Die Festung der Titanen
da.«
»Ragnars Tochter«, nickte sie und tätschelte den Hals der Stute, als diese unruhig wurde. »Ich auch, deshalb habe ich Gerlon mitgebracht, er soll schauen, ob er bei der Heilung helfen kann.« Sie sah sich um, musterte die abgebrannten Häuser und seufzte. »Ich bin nicht nur wegen ihr da … weißt du, dass dies das erste Mal ist, dass ich Coldenstatt betrete? Die einzige freie Stadt meines Königsreiches … und ich sehe sie zum ersten Mal.«
Gerlon, der Priester, der mir mein Schwert zurückgebracht hatte. Ich hatte ihn kaum erkannt, er sah älter aus, und sein Haar war an den Schläfen grau geworden. Ich nickte ihm zu, er nickte freundlich zurück, auch wenn ich die Fragen in seinen Augen sah. Und nicht nur in den seinen, jeder hier starrte uns neugierig an.
Das stellte auch Leandra fest.
»Sag, gibt es einen Ort, an dem wir ungestört sind?«
»Nicht in ganz Coldenstatt«, lächelte ich. »Doch der Bär und das Elfenkind besitzt zwei Schankräume, einen für die reichen Herren, den anderen für den Rest von uns, ich denke, der alte Selfreid wird sich überzeugen lassen. Aber das ist für später, zuerst will ich nach Hrelde sehen.«
Sie nickte. »Ich rufe Gerlon«, meinte sie und hob den Arm, um den Priester heranzuwinken, der sich gerade in den Schnee kniete, um einem kleinen Mädchen zuzuhören, das ihm wohl etwas Wichtiges zu berichten hatte.
»Das ist nicht nötig«, unterbrach ich sie sanft. »Er kann hier mehr tun.«
Leandra sah mich prüfend an, nickte dann.
»Wo entlang?«
»Hier«, sagte ich und wies den Weg. »Es ist nicht weit.«
Eine Magd öffnete uns die Tür und fiel fast in Ohnmacht, als sie Leandra sah. »Die Königin!«, stöhnte sie und taumelte zurück.
»Dummes Kind!«, hörte ich Esires Stimme. »So bitte sie doch hinein!«
Im nächsten Moment sah ich sie, klein, zierlich und in höchsten Umständen … im nächsten Augenblick schon warf sie mich fast um, als sie mir entgegenflog.
»Havald!«, rief sie und umarmte mich erneut. »Wo ist der andere Ochse?«, rief sie suchend. »Hast du ihn mir zurückgebracht?« Dann sah sie Leandra, die von ihrer Stute abgestiegen war. »Bei Borons Hinterteil«, brach es aus ihr hervor. »Das ist sie wirklich!« Sie musterte Leandra. »Ihr seid die Königin! Sonst trägt doch niemand einen goldenen Reif!«
»Ja«, lächelte Leandra. »Ich bin Leandra di Girancourt.«
»Fered!«, rief Esire quer über den Hof zur Scheune hin, wo ein junger Bursche stand und uns mit weiten Augen anstarrte. »Wach auf und kümmere dich um das Pferd der Königin! Und du, Kind!«, herrschte sie die Magd an, die mit großen Augen zitternd starrte. »Stehe hier nicht so herum, schüre das Feuer in der Stube!« Dann griff sie meinen Mantel und sah mit zusammengekniffenen Augen zu mir hoch. »Havald, wo, bei allen Dämonen, ist Ragnar, was hat er wieder angestellt? Götter …«, hauchte sie, als ich nicht schnell genug den Mund aufbekam, was bei ihr in der Tat auch schwierig war. »Es ist ihm doch nichts geschehen?«
»Er ist verletzt«, sagte ich und hob hastig die Hand, um den nächsten Wortschwall aufzuhalten. »Aber er wird wieder werden, wir sind wegen Hrelde da.«
»Kommt rein!«, rief sie und zog mich in die gute Stube. »Auch Ihr, und lasst die Kälte draußen!« Sie sah hin zu Leandra, die etwas erheitert wirkte. »Ihr seht durchfroren aus, Alna soll Euch heißen Met bringen, er weckt die Geister, sagt Ragnar immer, und es stimmt! Zumindest macht er warm!« Sie hob die Stimme an. »Kinder!«, rief sie. »Havald ist hier«, um dann zu mir herumzuwirbeln. »Du hast hoffentlich Geschenke mitgebracht, sonst werden sie dir nie vergeben … und Hoheit, setzt Euch doch, steht nicht so herum! Hrelde wird sich freuen, sie ist wach, aber es geht ihr nicht gut, es wird sie aufmuntern, dich zu sehen!« Sie hob drohend ihren Zeigefinger an. »Aber
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