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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ver­wüs­te­ten Platz hin­weg, und für einen kur­z­en Au­gen­blick sah ich ihn, wie er einst ge­we­sen war, glän­zend, leuch­tend, vol­ler Hoff­nung auf ei­ne strah­len­de Zu­kunft. Noch im­mer ver­stand ich nicht, wie es nun mit mir und all die­sen frem­den Er­in­ne­run­gen war, die der Ver­schlin­ger mir ge­ge­ben hat­te, doch jetzt muss­te ich lä­cheln, als ich ein klei­nes Mäd­chen vor mir sah, das mit ih­rem Haus­tier spiel­te, ei­ner Kat­ze mit sechs Bei­nen und glän­zen­den Pan­zer­plat­ten, die das Mäd­chen mit bun­ten Mus­tern an­ge­malt hat­te.
    »Was ist?«, frag­te mich Se­ra­fi­ne, als sie ihr Pferd zu dem Dickicht führ­te, das den Ein­gang zu den Tun­neln ver­barg. »Du schaust so selt­sam.«
    »Nichts«, sag­te ich lei­se, wäh­rend ich mich frag­te, wie lan­ge es wohl her sein moch­te, dass die­ses Mäd­chen mit ih­rer Kat­ze ge­spielt hat­te. Wie lan­ge, wie vie­le Le­ben wa­ren Le­an­dra, Se­ra­fi­ne und ich jetzt schon ver­bun­den? Das war es, was Oma­gor uns neh­men woll­te, und in mei­nen Au­gen war je­des Op­fer an­ge­mes­sen, um ihn dar­an zu hin­dern. Wie­der la­ger­ten wir an die­sem wun­der­sa­men Ort, die­sem Gar­ten in der Dun­kel­heit. Un­se­ren neu­en Freun­den miss­fiel es dort, es war zu hell für sie und zwang sie da­zu, er­neut ih­ren Au­gen­schutz zu tra­gen, aber mir war die­ser Ort will­kom­men und er­laub­te mir ei­ne kur­ze Zeit der Be­sin­nung.
    Se­ra­fi­ne fand mich an die­sem Teich sit­zend, wo ich ei­ner die­ser großen Bie­nen zu­sah, wie sie flei­ßig ih­re Ar­beit tat. Ei­ne Er­in­ne­rung dar­an, wie ich jetzt ver­stand, dass es doch kein Pa­ra­dies war, das uns hier so freund­lich auf­nahm. Denn hiel­ten wir uns zu lan­ge hier auf, wür­de das, was die Bie­nen hat­te wach­sen las­sen, uns tö­ten. In et­wa ei­ne Ker­zen­län­ge, so hoff­te ich, wür­de uns al­ler­dings nicht scha­den.
    »Wie geht es dir, Ha­vald?«, frag­te sie lei­se, als sie sich ne­ben mich setz­te. »Seit­dem du den Ver­schlin­ger be­zwun­gen hast, kommt es mir vor, als ob du dich von uns zu­rück­ge­zo­gen hast.«
    »Ich brau­che Zeit«, ant­wor­te­te ich ihr und pflück­te einen der Gras­hal­me, um mit ihm zu spie­len. »Ich muss mich erst noch wie­der­fin­den.«
    »Wie meinst du das?«, frag­te sie vor­sich­tig. »Sind es wie­der die­se  … Bü­cher, die dich be­drän­gen?«
    Ich schüt­tel­te leicht den Kopf.
    »Nein. Nicht mehr, ich ha­be ge­lernt, da­mit um­zu­ge­hen. Ich  … ich neh­me mir nur das, was ich für den Mo­ment brau­che, und nur das, was un­be­dingt nö­tig ist. So ver­hin­de­re ich, dass es mich über­wäl­tigt.«
    »Was be­schäf­tigt dich dann?«
    »Was es al­les für mich be­deu­tet«, sag­te ich zö­gernd. »Schau  … Ich war im­mer schon grö­ßer und stär­ker als die meis­ten. In man­cher Hin­sicht ein Vor­teil  … in an­de­rer Hin­sicht  …« Ich lä­chel­te schwach. »Du weißt, was ich mei­ne, du trägst ge­nü­gend blaue Fle­cken, die ent­stan­den, als ich nicht acht­sam mit dir um­ging.«
    »Ich bin nicht zer­brech­lich, Ha­vald«, lach­te sie. »Ich ha­be mich auch nie dar­über be­schwert.«
    Ich nick­te. »Du hast mir einst er­zählt, dass der Kai­ser, ob­wohl eher zier­lich denn kräf­tig ge­baut, mit ei­ner Hand einen Stein zer­drücken konn­te.«
    Sie nick­te und sah mich fra­gend an.
    »Ich weiß jetzt, wie er es tat«, seufz­te ich. »Ob ich es so woll­te oder nicht, ich be­sit­ze jetzt mehr Macht und Wis­sen, als ein Mensch be­sit­zen soll­te. Wie der Kai­ser auch, muss ich mich nun fra­gen, was ich da­mit tue.« Ich zog sie an mich her­an, und sie leg­te ih­ren Kopf auf mei­ne Schul­ter, wäh­rend wir ge­mein­sam ei­nem Was­ser­läu­fer zu­sa­hen, der über die Ober­flä­che rann­te, um im Schilf auf der an­de­ren Sei­te zu ver­schwin­den. »Ich füh­le mich, als ob ich be­tro­gen hät­te. Ich ha­be es mir nicht ver­dient. Schau Ase­la an oder Desi­na, wie hart sie da­für ar­bei­ten muss­ten, die zu sein, die sie sind. All die Jah­re der Stu­di­en, Ver­su­che und Fehl­schlä­ge  … sie blie­ben mir er­spart. Hier  …« Ich streck­te die Hand aus und ließ dar­über ei­ne klei­ne Ku­gel aus Was­ser ent­ste­hen,

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