Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
seine Zähne erneut in seine Beute und zerrte sie davon. Und hörte man genau hin, konnte man das ferne Bersten von Knochen noch vernehmen.
»Beim Alten Wolf«, meinte die alte Enke mit rauer Stimme, die sich als Erste wieder fasste, und sah hoch zu mir. »Das war beeindruckend … nun, Havald, denkst du, dass deine Rüstung auch gegen den Angriff solch einer Kreatur besteht?«
Ich konnte nur ungläubig den Kopf schütteln, es war eine Weile her, dass ich mich derart klein gefühlt hatte.
»Dort«, meldete sich Zokora zu Wort und wies auf einen entfernten Lichtschein, der nun, da die Nacht immer näher kam, zu erkennen war. »Dieses Licht kommt vom Grabungsort der Priester. Er liegt keine Meile von hier entfernt, hinter dieser niedrigen, runden Ruine. Wir müssen nur dieser Straße folgen, um ihn zu erreichen.«
Die Straße, in der ein Ungeheuer seinen Bau hatte, das vielleicht selbst den Verschlinger erschreckt hätte.
Sie prüfte den Sitz ihres Schwertes und ihrer Dolche und sah dann hoch zu mir. »Ihr wartet hier, während ich das Lager erkunde.« Sie sah, wie Varosch zu seinem Packen gehen wollte, wo seine Armbrust lag. »Auch du, Varosch«, sagte sie überraschend sanft.
»Ich begleite dich«, widersprach er, doch sie schüttelte den Kopf.
»Nein«, erwiderte sie. »Du bleibst hier. Eine der Gaben meiner Göttin ist der spurenlose Gang, dieses Ungeheuer wird mich nicht wittern können. Auch wenn du besser darin geworden bist, dich zu verbergen, gilt dies nicht für dich.«
»Dafür gab mir Boron eine andere Gabe«, meinte Varosch stur und hielt nun seine Armbrust hoch. »Das Auge dieser Bestie ist nicht gepanzert, ein Bolzen dort wird auch dieses Ungeheuer sicher zur Strecke bringen.«
»Hebe dir diesen Schuss für ein lohnenderes Ziel auf«, sagte Zokora. »Dieses Ungeheuer ist letztlich nur ein Tier, wir haben andere Feinde, die weitaus gefährlicher sind.« Sie musterte uns alle. »Ihr bleibt hier«, bestimmte sie, auch wenn von uns kein Widerspruch gekommen war. »Ich werde bald zurück sein.«
Ohne auf unsere Antwort zu warten, ging sie davon. Varosch schien zu zögern. »Lass es«, bat ich ihn leise. »Du hast es oft genug schon selbst gesagt, Zokora weiß, was sie tut, und wir sollten ihr vertrauen.«
Varosch sah ihr nach und schüttelte den Kopf. »Ich vertraue ihr«, meinte er dann grimmig. »Ich wünschte nur, sie würde auch mir vertrauen.«
»Götter!«, meinte Serafine entnervt. »Hast du dieses Biest gesehen? Wer weiß, was sonst noch da draußen umherstreift, wir kennen diesen Ort noch nicht, wir müssen ihn erst noch erkunden, um die Gefahren einzuschätzen … und das ist es, was Zokora am besten kann! Mit Vertrauen hat dies nichts zu tun!«
»Kraha!«, gab Konrad krächzend von sich und schmiegte seinen Kopf an Enkes Haar. »Kraha.«
»Er sagt, dass du keine Flügel hast«, erklärte die alte Enke leise. »Und hier die Hasen Menschen fressen.«
»Und damit«, meinte Serafine grimmig, »sollte das entschieden sein!«
»Viele dieser Ungeheuer wird es hier nicht geben«, sagte Serafine nachdenklich. Wir standen zusammen an der Glaswand und sahen in die Dunkelheit hinaus. Nur der kleinere Mond war bereits aufgegangen, und er war nur eine Sichel, mehr als schattenhafte Formen konnte ich dort draußen nicht erkennen. »Es sind Raubtiere«, fuhr sie fort. »Jedes von ihnen wird ein Revier für sich beanspruchen, ob sie nun Panzer tragen oder nicht, das wird sich nicht geändert haben. Es gibt nicht genügend Platz für sie.«
»Eines dieser Viecher reicht mir«, meinte die alte Enke, als sie sich zu uns gesellte und jedem von uns einen Becher mit dampfendem Tee hinhielt. »Ein Kräutertee«, erklärte sie, als ich an dem Becher roch. »Er wird unseren Geruch verändern, ich hoffe, dass wir dann nicht mehr wie Beute riechen.«
Serafine nahm einen Schluck und hustete. »Bitter!«, keuchte sie und wedelte mit der Hand, als hätte sie sich verbrannt.
»Ja«, nickte die Hexe mit einem breiten Grinsen. »Aber es ist besser, als gefressen zu werden. Zudem wird er dich auch gut schlafen lassen. Ich … bei den eisigen Höllen, was ist das?«
Das war eine dunkelrote Lichtsäule, die vor unseren Augen vom Lager der Priester in die Höhe schoss und die ganze Ruinenstadt in ein rötliches Licht tauchte. Für einen Lidschlag lang sah ich die Panzerkatze dort unten sitzen, sie sah zu uns hinauf, als ob sie überlegen würde, wie sie zu uns gelangen konnte, doch dann verschwand der Strahl
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