Die Festung der Titanen
»Ich wollte nur sagen, dass Serafine … Helis in Bessarein aufgewachsen ist, wo man es etwas anders sieht oder sah als hier bei uns. Ich habe es so verstanden, dass er sie versorgt hat und sie stolz darauf waren, ihn zum Vater zu haben.«
»Tatsächlich«, entgegnete Leandra nachdenklich, »hat Helis etwas Derartiges angedeutet.«
»Hat sie?«, fragte ich sie überrascht. »Wann?«
»Als wir festgestellt haben, dass es keinen Sinn ergibt, dass wir uns anfeinden, wenn der Mann, den wir beide lieben, tot in einem Tempel liegt«, sagte Leandra und schluckte. »Ich hoffe nur, dass sie es noch immer so sieht.«
Das hoffte ich auch. Ich schob den leeren Teller von mir. »Ich muss gehen«, teilte ich ihr bedauernd mit. »Je länger ich sie warten lasse, umso ärger wird es, es hat jetzt schon länger gedauert als gedacht. Ich … wir kommen bald zurück. Ich … ich besitze jetzt andere Möglichkeiten.«
»Offensichtlich«, sagte sie und lachte leise, auch wenn es etwas mühsam klang. »Wir kamen nicht dazu, dass du mir erzählen konntest, wie dies geschah. Auch wenn ich immer schon den Verdacht hatte, dass du noch andere Talente besitzt.«
»Götter«, stöhnte ich. »Du weißt nicht mal den kleinsten Teil davon!«
»Dann komme bald wieder, um es mir zu erklären«, lächelte sie, als ich aufstand und meinen Stab ergriff.
»So bald wie möglich«, versprach ich und tat den weiten Schritt zu Serafine zurück, das Letzte, was ich dort sah, war Gelfreid, der mit offenem Mund in der Tür stand und starrte.
29
Nicht nebenbei
Wo das Zelt gestanden hatte, war jetzt ein leerer Platz. Dafür sah ich Serafine auf einer Kiste sitzen, die Arme über der Brust verschränkt, ihr Pferd und Zeus standen gesattelt neben ihr und schnaubten, als sie mich so plötzlich vor ihnen stehen sahen. Damit waren sie nicht die Einzigen, Serafine schnaubte auch. »Wir müssen uns noch einig werden, was das Wort ›gleich‹ für dich bedeutet! Hier«, fügte sie entnervt hinzu und reichte mir Zeus’ Zügel. »Die anderen warten dort vorne schon auf dich.« Sie bedachte mich mit einem misstrauischen Blick. »Was ist? Erheitert es dich so sehr, wenn ich mit dir schimpfe?«
Ich zog mich in Zeus’ Sattel und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich vergesse immer, dass du auch eine Prinzessin bist«, teilte ich ihr mit. »Und nicht nur eine Obristin, die ihren Vorgesetzten mahnt.«
»Es liegt nicht daran«, schmunzelte sie. »Du brauchst jemanden, der dir die Meinung sagt. Wenn ich nur nicken würde, würdest du mich nicht mehr schätzen.« Sie lachte leise. »Ich gebe zu, es ist ein schmaler Grat, zu viel davon und du wirst still.«
Wurde ich das? Wenn dies zutraf, dann war es mir bislang noch nicht aufgefallen.
»Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich war in Coldenstatt, Hrelde …«
Sie nickte »Der das Bein zerschmettert wurde, ich weiß. Das war gut von dir, sich um sie zu kümmern aber … Götter! Coldenstatt? Das ist um die halbe Welt! Selbst Asela ist vorsichtig, wenn sie ein Tor über solch eine Entfernung öffnet!« Sie musterte mich sorgfältig. »Wenigstens scheinst du diesmal nicht in Mühlräder gefallen zu sein. Wie geht es dem Kind?«
»Besser jetzt«, antwortete ich. »Aleyte … du erinnerst dich, er hat mir meine Hand gerichtet?«
»Zokora sagt, sie wäre auch so verheilt.«
»Ja. Mag sein. Dennoch, er heilte meine Hand … und hinterließ mir seine Fähigkeiten, sodass ich Hreldes Bein richten konnte«, teilte ich ihr mit. »Es war unbeschreiblich … ich wusste nicht, wie viel Wundersames es in einem Bein zu entdecken gibt, ich laufe nur auf ihnen und habe nicht oft darüber nachgedacht!«
Sie lachte. »Das sieht dir ähnlich! Du hast sie also heilen können? Wie ein Priester?«
»Nein«, sagte ich. »Nicht wie ein Priester, wie ein Chirurg oder Medikus, doch mit Magie und nicht
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