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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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die in al­len Far­ben des Re­gen­bo­gens glit­zer­te. »Desi­na ver­zwei­fel­te einst dar­an, wie sie Was­ser schaf­fen konn­te  … für mich braucht es jetzt nicht mehr als einen Ge­dan­ken.« Ich ließ das Was­ser zwi­schen mei­nen Fin­gern ver­lau­fen und in den See trop­fen, wo es für einen Mo­ment noch leuch­te­te. »Die Er­fah­run­gen, das Wis­sen, die Ta­len­te von Tau­sen­den von Le­ben  … sie sind jetzt mein, wenn ich es nur will. All das, was ich vor­her nicht ver­stand, ver­ste­he ich jetzt, Dut­zen­de, nein Hun­der­te von Schrift­ge­lehr­ten, die ihr gan­zes Le­ben da­für op­fer­ten, die Welt, wie sie ist, zu ver­ste­hen und zu er­klä­ren, sie ha­ben mir die Früch­te ih­rer Ar­beit hin­ter­las­sen.«
    »Weißt du wahr­lich al­les?«, frag­te sie mich fast schon ehr­fürch­tig, und ich lach­te.
    »Al­les? Nein!« Ich schüt­tel­te den Kopf. »Nur vie­les. Es wä­re auch scha­de, wenn es kei­ne Wun­der mehr für mich gä­be  … und es gibt sie, die Wun­der, Fin­na. Je mehr ich weiß, um­so mehr ver­ste­he ich, dass es noch mehr gibt, hin­ter je­der Er­klä­rung war­tet ein neu­es Rät­sel, ei­ne neue wun­der­sa­me Her­aus­for­de­rung, ei­ne neue Su­che nach dem nächs­ten Wun­der, das sich nicht er­klä­ren lässt. Es ist noch ge­nü­gend in der Welt, das mich stau­nen las­sen kann  … nur se­he ich die Welt nun an­ders.« Ich schau­te zu ihr hin, mus­ter­te sie sorg­fäl­tig, je­de Wim­per, je­de Fal­te, je­de Som­mer­spros­se, den Schwung ih­rer Lip­pen, den Blick ih­rer Au­gen, und mach­te mir ein Bild von ihr, das ich in mei­nem Her­zen auf­be­wah­ren wür­de bis zu mei­nem En­de. »Doch es ver­än­dert mich«, ge­stand ich ihr lei­se. »Er­staun­li­cher­wei­se nicht in dem, wer ich bin, die­se Furcht hat sich als halt­los er­wie­sen. Aber in mei­nen Mög­lich­kei­ten. Fin­na  …«, sag­te ich rau. »Ich ha­be Angst vor dem, was ich tun wer­de.«
    »Du meinst, vor dem, was du tun könn­test?«, frag­te sie.
    »Nein«, gab ich ihr lei­se Ant­wort. »Vor dem, was ich tun wer­de. Was ich tun muss.« Ich sah hoch zu den Lich­tern über mir, dann wei­ter hoch zu Sol­tars Tuch. »Ich glau­be, selbst die Göt­ter fürch­ten sich da­vor.«
    »Was kann ich tun?«, frag­te sie lei­se.
    »Sei du nur du«, bat ich sie. »Sei für mich der An­ker, der mich in so vie­len Le­ben ge­hal­ten hat.«
    Sie lach­te lei­se. »Es sind nur zwei, Ha­vald.«
    Ich sag­te nichts da­zu, ich wuss­te, dass sie irr­te. Sie be­haup­te­te, dass sie mich wie­der­er­ken­nen wür­de, egal in wel­chem Le­ben, und ich glaub­te ihr. Denn das Glei­che galt für mich, denn ich wuss­te jetzt, wer das Mäd­chen ge­we­sen war das la­chend ih­re Kat­ze be­mal­te. Ich sah zu Zo­ko­ra und Va­rosch hin­über und be­geg­ne­te dem Blick der al­ten En­ke, von der ich mehr und mehr ver­mu­te­te, dass sie weit mehr war als nur die He­xe aus dem Blub­ber­moor. Wie oft wa­ren wir uns schon be­geg­net, wie oft hat­te das Schick­sal oder der Wil­le der Göt­ter uns schon zu­sam­men­ge­führt, wie oft hat­ten wir die­sen glei­chen Kampf schon be­strit­ten?
    Ir­gend­wann muss­te es ein En­de fin­den. Oder einen neu­en An­fang.
    »Kommt ihr?«, rief Va­rosch, und ich nick­te. »So­gleich.« Denn so ei­lig konn­ten wir es nicht ha­ben, dass nicht noch Zeit war, in Se­ra­fi­nes Lip­pen zu ver­sin­ken.
    Als wir den rie­sen­haf­ten Wäch­ter er­reich­ten, der still und dun­kel in dem Tun­nel stand, blieb ich zu­rück, gab an, zu schau­en, ob sich ein Stein in Zeus’ Hu­fen ver­fan­gen hat­te, und wand­te mich dann dem schweig­sa­men Ge­sel­len zu. Einst hat­te et­was ihm ein Loch in sei­nen Pan­zer ge­brannt, zu­gleich es aber auch so ver­schmol­zen, dass es ihn ge­gen die Zeit ver­sie­gelt hat­te. Ich fand, was ich such­te, ein win­zi­ger Kris­tall, der nur et­was ge­dreht wer­den muss­te und ei­ner klei­nen An­re­gung be­durf­te.
    Als ich wei­ter­ritt, glüh­te und fun­kel­te es un­ter dem grü­nen Glas, es wür­de dau­ern, doch ir­gend­wann wür­de der Wäch­ter wie­der er­wa­chen und er­neut sei­ner Be­stim­mung fol­gen. Nichts von die­ser Welt war dann noch im­stan­de, die­sen Tun­nel zu pas­sie­ren.
    Als ich wie­der

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