Die Festung der Titanen
Handschuhe auszog und ihr Schwert aushängte.
»Kartoffeltopf«, sagte der Wirt beschämt. »Von Kartoffeln haben wir genug.«
»So soll es das sein, guter Mann«, teilte sie ihm mit und sah zu, wie er sich verbeugte und rückwärts davoneilte, um die Tür hinter sich zuzuziehen. Dann seufzte sie und lehnte sich schwer gegen die Stuhllehne an, ohne sich jedoch zu setzen.
»So«, meinte sie. »Das war … unerwartet.«
»Es ist auch schwer zu verstehen«, sagte ich betreten. »Es ist einiges geschehen.«
»Das denke ich mir.« Sie lächelte. »Doch ich meinte Ragnars Weib und seine Kinder. Sind sie immer so?«
»Ja«, lachte ich. »Sie sind, wie sie sein sollen, wie Ragnar sie sich wünscht, unerschrocken, neugierig und nicht einzuschüchtern. Er sagt immer, er wäre selbst schuld daran, doch er sagt es mit einem stolzen Ton.«
»Esire und er sind zu beneiden«, meinte sie leise. Dem konnte ich nur zustimmen. Sie ließ den Stuhl los und ging unruhig auf und ab, um dann stehen zu bleiben und mich mit ihrem Blick einzufangen. »Havald«, sagte sie schließlich rau. »Wir müssen miteinander reden.«
»Ich werde bald wiederkommen«, versprach ich ihr. »Ich muss nur zurück, ich habe es Helis versprochen, sie wartet schon auf mich.«
»Helis«, murmelte sie und sah für einen Moment niedergeschlagen aus, bevor sie wieder ihre Schultern straffte. »Dann solltest du gehen«, erwiderte sie. »Es hat noch Zeit, ich wollte sowieso noch nicht …«
»Was ist?«, fragte ich sie sanft. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass es ihr um meine neuen Fähigkeiten ging, diesen zerbrechlichen Blick hatte ich bei meiner tapferen Königin noch nie zuvor gesehen.
»Es ist nichts, was man nebenbei besprechen sollte«, meinte sie. »Es war nur so überraschend, dich zu sehen, und Esire und ihre Kinder …« Sie lächelte tapfer. »Wir können reden, wenn du zurückkommst. Gehe du zu Helis zurück und richte ihr meine Grüße aus, ich wünsche euch beiden den Segen der Götter.«
Jetzt war ich beunruhigt, und vielleicht auch, weil ich vor so kurzer Zeit Aleytes Talente in Anspruch genommen hatte, schaute ich nun nach ihr, nur dass ich zuerst nicht verstand, was ich da sah. In der Sicht der Magie strahlte Leandra wie ein leuchtender Stern, nicht viel anders als Elsine und weitaus stärker als Aleahaenne oder Enke. Doch etwas war bei ihr anders, es gab ein Schimmern, das … es sah aus wie bei Esire, die …
»Götter«, flüsterte ich, als mir die Knie schwach wurden und ich mich hastig in einen Stuhl fallen ließ. »Du bist mit Kind!«
»Havald«, seufzte sie. »Du kannst einfach nicht tun, was man dir sagt, nicht wahr? Ich wollte warten, es ist noch reichlich Zeit.«
»Wann?«, fragte ich, während ich mich wunderte, wie ich noch atmen konnte, so sehr schnürte es mir den Hals ab. Meine Hände zitterten, stellte ich überrascht fest. Nein, nicht nur meine Hände, ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub.
»Du bist bleich geworden«, stellte sie besorgt fest. »Ist es so schlimm für dich? Ich …« Sie stockte und sah mich entsetzt an. »Ich dachte nicht, dass du es nicht willst«, flüsterte sie gebrochen, während ihre Augen feucht wurden.
Ich schüttelte nur hilflos den Kopf.
»Das ist es nicht«, brachte ich mühsam heraus. »Nur … unerwartet, wie du sagst. Wann?«
Sie lächelte etwas mühsam. »Die letzte Nacht, als deine Königin dich zu ihr befahl … du wolltest die Krone nicht mit mir teilen, und ich wollte dich nicht zwingen, aber es gibt eine Pflicht, die eine Königin besitzt … die eines Erben.«
»Ich verstehe«, sagte ich rau.
»Nein«, widersprach sie leise. »Das tust du nicht. Ohne diese Nacht … ich wäre gezwungen gewesen, jemand anderen zu finden, der bei mir liegt, und der Gedanke ist mir unerträglich gewesen. Er ist es noch immer. Wenn
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