziehen«, erklärte Oone.
    Der Kaninchenkrieger schüttelte den Kopf. »Das ist zu vage«, sagte er und stieß den Speer tief in den dicken Stamm einer Eiche. Der Baum schrie auf. »Das hat der mir auch gesagt. Und auch viele andere.«
    »Die Bäume waren Reisende?« fragte Elric.
    »Wie heißt du, Herr?«
    »Ich bin Elric von Melniboné, und wie Lady Oone will ich niemanden stören. Wir sind auf dem Weg nach Imador.«
    »Ich kenne keinen »Elric«, auch keine »Oone«. Ich bin der Graf von Magnes Doar, und mir gehört das Land hier. Ich habe es erobert. War mein angestammtes Recht. Ihr müßt zurück durchs Tor gehen.«
    »Das können wir nicht«, sagte Oone. »Ein Zurückgehen würde unseren sicheren Tod bedeuten.«
    »Weitergehen würde das gleiche bedeuten. Was ist? Wollt ihr auf ewig hier beim Tor Wurzeln schlagen?«
    »O nein!« Oone legte die Hand aufs Schwert. »Wenn nötig, werden wir uns einen Weg durch deinen Wald schlagen. Unsere Mission ist sehr dringend und eilig. Niemand und nichts kann uns aufhalten.«
    Der Kaninchenkrieger zog den Speer aus der Eiche, die daraufhin aufhörte zu schreien, und warf ihn gegen einen anderen Baum. Nun begann dieser zu schreien und zu stöhnen, bis es selbst dem Grafen von Magnes Doar zu viel wurde und er kopfschüttelnd den Speer wieder herauszog. »Ich glaube, ihr müßt gegen mich kämpfen«, sagte er.
    Da hörten sie einen schrillen Schrei hinter der rechten Säule am Tor. Etwas Weißes tauchte auf. Es war wieder einer der fahlen Reiter mit ihren Rüstungen aus Knochen, Schildpatt und Perlmutt. Seine schrecklichen Augen blitzten vor Haß, als sein Pferd gegen eine Schranke schlug, die nicht dagewesen war, als Elric und Oone hereinkamen.
    Dann war die Schranke weg, und der Krieger griff an.
    Der Albino und die Traumdiebin machten sich kampfbereit. Doch dann stieß der Graf von Magnes Doar mit seinem Speer nach dem Reiter. Die Speerspitze prallte an der Rüstung ab, die stärker war, als sie aussah. Das Schwert ging hoch und sauste herab, beinahe verächtlich durchschnitt es den Messinghelm und drang tief ins Gehirn des Kaninchenkriegers ein. Er schwankte und stolperte nach hinten. Schwert und Speer ließ er fallen und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. Seine braunen Augen schienen noch größer zu werden. Wimmernd drehte er sich mehrmals im Kreis, dann fiel er auf die Knie.
    Elric und Oone hatten sich hinter einer der

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