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Die Festung der Titanen

Die Festung der Titanen

Titel: Die Festung der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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bei­de. Esi­re, die die Hän­de in ihr Kleid ge­krallt hat­te, nick­te nur, aber na­tür­lich muss­te Le­an­dra nach­fra­gen.
    »Wo­von?«
    »Da­von«, ant­wor­te­te ich und leg­te mei­ne Hän­de sanft auf Hrel­des zer­schmet­ter­tes Bein. Aley­te hat­te nicht ge­lo­gen, er war ein gu­ter Chir­urg ge­we­sen, nach mehr hat­te er auch nie ge­strebt. Ich wuss­te, was ich tat, und doch ver­stand ich es nicht zur Gän­ze, al­so über­ließ ich es ihm, sei­nem Wis­sen, sei­ner Er­fah­rung und sei­nen ge­schick­ten Hän­den und sei­ner Ma­gie, die hier, wo der Wel­ten­strom nur ei­ni­ge Mei­len ent­fernt un­ter dem Ham­mer­kopf sich kreuz­te, über­reich­lich vor­han­den war.
    Ein Bein war für mich ein Bein ge­we­sen, ich wuss­te, dass es dar­in Kno­chen gab und Mus­keln, Adern, aus de­nen man blu­ten konn­te, aber Aley­tes Au­gen sa­hen dort ein gan­zes wun­der­sa­mes Uni­ver­sum, in dem al­les einen Sinn und Zweck, einen Platz und ei­ne Auf­ga­be be­saß. Ei­ne Welt, die er nun wie­der so ord­ne­te, wie es rich­tig war. Bei mir hin­ter­ließ es ein Ge­fühl des Stau­nens und des Wun­derns und ei­ne tie­fe Be­frie­di­gung, wie ich sie zu­vor nur kann­te, wenn ich mei­ne Mö­bel bau­te. Auf ein­mal fühl­te ich über­ra­schend doch noch Mit­leid mit Ar­kin, es war ein ar­mes Le­ben, wenn man nur Zer­stö­rung kann­te.
    Lang­sam nahm ich mei­ne Hän­de von den blu­ti­gen Ver­bän­den und setz­te mich zu­rück auf mei­ne Fer­sen, jetzt ver­stand ich bes­ser, wie es Men­schen wie Bru­der Jon oder Ger­lon mög­lich war, ihr Le­ben in den Dienst der Göt­ter zu stel­len, oder wie Orikes jahr­zehn­te­lang zu ler­nen und zu stu­die­ren, um ein Me­di­kus zu wer­den.
    Aley­te und der Ver­schlin­ger, zum Schluss wa­ren sie bei­de eins ge­we­sen, hat­te er sich da­mit ab­ge­fun­den, dass er ein Un­ge­heu­er war. Doch zu­vor, in ei­ner jun­gen Welt, war er kein Un­ge­heu­er ge­we­sen, son­dern je­mand, der Freu­de dar­aus ge­zo­gen hat­te, an­de­ren zu hel­fen. Ich hoff­te, dass er mei­nen lei­sen Dank ver­nahm.
    »Was  …«, flüs­ter­te Le­an­dra er­grif­fen, als ich mei­nen Dolch zog und vor­sich­tig die blu­ti­gen Ver­bän­de auf­trenn­te, um ein schlan­kes, ge­ra­des, ge­sun­des Bein frei­zu­le­gen, das sich nun auch Hrel­de stau­nend be­sah. »Was  … was hast du ge­tan?«
    »Et­was, das gut und rich­tig ist«, ant­wor­te­te ich ihr hei­ser und sah zu Esi­re hin. »Es darf nie­mand wis­sen«, bat ich sie. »Nie­mand au­ßer Rag­nar.«
    »Warum nicht?«, flüs­ter­te Esi­re und stell­te da­mit die Fra­ge, die auch Le­an­dra auf den Lip­pen brann­te.
    »Es ist zu früh.«
    Wie ich er­fuhr, war der al­te Sel­freid vor zwei Mon­den fried­lich zu Sol­tar ge­gan­gen, doch Gel­freid, sein Sohn, hät­te Le­an­dra auch sein letz­tes Hemd ge­ge­ben, hät­te sie nur da­nach ge­fragt. Al­ler­dings nicht oh­ne ei­ne Ent­loh­nung, was ganz im Sin­ne sei­nes Va­ters war, des­sen Va­ter wie­der­um in die Tür zu sei­nem Gast­hof die Wör­ter »Selbst die Göt­ter sind will­kom­men, so­lan­ge sie die Ze­che zah­len« mit ei­nem hei­ßen Ei­sen ein­ge­brannt hat­te. Seit­dem ein Scherz­bold ihm ein Glas mit Ze­cken hin­ge­stellt hat­te, war der Buch­sta­be nach­ge­zeich­net wor­den, al­ler­dings war das dann zu spät ge­we­sen, und jetzt war Col­den­statt im gan­zen Reich der ein­zi­ge Ort, wo man die Ze­cke zahl­te.
    Selbst Le­an­dra schmun­zel­te, als sie den Spruch las.
    »Ich ha­be Gel­freids Groß­va­ter an­ge­bo­ten, ei­ne neue Tür für ihn zu zim­mern«, teil­te ich ihr lä­chelnd mit, als uns der Wirt in den pri­va­ten Schan­kraum führ­te. »Aber da­für ist er zu knau­se­rig ge­we­sen.«
    »Mit gu­tem Grund«, sag­te Gel­freid grin­send. »Es war ei­ne gu­te Tür, wie man auch heu­te noch sieht, sie schließt noch im­mer und hat sich kaum ver­zo­gen.« Er schau­te un­ter­wür­fig zu Le­an­dra hin. »Wir ha­ben nur noch ein Schwein, doch wenn Ihr wünscht, kann ich ein Fer­kel schlach­ten, sonst ha­ben wir nur noch et­was Wurst und Ge­mü­se üb­rig, wir sind an al­lem et­was knapp.«
    »Was tischt Er sei­nen an­de­ren Gäs­ten auf?«, frag­te Le­an­dra, wäh­rend sie ih­re

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