Die Festung der Titanen: Die Götterkriege 4 (German Edition)
Staub aus dem Fell klopfte. »Nicht einen Tag hier und ich wäre beinahe zwei Mal schon gestorben … und wir haben nicht einen Feind gesehen.« Sie sah mit weiten Augen zu Zokora hin. »Geschieht das öfter? Dass die Wände von den Ruinen stürzen?«
»Vermutlich«, antwortete Zokora. »Es liegen ja genügend Trümmer auf den Straßen. Doch du fragst die Falsche, ich weiß nicht viel mehr als du, ich hatte gestern gerade Zeit genug, das Lager der Priester auszuspähen und einen Ort für uns zu finden, an dem wir sicher sind.«
»Sind wir das?«, fragte Serafine zweifelnd und sah hoch zur Decke, um mit ihrem Blick dem Rohr zu folgen, bis dorthin, wo die Decke eingeknickt und das Rohr gebrochen war. »Was, wenn alles über uns einstürzt und wir hier begraben werden?«
»Dann stürzt es ein, und wir sind bei den Göttern«, sagte Zokora schulterzuckend.
»Sehe es anders, Kindchen«, erwiderte die alte Enke gelassen. »Dieser Ort ist älter als alles, was wir Menschen je errichtet haben. Irgendwann wird auch diese Ruine einstürzen, irgendwann wird von all dem hier nichts zu sehen sein, aber bis dahin sind auch die angeblich so mächtigen Mauern Askirs zu Staub zerfallen. Bis es so weit ist, weigere ich mich, mir den Kopf über etwas zu zerbrechen, das ich nicht ändern kann.«
Ein kreischender Schrei aus der Dunkelheit ließ Varosch, Serafine und mich zusammenzucken, doch die alte Enke lachte und hob ihre Hand, als Konrad in den schwachen Schein meines Stabes flog.
»Kraha!«, begrüßte er uns, nachdem er auf ihrer Hand gelandet und dann ihren Arm entlang hin zu ihrer Schulter gelaufen war. Er musterte uns mit dunklen Augen. »Kraha«, fügte er hinzu und nickte heftig.
»Was sagt er?«, fragte Serafine.
»Dass die Hasen hier Klauen und Zähne haben und nicht schmecken«, sagte die alte Enke und lachte. »Er ist tatsächlich froh, uns zu sehen, dieser Ort gefällt ihm nicht.«
»Ich frage mich, warum«, grummelte Serafine und machte sich nun ebenfalls daran, ihr Pferd von diesem grauen Staub zu säubern.
Ich hatte schon befürchtet, dass wir hier unten in der klammen Dunkelheit unser Lager aufschlagen müssten, doch nachdem die Pferde versorgt waren, führte uns Zokora die Treppe hinauf und durch einen Gang zu einer anderen, lichteren Halle, die mich erneut staunen ließ.
Der größte Teil des Gebäudes über uns war bereits eingefallen, Risse zogen sich durch die Wände und die massiven Säulen, aber dieser Ort war hell und trocken und besaß eine erstaunliche Besonderheit: Der östliche Teil der Wand war aus Glas, das zwar Sprünge und Risse hatte, gleichwohl noch immer stand. Überall hatte sich Moos gebildet, und ein großer Teil dieser gläsernen Wände war von außen dicht umwuchert, doch hier und da konnte man das Moos von dem Glas wischen und nach draußen schauen.
»Bei Boron«, stellte Varosch beeindruckt fest. »Dieses Glas ist gut zwei Handbreit dick und klar wie Wasser!«
Das mochte sein, aber mit all den Pflanzen und dem Moos, das das Licht grün färbte, kam es mir vor, als befänden wir uns unter Wasser.
»Das muss einmal die Eingangshalle gewesen sein«, stellte Serafine staunend fest, als sie die riesigen gläsernen Türen betrachtete, die von Schutt, Gesteinsbrocken und Dornenhecken fast bedeckt waren. Von diesen Türen aus führte eine breite Treppe hinauf zu einer leicht erhöhten Ebene. Getragen wurde diese Halle von drei Säulen, zwei von ihnen waren hohl und mit Brocken und Schutt gefüllt, die dritte stand inmitten eines weiten Beckens, das noch immer Wasser hielt und dessen Rand mit Figuren von Tieren verziert war, von denen ich die meisten kaum erkannte.
Das Bezaubernde an diesem Ort waren die hellen Mosaike, die sich in einem verschlungenen Muster über alle Oberflächen zogen, das grüne Licht ließ die Mosaiksteine im Becken und an den Wänden schillern wie die Flügel einer Wyvern, nur am Boden waren sie zumeist durch eine dicke Schicht von Staub und Dreck verborgen.
Überall befanden sich Fundamente von Einbauten oder Gerätschaften, deren Sinn und Zweck sich uns nicht mehr erschloss, aber es gab vier gläserne Räume, von denen sich Zokora einen als unser Ziel auserkoren hatte.
»Wartet«, sagte die alte Enke, als wir uns daranmachten, die Pferde abzusatteln, um danach unser Lager zu errichten. »Hier ist mir zu viel Staub.« Sie bat uns mit einer Geste zurückzutreten und klatschte in die Hände, eine Windhose entstand in dem Raum, den wir uns als Lager ausgedacht
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